29. Kapitel

134 8 23
                                    

Mittlerweile ist schon Sonntag, ich musste heute früh auf stehen. Obwohl zehn Uhr eigentlich nicht früh ist, aber für mich eben schon.

Normalerweise stehe ich am Wochenende erst um elf oder sogar halb zwölf auf, aber da heute ja das Spiel von Tom und Maxi ist und ich zugucken wollte, musste ich eben früher aufstehen. Ich muss ja auch noch Frühstücken, duschen, mich fertig machen und da hin fahren.

Zum Glück hat meine Mom angeboten mich zu fahren, sie wollte sich nämlich auch mal wieder mit Maxis Mom Hannah treffen.

Nach dem Frühstück gehe ich also Zähneputzen, duschen und ziehe mir zum Schluss noch ein weites graues T-Shirt und blaue Jeans Hotpants an. Meine hellbraunen brustlagen Haare föhne ich leicht und lasse sie dann an der Luft trocknen, schminken tue ich mich nicht, dafür habe ich gar keine Motivation, außerdem kennen mich die Jungs auch, wenn ich total verschwitzt bin, dann wird es nicht so schlimm sein, ungeschminkt zu kommen. Zum Glück haben meine Haare noch knapp eine Stunde Zeit zum trocknen, mit nassen Haaren möchte ich nämlich nicht dort hin.

Da ich ja noch Zeit habe, beschließe ich mich mit meinem Buch auf mein Bett zu legen und noch eine Weile zu lesen. Ich komme gerade an die Stelle, wo der Typ das Mädchen zum ersten mal küsst und aus irgendeinem Grund muss ich jetzt die ganze Zeit an Leons und meinen ersten Kuss denken. Das geht so weit, dass ich das Buch weglege, weil ich mich schon gar nicht mehr konzentrieren kann. Und jetzt liege ich hier voll dämlich auf meinem Bett rum, starre an die Decke und denke dabei über Leon und meine Küsse nach.

Die waren ja schon ganz gut. Leon kann nämlich wirklich gut küssen und dann hat er auch noch so weiche Lippen, die so gut schmecken, ein bisschen nach Pfefferminze, aber auch noch was anderes, ein Geschmack, den ich nicht kenne.

Flos Lippen schmecken so anders und sie sind immer voll kalt, Leons Lippen hingegen sind jedesmal richtig warm und sie passen so perfekt auf meine.

Und während Flo mich immer so fordernd küsst, waren Leons Küsse so sanft und za-

"Eve, wir müssen los!", ruft meine Mom von unten. Ich schüttel den Kopf, hauptsächlich um die komischen Gedanken an Leon weg zu schütteln, aber auch weil ich ein wenig verwirrt über meine eigenen Gedanken bin.

Ich stecke mein Handy in die Hosentasche und laufe dann die Treppe runter, so schnell, dass ich fast hingeflogen wäre. "Hui, da hat es aber jemand eilig.", meine Mom lacht. "Ja natürlich, ich sehe heute Tom und Maxi wieder, wir haben uns über ein Jahr nicht gesehen, da will ich keine Zeit verlieren."

Ich schlüpfe in meine Schuhe rein und bin dann auch schon draußen an unserem Auto. Meine Mom kommt hinterher und schließt auf. Ich springe auf den Beifahrersitz und warte darauf, dass wir los fahren. Während der Fahrt läuft meine Playlist und ich singe laut mit. Irgendwann fängt sogar meine Mom an mit zu singen. Wir sind zwar beide total schlecht in sowas, aber ganz ehrlich, wen juckt's? Uns hört eh niemand und wenn wir Spaß daran haben, dann kann uns auch niemand davon abhalten.

Meine Mom fährt in eine Parklücke und wir steigen aus. Ich sehe mich um, checke die Gegend ab. Sieht alles noch so aus wie früher, das finde ich super.

Wir gehen gemeinsam auf den Sportplatz und sehen uns dort erstmal nach Hannah um. Meine Mom findet sie bei ein paar andere Müttern und steuert sofort auf sie zu.

Ich laufe ihr hinterher, und lasse meinen Blick dabei über das Spielfeld schweifen, während ich nach bekannten Gesichtern ausschau halte. Die Jungs sind gerade noch am Aufwärmen, Tom und Maxi kann ich allerdings nirgendwo entdecken, genauso wenig wie Leon.

Mann, warum denke ich eigentlich schon wieder an Leon?

Eigentlich interessiert es mich ja gar nicht, wo er ist und ob er überhaupt da ist, ich habe auch kein Problem damit, mal auf ihn zu verzichten. In letzter Zeit sehen wir uns nämlich ständig, jedesmal in der Schule laufen wir uns über den Weg, dann die Nachhilfe und letztens haben wir uns sogar beim Einkaufen getroffen. Ich habe zwar nichts gegen ihn und im Gegensatz zu Flo hat er sich nach der Prügelei auch erkundigt, wie es mir geht, weil Flo mir ja seinen Ellenbogen in den Bauch gerammt hat, aber trotzdem hätte ich auch nichts gegen ein Leon freies Wochenende.

SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt