#3 Der erste Schultag✔︎

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Am nächsten Morgen zog ich so schnell, wie möglich meine Uniform an und rannte in Rekordzeit zum Frühstück, da ich etwas spät dran war. Ich schaufelte mir eine große Portion Rührei auf den Teller und setzte mich an den Tisch, wo ich auch gestern zu Abend gegessen hatte. Die Blicke der neugierigen Jungen ignorierte ich einfach, da ich sowieso nichts dagegen tun konnte. Ich schlug mein Buch auf und während ich las bemerkte ich gar nicht, wie sich eine Reihe anderer Personen neben mir niederließen. Erst als mir ein Stück Rührei geklaut wurde schnellte mein Kopf nach oben. "Hey!", brüllte ich Stephan an, der sich gerade amüsiert das Ei in den Mund schob. "Gut geschlafen?", fragte Ottokar, der sich auch einfach ein Stück Ei nahm. "Klar, natürlich. Bedient euch gerne alle bei meinem Essen", meinte ich sarkastisch und schaute die beiden Diebe böse an. "Du wirfst immer gleich mit Komplimenten um dich", fing Dampfwalze an, "da habe ich direkt gute Laune." Ich streckte ihm die Zunge raus und widmete mich wieder meinem Buch, obwohl ich nicht wirklich weit kam. Nach genau einer Minute ertönte der Gong und signalisierte uns, dass wir jetzt zum Unterricht gehen mussten.

Nachdem ich mich etwas verlaufen hatte und mich geweigert hatte die Hilfe von Stephan, Ottokar und den anderen Jungs anzunehmen kam ich noch rechtzeitig im Physiksaal an. Ich erblickte die 5 er Truppe, die bereits ganz hinten Platz genommen hatte. Dank meinem Glück konnte ich mich nur noch seufzend vor sie setzen. Kurze Zeit später kam dann auch unser Lehrer durch die Tür spaziert und fing an uns zu unterrichten.

Er zeigte plötzlich auf mich. "Tahlia richtig?" Ich nickte stumm. "Was ist eine dynamische Wirkung?", wollte er von mir wissen. Ich musste gar nicht erst überlegen. "Eine dynamische Wirkung verändert den Bewegungszustand eines Körpers." "Beispiele?" Noch immer ruhte sein Blick auf mir. "Ein Auto. Es kann bremsen, beschleunigen und die Richtung ändern". "Hervorragend!", rief er, "nehmt euch ein Beispiel an Tahlia, Jungs." Alle stöhnten gleichzeitig auf. Ihnen gefiel es wohl nicht schlechter als ein Mädchen dargestellt zu werden. Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen.

Fertig mit der Schule lief ich erschöpft die kahlen, grauen Gänge zum Speisesaal entlang. Dort angekommen nahm mich mein Onkel sofort in Empfang. "Und wie war dein erster Tag in der Schule? Hat es dir gefallen? War jeder nett zu dir? Hast du schon Freunde gefunden?", durchlöcherte er mich mit Fragen, die ich alle nicht wirklich beantworten wollte. Es war schon nett, dass er sich so für mich interessierte, aber ich wollte einfach essen und dann in meinem Zimmer verschwinden. "War ganz okay", gab ich also knapp von mir, holte mir Essen und setzte mich dann an meinen Stammplatz. Ich schaute auf, als ich lautes Gelächter hörte und erblickte natürlich meine allerliebste Lieblingsjungsbande. Mein Blick traf den von Ottokar. Nur einen kurzen Augenblick, aber irgendwie wirkte er bedrückt. So schnell wie ich aufgeschaut hatte, wendete ich meinen Blick auch wieder ab und befasste mich den Rest des Essens mit der Wiederholung des heutigen Unterrichts.

Es war der nächste Morgen und es ging mir erstaunlich gut. Ich war sehr gut aus dem Bett gekommen, war schnell im Bad fertig und war gut in der Zeit. Zumindest musste ich heute nicht zum Frühstück sprinten, sondern konnte mir Zeit lassen. Doch als ich am Zimmer der Jungs vorbeikam und ein komisches Geräusch wahrnahm stoppte ich. Was war das denn? Ich öffnete leise die Tür. Sie hatten doch tatsächlich einen Sitzkreis gebildet und summten irgendwas vor sich hin. Ich stand eine Weile verwirrt im Raum und fragte mich was zum Henker sie dort trieben. Waren alle Jungen in unserem Alter so komisch? "Was zur Hölle macht ihr da? Seid ihr besessen?", fragte ich dann schließlich. Augenblicklich zuckten alle zusammen und Mücke schrie auf. Ich hielt mir den Bauch, während ich mich kaputt lachte. Das war das beste, was ich je gesehen hatte. "Mann Tahlia, hör auf ständig unbemerkt in unser Zimmer zu schleichen!", zischte Dampfwalze hörbar genervt. Ich ließ mir Zeit mich wieder zusammen zu reißen und setzte ein breites Grinsen auf. "Na, wie ich sehe geht es dir wieder gut", antwortete ich dem Jungen mit Locken. "Naja. Ich kann diesen Geschmack immer noch schmecken. Es war grauenvoll.." Ich verzog angeekelt das Gesicht. "Bitte erspar mir die Details. Also..was macht ihr hier? Seid ihr in irgendeinem Kult, oder so?" "Nein", entgegnete Ottokar kopfschüttelnd, "wir überlegen uns einen neuen Streich für die Hühner." "Die Hühner?", wollte ich verwirrt wissen und verschränkte die Arme. "Die Schülerinnen aus Rosenfels. Dem Mädcheninternat gegenüber vom See", erklärte Strehlau. Interessant. Hier gab es also auch ein Mädcheninternat. "Und euch", ich blickte sie alle der Reihe nach skeptisch an, "fällt nicht ein einziger Streich ein?" Sie kamen mir wie diese Typen vor, die mehrere Streichideen pro Tag hatten. Wie die Weasley Zwillinge aus Harry Potter. "Jaja. Zieh uns ruhig damit auf", schoss Stephan ziemlich grantig zurück. Ich lächelte nur noch breiter. "Kann ich euch da theoretisch helfen?" "Nein!", schrien alle gleichzeitig und ich runzelte die Stirn. "Du bist kein Schreckensteiner und dazu noch ein Mädchen!", rief Dampfwalze, als hätte ich seinen Lieblingsfußballer beleidigt. Jetzt rollte ich mit den Augen. Das waren echt totale Spinner. Saßen dort in einem Kreis, als würden sie jemanden opfern und sagten mir dann ich könne nicht mitmachen, weil ich ein Mädchen war. "Wie ihr wollt. Ich hätte eine Idee gehabt", gab ich an und machte auf dem Absatz kehrt, um davon zu gehen.

Ich aß gerade meinen Toast, als die Türen geräuschvoll aufgeworfen wurden und die Jungs angerannt kamen. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. War ja klar. Sie standen still vor mir und ich musterte sie fragend. "Ja?", fragte ich genervt und nahm einen weiteren Bissen. Ottokar bekam den Ellenbogen von Stephan in die Seite gerammt und trat dann schließlich vor. "Es tut uns leid. Du kannst uns doch helfen.." "Tja, ihr wolltet meine Hilfe nicht und jetzt bekommt ihr sie nicht." Die Jungs starrten mich entgeistert an. Ich lachte sie aus. "Darf ich bitte ein Foto davon aufnehmen?", wollte ich wissen und sie fassten sich wieder. "Nein! Wir tun auch alles was du willst", versicherte mir Mücke. Ich zog eine Augenbraue nach oben. "Bist du dumm?", zischte Stephan sofort und schaute wütend zu Mücke. Auch die anderen Jungs drehten sich genervt zu dem kleinen Jungen. "Das können wir doch nicht machen!", unterstützte Strehlau seinen anderen Freund.

"Macht mich zu einer echten Schreckensteinerin", sagte ich, nachdem ich kurz genossen hatte, wie sie sich alle flüsternd über etwas gestritten hatten. Die Jungs drehten sich jetzt wieder zu mir. "Ehm, ganz sicher nicht", sagte Stephan und schüttelte heftig seinen Kopf. Ich seufzte. "Wie ihr wollt." Ich konzentrierte mich wieder auf mein Frühstück und das tolle Buch neben mir. "Okay, okay. Wir werden darüber nachdenken", meinte Ottokar noch, bevor sie alle verschwanden. Den ganzen restlichen Schultag warfen sie mir immer wieder komische Blick zu, bis ich genervt war und ihnen den Mittelfinger zeigte. Zum Glück hörten sie danach auf und ich konnte meinen Schultag noch, so gut man einen Schultag genießen konnte, genießen.

Hi, ich hoffe es geht euch allen gut!!:)
-Eli💐

Tahlia auf Burg SchreckensteinWhere stories live. Discover now