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Es war erst acht Uhr abends. Ich lag eingekuschelt in Killians Armen, wir schauten uns einen Film an. Aber meine Gedanken drehten sich nur um Killian. Hatte ich wirklich Gefühle für ihn? Wenn nicht, würde er doch nicht so eine Wirkung auf mich haben. Killian löste Gefühle in mir aus, die ich nie zuvor hatte.

„Hattest du schon mal eine Freundin? Also eine feste Freundin?", wollte ich wissen. „Noch nicht. Willst du denn meine sein?", fragte Killian belustigt. Jeder einzige Teil in mir schrie „Ja", doch ich sagte nur trocken: „Noch nicht." „Klingt sehr vielversprechend", schmunzelte Killian. „Da stimme ich dir zu", lachte ich leise.

„Hattest du schon mal einen Freund?", wollte Killian wissen. „Nein. Hab mir noch nie wirklich darüber Gedanken gemacht, bis-"... bis ich dich kennengelernt hatte, beendete ich den Satz in meinen Gedanken. „Bis was?", fragte Killian argwöhnisch. „Bis an mein Lebensende", sagte ich schließlich. „Ach so." „Was hast du erwartet?" „Nichts."

Zweifelnd sah ich Killian an. „Ehrlich", sagte er schmunzelnd. „Na schön", seufzte ich. „Der Film ist langweilig", meinte Killian und schaltete den Fernseher aus. Mein Kopf lag auf seiner Brust, ich sah Killian an, und er mich.

„Ich liebe deine Augen. Sie haben so viele, verschiedene Grüntöne", stellte Killian fest. „Danke", sagte ich überrascht. Noch nie hatte ich ein Kompliment für meine Augen bekommen, aber ich war mir sicher, dass Killian absolut ehrlich war. Umso mehr freute es mich. „Deine sind aber viel, viel schöner", murmelte ich verträumt. „Würde ich nicht sagen. Die sind so langweilig braun", erwiderte Killian.

Empört sah ich ihn an. „Sie sind die schönsten Augen, die ich je sehen durfte. Weißt du, wie oft ich mich in ihnen verliere?", wisperte ich entsetzt. „Weißt du, wie oft ich mich in deinen verliere?", fragte Killian. „Wie oft?" „Jedes einzelne Mal, wenn du mich ansiehst", flüsterte Killian.

Man hörte von unten ein lautes Türknallen, was mich zusammenzucken ließ. „Mein Vater scheint wohl Zuhause zu sein. Es ist besser, wenn du dich kurz in mein Bad versteckst, aber schließ ab. Er wird mit Sicherheit in mein Zimmer kommen. Schnell", zischte Killian. Ich huschte schnell ins Bad und schloss ab. Keine zwei Minuten später betrat sein Vater das Zimmer.

„Killian, mein Sohn. Wie geht es dir?", fragte er mit voller Liebe in seiner Stimme. Das überraschte mich ehrlich. „Tu nicht auf nett. Ich weiß genau, dass es dich einen Dreck juckt", meinte Killian. „Sohn, du sprichst die unangenehme Wahrheit immer wieder aus. Dein Bruder scheint weg zu sein. Ab morgen werde ich für eine Woche nicht Zuhause sein. Ich gehöre endlich zu Amerikanischen Mafia! Toll, nicht?", rief Killians Vater. „Wie toll", sagte Killian gelangweilt. „Ich sehe, dich interessiert es nicht. Mach hinterher sauber, wenn du Dreck machst. Ich will nicht nächste Woche nach Hause kommen und die größte Müllbude vor mir haben!" „Ja, Dad, mach dir keine Sorgen."

Endlich ging sein Vater, ich konnte das Bad wieder verlassen. Killian erhob sich zum ersten Mal aus seinem Bett und sperrte seine Zimmertür zu. „Tja, das war mein Vater", sagte er mürrisch. Oh nein, nicht schon wieder diese Stimmungsschwankungen.

„Eigentlich klang er ganz friedlich", meinte ich nachdenklich. „Er hat wahrscheinlich seit Längerem kein weibliches Wesen mehr gesehen. Glaub mir, dass ist er nur, weil ich ein Mann bin", erwiderte Killian und legte sich zurück ins Bett.

Er klopfte auf den Platz neben ihm. Ich schlüpfte zu ihm unter die Decke, hielt diesmal etwas Abstand. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich gerade etwas verändert hatte. Killian war wieder kühl und ließ mich wieder einmal nicht mehr an mich ran. Er hatte eine Mauer um sich herum aufgebaut und hatte bestimmt nicht vor, sie von mir zerstören zu lassen. Das fand ich schade, sogar sehr.

Enttäuscht holte ich mein Handy hervor und ging auf Instagram. Ich klickte mich durch die Stories, bis alle bunten Kreise wieder verschwunden waren. Dann aktualisierte ich die Startseite und verließ die App.

Killian hatte seine Augen geschlossen, schlief aber nicht. Er hielt sich die Hand gegen die Stirn. „Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte ich besorgt. „Kopfschmerzen", brummte Killian. „Mach mal deine Hand da weg", forderte ich ihn auf.  Er tat, was ihm befohlen wurde. Ich legte meine Hand an seine Stirn, sie war ganz heiß.

„Du hast Fieber", stellte ich fest und stand auf, um ein nasses Tuch zu holen.  Ich strich Killian seine Haare aus dem Gesicht und legte das kalte Tuch auf seine Stirn. „Danke", murmelte Killian, immer noch mit geschlossenen Augen. „Klar." Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte und schwieg. Das war wohl das Beste, wenn Killian nicht reden wollte. Konnte ich aber irgendwie verstehen, wenn er Kopfschmerzen hatte.

Ich war selber erstaunlicherweise schon unglaublich müde. „Kannst du singen?", fragte Killian plötzlich. „Nein, nein und nein!", rief ich sofort. Ich war grottenschlecht darin! „Schade", meinte Killian. „Wieso?", wollte ich wissen.

„Ich mag deine Stimme."

bittersweet like heroine ✓ Where stories live. Discover now