𝑀𝑦𝑡ℎ𝑠

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______V.______

Es ist nahezu ironisch, wie bedrohlich ihm der märchenhafte White Palace plötzlich vorkommt, als Valen beschließt, aus ihm zu fliehen.

Schweiß glänzt auf seiner Stirn, als er die riesigen Korridore entlangschleicht- seine gepackte Tasche unter dem silbernen Umhang versteckt. Riesige Gemälde von der Königsfamilie schmücken die hohen Wände, und in Val's Augen brennen heiße Tränen, als er dem gemalten Prinzen in die goldenen Augen blickt.

Er hätte schon viel früher gehen sollen, dann wäre sein Herz jetzt nicht so viel schwerer als seine Tasche.

Die Soldaten der Palastwache sind derweilen gewohnt, dass der junge Beta neugierig durch den Palast streift, und sie nicken diesem nur müde zu.

Fast geschafft.

Val atmet erleichtert aus, als er die breiten Treppenstufen hinab in den königlichen Garten steigt.

"Sie kann furchteinflößend sein, die Königin.", ertönt eine Stimme in der Nacht und Val stolpert fast die restlichen Stufen hinab.

Er findet sein Gleichgewicht und dreht sich zögerlich zu der Stimme um.

Der Darklander steht gegen das Treppenheländer gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Er trägt ebenfalls einen langen Umhang, das schwarze Haar fällt ihm wild in sein blasses Gesicht.

"Ihr denkt, ihre Worte haben mich verschreckt.", stellt Val fest und presst die Lippen aufeinander.

Der Darklander zieht seine dunklen Augenbrauen hoch:

"Verzeihung- ist das nicht, was hier gerade passiert?", fragt er trocken.

Geh einfach weiter und hoffe, das er dich nicht aufhalten will.

Stattdessen steigt Val wieder ein paar Stufen hinauf und kommt auf ihn zu:

"Ihr habt es selbst gesagt: Das Herz eines Menschen ist entscheidend. Mir ist jetzt klar, dass ich nicht der Richtige für ihn bin. Mein Herz ist zu schwach.", die Tränen lassen seine Sicht verschwimmen und er wischt sie wütend beiseite.

"Hat er das gesagt?", fragt der Darklander.

Val macht nur eine abweisende Handbewegung und dreht sich wieder von ihm weg: "War nicht nötig.", murmelt er nur.

"Oh, ich denke schon.", erwidert der Darklander und Val presst eine Hand auf seine Stirn.

Wieso macht er es mir so schwer?!

"Denn so wie ich das sehe, hat der Prinz Euch nicht nur die Türen zum Weißen Palast geöffnet, sondern auch die zu seinem Herz.", seine schwarzen Augen funkeln ernst, "Das Mindeste, was Ihr tun könnt, ist ihn selbst entscheiden zu lassen."

Val mustert ihn mit tränenden Augen, und wünschte sich, er könnte endlich die Wahrheit aussprechen. Jeden weiteren Tag, den ich hier bin, riskiere ich meinen Kopf.

Er fürchtet sich nicht davor, von dem Prinzen abgewiesen zu werden, so sehr es auch schmerzen würde- er fürchtet sich davor, für seine Lügen hingerichtet zu werden.

"Der Prinz ist bei den Stallungen.", teilt der Darklander ihm mit, "Und falls dies das letzte Mal ist, dass ich Euch sehe...", er nickt respektvoll, "...dann lebt wohl, kleiner Beta."

Val reißt überrascht seine Augen auf: "Ihr haltet mich nicht auf?"

Dunkle Funken umgeben den Darklander in der kühlen Nachtluft, und er lächelt schief:

"Das könnte ich. Aber ich muss zugeben, ich teile den Wunsch nach Freiheit von diesen Mauern...ich weiß nicht einmal mehr, wie lange ich schon hier bin. Seit ich mich erinnern kann, schätze ich. Und wenn ich nicht ich wäre, wer weiß...", seine Augen blicken Val tief in die Seele und er schluckt schwer.

Secrets of SilverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt