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~Rachel~

„Das ist nicht wohl nicht das Zimmer, das ich suche." Vielleicht würde er es mir abkaufen... Okay, noch nicht mal ich glaubte mir selbst. „Kein Problem." Ryan's Morgenstimme war so rau und tief, dass ich das Gefühl hatte an ihr zu vergehen. Wie konnte etwas so attraktiv klingen? „Du hast bestimmt Hunger." Mit diesen Worten richtige ich meinen Blick auf Ryan und erlebte dabei eine halben Herzstillstand. Er hatte sich umgedreht, sodass ich jetzt direkt in sein Gesicht schaute. Seine verwuschelten Haare und sein müder Blick deuteten auf seinen vorherigen Schlaf hin. Ich konnte nicht anders, als meinen Blick an seiner Vorderseite hinab gleiten zu lassen. Die hervorgehobenen Schlüsselbeine und die perfekt geformten Brustmuskeln ließen mich den Atem anhalten. Auch an Bauchmuskeln fehlte es ihm definitiv nicht. Mein Blick wurde von der angrenzenden Bettdecke gestoppt, sodass ich schnell meinen Blick hob, um Ryan in die schokobraunen Augen zu blicken. Ein amüsantes Grinsen heftete auf seinem Gesicht. Die altbekannte Wärme machte sich langsam in meinem Gesicht breit. Er hatte mich gerade dabei erwischt, wie ich ihn angaffte. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. Ich kann ihm doch jetzt nicht in die Augen sehen. Nervös wanderten meine Augen zwischen ihm und der Bettdecke hin und her. Meine Wangen brannten vor Scham. „Du musst bestimmt Hunger haben.", wiederholte er sich mit einem Grinsen. Wie eine Pistole schossen meine Augen zu ihm. Nicht um alles in der Welt hätte ich das Grübchen verpassen wollen, dass sich nur zeigte, wenn er lächelt. Rachel sag etwas! „Ja." Um meine Aussage zu unterstreichen nickte ich. „Wenn du willst kannst du dir schon mal Frühstück machen. Ich gehe nur noch schnell duschen." „Okay", mehr brachte ich in diesem Moment nicht heraus. Ich wollte schon das Zimmer verlassen, als mir etwas einfiel: „Wo ist denn die Küche?" Etwas wie Erkenntnis huschte über das Gesicht meines Gegenübers bevor er mir antwortete: „Einfach die Treppe runter und dann links." „Okay, Dank-" Schnell unterbrach ich meinen Versuch mich wieder bei ihm zu bedanken. Ryan grinste amüsiert. Ohne ein weiteres Wort trat ich aus dem Zimmer und schloss die Türe hinter mir. Kurz lehnte ich mich gegen sie. Ein Seufzer verließ meinen Mund. Das war echt peinlich gewesen.

So schnell wie möglich nahm ich meine Füße in die Hand und rannte die breite Treppe hinunter. Nicht, dass er gleich den Flur betritt und ich noch immer vor seiner Türe stehe.
Im Wohnzimmer angekommen drehte ich mich nach links und Tatsächlich befand sich dort eine offen stehende Tür hinter welcher sich mir die Küche offenbarte. Sie war groß. Sehr groß. Was in diesem Haus war denn nicht überdimensional?

An der Ausstattung erkannte man, dass dieses Haus ein Vermögen gekostet haben muss, doch es war nicht zur Schau gestellt. Die Räume waren zwar geräumig und unglaublich stilvoll eingerichtet, aber keinesfalls protzig. Sie versuchten nicht einander zu übertrumpfen, um deren eigenen Wert zu beweisen. Nein, sie wussten selbst ihren Wert und das genügte.

Unschlüssig sah ich mich um. Was könnte ich denn zum Frühstück machen? Pancakes!

Konzentriert goss ich den selbstangerührten Teig in die heiße Pfanne. Mein Blick ruhte auf dem sich langsam braun färbenden Pancake. Ich liebe Pancakes. Der Duft. Der Geschmack. Pancakes schmecken für mich nach zu Hause. Sie erfüllen mich mit dem Geschmack einer ausgelassenen Kindheit und schenken mir die Möglichkeit für einen Moment wieder ein fröhliches Kind zu sein. Eine kleine Träne purzelte bei diesen Gedanken meine Wange hinunter. Ich wusste nicht, ob sie aus Freude, Melancholie oder Trauer entstanden war, doch so schnell wie sie entstanden war wischte ich sie weg. Um mich abzulenken wendete ich den schon fast fertigen Teigkuchen.

„Das riecht verdammt gut." Bei der plötzlichen Stimme zuckte ich kurz zusammen.
„Ich habe Pancakes gemacht."  Dabei deutete ich auf den hohen Stapel der Köstlichkeit, welche sich auf einem Teller türmte. „Du musst die Dinger ja wirklich lieben." Ich nickte kräftig. „Meine Oma hat früher immer welche gemacht und schon damals konnte ich nicht genug davon bekommen." Sein raues Lachen ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern. Zum Glück wurde der Pancake gerade in diesem Moment fertig, wodurch ich mich von meiner fragwürdigen Körperreaktion ablenken konnte. Verdrängen und ablenken waren die Strategien, die mich bis zu dem heutigen Tag überleben haben lassen. Mein eigenes Schutzschild, das mich davor schützte verletzt zu werden. Als der letzte Pancake nun auch seinen Weg zu dem vollen Teller gefunden hatte, richtete ich meinen Blick auf Ryan.

Wenn ich sage, dass mein Herz stehen blieb, dann meine ich das. Ich konnte froh sein, dass mein Mund nicht aufklappte. Ryan's Locken hingen nass in seiner Stirn, während sich ein weißes Hemd an seinen perfekten Körper schmiegte. Die schwarze Hose bildete den perfekten Kontrast dazu. Lässig lehnte er an dem Küchenthresen während er mich eingehend beobachtete. Ich musste mich ablenken, bevor ich noch meinen Verstand verlor. Teller. Man braucht Teller! „Wo sind denn die Teller?" Ryan nickte in Richtung eines sehr weit oben liegenden Schranks. Na super. Da komme ich bestimmt nicht ran. „Und das Besteck?", wollte ich höflich wissen. „Das ist in der Schublade direkt dadrunter." Wieder deutete er in die selbe Richtung. Erleichtert seufzte ich. Da würde ich drankommen.

Mit zügigen Schritten ging ich zur Schublade und öffnete diese. Ich entnahm ihr jeweils  zwei Gabeln und Messer, bevor ich sie behutsam schloss. Mit dem Besteck in der Hand streckte ich mich, um an den oberen Schrank zu gelangen, doch ich konnte ihn einfach nicht erreichen. Wieso waren die Teller auch in dem obersten Regal verwahrt? „Weil Ryan riesig ist ist...", beantwortete ich mir meine selbst gestellte Frage.

Plötzlich spürte ich eine Präsens, die sich hinter mich stellte. Dabei berührte seine Vorderseite kurz meinen Po, welcher durch meine ausgiebigen Streckungen entblößt wurde. Als mir bewusst wurde, dass ich gerade meinen gesamten Hintern zur Schau gestellt hatte, riss ich meine Augen weit auf. In diesem Moment war ich einfach nur froh, dass ich meine schwarze Spitzenunterschwäsche trug und nicht die Unterhose mit den Herzchen. Der Schock wurde jedoch auch nicht weniger, da sein Körper mir immer näher kam. Mein Blick folgte seinem Arm, der den Küchenschrank mühelos öffnete. Dabei traten die Venen an seinem Unterarm stark hervor. Ich schluckte. Als er auch noch nach zwei Tellern griff und mir dabei noch näher kam, wurden meine Beine butterweich. Sein herber, männlicher Duft stieg in meine Nase und benebelte meine Sinne. Der Griff, um die Gabeln und Messer löste sich und sie fielen klirrend zu Boden.

Ein lautes Klirren zerschnitt die grauenvolle Stille. „Noch nicht mal das kannst du, du Nichtsnutz!" Verängstigt drängte ich mich gegen die Wand hinter mir. Die große Gestalt baute sich vor mir auf und kam mir immer näher. Nein, sie sollte verschwinden. Sie sollte einfach nur verschwinden. Ich wollte nicht geschlagen werden. Nicht schon wieder. Panik brach in mir aus. Meine Hände waren schweißnass und mein Atem war nur noch ein Hecheln. Nein, bitte nicht. Tränen verhüllten meine Sicht. Die Gestalt kam immer näher. „Bitte nicht!", meine Stimme bebte. Schmerz und Angst waren die alleinigen Schöpfer dieser Worte. Doch das Monster kam immer näher und vollendete das, was ich befürchtete. Ein harter Schlag traf mich an meiner Schläfe. Ächzend presste ich mich gegen die harte Wand. Ein weiterer Schlag in den Magen. Es sollte aufhören. Schluchzer und Schreie waren das einzige, was meine krächzende Kehle verlässt. Meine Augen presse ich fest zusammen. Ich werde es überstehen. Genau so, wie ich es immer tat.

Rache ist süßerWhere stories live. Discover now