𝑆𝑒𝑐𝑟𝑒𝑡𝑠

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J.S.

Niemand hätte gedacht, dass der Regen über Aryan so lange anhält.

Die hohen Mauern des White Palace halten den schweren Regenfällen tapfer stand, während sich die alten Eichen im Königsgarten aufgeregt zur Seite biegen; ihre Äste knarrzen und ächzen unter der Wucht der Sturmböen.

Schon seit Tagen bleibt die Sonne versteckt hinter dichten, grauen Wolken.

Es dringt kaum Licht durch die bodenlangen Fenster der Schlossbibliothek und der Darklander zündet eine Kerze an, um sie dem Prinzen an den Tisch zu stellen.

"Hier, Majestät.", seine tiefe Stimme hallt durch die verlassene Bibliothek.

Prinz Jeon schreckt aus seinen Tagträumereien auf, die goldbraunen Rehaugen weit aufgerissen:

"Elric." er reibt sich über die Augen:

"Ich habe Euch nicht kommen hören.", gesteht er und streckt seine muskulöse Brust ausgiebig, wobei sich die Schnur seines weißen Hemdkragen beinahe löst. Die dünnen Wolle hält seiner zunehmenden Muskelmasse wohl nicht mehr lange stand- aus dem jungen Prinzen wird unverkennbar ein wahrer Alpha.

"Offensichtlich.", bemerkt der Darklander und wirft einen skeptischen Blick auf die Kritzelei, die der Prinz in einem der Bücher hinterlassen hat.

Die Flamme der Kerze scheint plötzlich ein Stück heller zu leuchten, als er feststellt, dass sich die Kritzelei als bemerkenswert akkurate Zeichnung vom Seitenprofil des Betas namens Kim Val herausstellt.

Der Darklander zieht fragend eine Augenbraue hoch.

"Uhm-", Jeon schlägt eilig beide Hände über die Zeichnung, als hätte der Darklander sie nicht schon gesehen.

Selbst in dem spährlichen Licht erkennt er die Röte auf den blassen Wangen des Prinzen.

"Euch ist bewusst...", der Darklander streckt eine Hand aus und hebt sanft die Handgelenke des Prinzen hoch, um die Zeichnung wieder freizugeben:

"...dass diese Bücher alte Schriften beinhalten, die es nur einmal in ganz Aryan gibt? Sie sind gewissermaßen unersetzlich.", betont er gelassen.

"Uuuhm-", der Prinz räuspert sich unbehaglich.

"...ein Vermögen wert...", setzt der Darklander fort und der Prinz springt erschrocken von seinem Stuhl auf:

"Ich bekomme die Farbe wieder weg!", verspricht er und flüchtet durch die Gänge der alten Bücherregale davon, vermutlich zu den Putzkammern.

Kopfschüttelnd betrachtet der Darklander die Zeichnung unter dem flackernden Licht der Kerze.

Mit einem schrägen Lächeln legt er eine Hand auf das Papier und lässt die dunkle Tinte in seiner blassen Haut verschwinden, um das Papier zu reinigen.

Seine katzenartigen Augen blicken wieder hinaus in den dunklen Regen.

Das Wasser trommelt bedrohlich gegen die dicken Fenster der stillen Bibliothek und füllt den alten Saal mit einer wundervollen Melodie.

Der Darklander ballt seine Hand zu einer Faust, und die dunkle Tinte verläuft über seinen Fingerknöcheln, bevor er seine Hand wieder öffnet:

Das Bild von Val erscheint auf seiner Handfläche- ehe die helle Flamme der Kerze unmittelbar erlischt, sodass er in seiner gewohnten Dunkelheit zurückbleibt.

Währenddessen rennt der Prinz die Treppe des östlichen Turms hinauf in den breiten Flur des Hauptgebäudes.

Seine dunkelbraunen Stiefel hinterlassen ein lautes Echo auf dem glatten Marmorboden, und er eilt so entschlossen voraus, dass er den weiblichen Beta gar nicht wahrnimmt, der an einem der Fenster steht.

Secrets of SilverDonde viven las historias. Descúbrelo ahora