2. Kapitel

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Bei mir zu Hause angekommen essen wir erstmal etwas zu Mittag. Danach gehen wir hoch in mein Zimmer.

Leon schaut sich darin um, während ich mich auf mein Bett setze. Nach einer Weile hat er sich anscheinend genug umgesehen, denn jetzt setzt er sich neben mich.

„Du bist Fußball Fan?“, fragt er, mit Blick auf den Schal von meinem Lieblingsfußball Verein, der über meinem Bett hängt.

Ich nicke.

„Cool. Ich auch“, redet er weiter.

„Ich weiß, du spielst im selben Verein, wie mein Bruder“, erkläre ich.

„Echt. Wusste ich noch gar nicht.“

„Und du spielst in meiner alten Mannschaft.“

„Du hast mal Fußball gespielt? In einer Jungenmannschaft?“

Leon sieht erstaunt aus.

„Ja und ja. Aber ich hab vor ungefähr einem Jahr aufgehört.“

„Warum?“

„Es gab immer wieder Jungs von den anderen Mannschaften, die es nicht so cool fanden, dass Mädchen in der gegnerischen Mannschaft spielen. Außerdem war das ziemlich stressig wegen der Schule und so. Aber du bist noch nicht lange in der Mannschaft, oder?“

„Ne, ich hab erst vor einem halben Jahr hier hergewechselt. Vorher war ich in einem Leistungsverein, aber das hat nicht so wirklich Spaß gemacht. Und da hatte ich fast jeden Tag Training, das war dann zu viel.“

„Aha. Es hat dir nicht so viel Spaß gemacht oder du durftest nicht so oft spielen?“, frage ich grinsend.

„Ähm... Beides.“, Leon lacht verlegen.

„Ich hab früher in einem anderen Verein gespielt und dann bin ich in den Leistungsverein gewechselt. Aber da durfte ich ja nicht so oft spielen und es hat auch keinen Spaß mehr gemacht. Und dann bin ich halt hier hin gewechselt“, fügt er noch hinzu.

„Welche Position spielst du?“, frage ich jetzt.

„Mittelfeld oder Sturm. Und ich bin übrigens Kapitän.“

„Das glaube ich dir nicht. Tom ist Kapitän, schon immer. Und ich weiß, dass er immer noch spielt.“

Tom ist einer aus der Mannschaft. Er spielt schon länger als ich und ich spiele schon wirklich lange, seit der vierten Klasse, um genau zu sein. Tom und ich waren früher beste Freunde. Wir sind auch immer noch befreundet, aber nachdem ich aufgehört habe Fußball zu spielen, ist unser Kontakt auch weniger geworden.

„Ja okay, ich bin nur Ersatzkapitän, falls Tom mal nicht da ist oder so“, erklärt mir Leon jetzt.

„Ach so, du wolltest jetzt also einfach nur angeben? Klappt leider nicht, ich kenne Tom nämlich. Er ist der beste Fußballer, den es gibt. Und danach kommt Maxi.“

Maxi ist ebenfalls einer aus der Mannschaft, er heißt eigentlich Maximilian, aber so nennt ihn keiner. Maxi war in der Grundschule in meiner Klasse und wir haben uns gehasst, aber dann hab ich angefangen Fußball zu spielen und Maxi war in der gleichen Mannschaft, außerdem waren wir fast Nachbarn, weshalb unsere Eltern eine Fahrgemeinschaft gegründet haben. Somit mussten wir uns ja verstehen und mittlerweile gehört er auch zu einem meiner besten Freunde. Aber auch mit ihm habe ich nicht mehr so viel Kontakt. Maxi wohnt zwar noch im gleichen Ort wie ich, aber wir sind keine - fast - Nachbarn mehr, zudem waren wir später nicht mehr auf der gleichen Schule und somit haben wir uns nicht mehr so oft gesehen.

„Pfff! Ich bin definitiv besser als Maxi! Wenn er der zweitbeste Fußballer wäre, dann wäre er der Ersatzkapitän und nicht ich. Das heißt, ich bin besser als er.“

Warum ist Leon eigentlich so überzeugt von sich?

„Maxi ist besser als du und überhaupt, er ist kein Kapitän, weil er in der Abwehr spielt.“

„Na und. Man kann auch in der Abwehr Kapitän sein.“

Ich verdrehe meine Augen: „Du willst doch nur abgeben! Aber ist mir auch egal. Du wolltest Nachhilfe von mir, also machen wir das jetzt auch.“

„Super Idee! Ich muss sowieso bald schon wieder zu Hause sein. Und übrigens bin ich kein Angeber!“

„Doch bist du!“

Wir setzten uns an meinen Schreibtisch und ich erkläre Leon die Hausaufgaben und die neue Grammatik, bevor er auch schon gehen muss.

Als ich abends im Bett liege, stelle ich fest, dass es gar nicht so schlimm war, Leon Nachhilfe zu geben. Und er hat mir wirklich fünfzehn Dollar dafür gegeben. Also wenn ich ihm jetzt immer zweimal pro Woche Nachhilfe gebe, kann ich mir schon bald ein neues Handy leisten.

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