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~Rachel~

Die restliche Fahrt verlief angenehm ruhig. Nach einer Weile kam der Wagen zum stehen und wir beide stiegen aus. Noah hatte auf einem überfüllten Parkplatz geparkt. „Komm mit", mehr Informationen bekam ich nicht.

Für einen Moment war ich sprachlos. Eine unglaublich lange Schlange von Menschen schlängelte sich vor einem schwarzen Gebäude. Ich brauchte gar nicht das Leuchtschild zu lesen, um zu erkennen, dass es sich um einen Club handelte. Unwohl schaute ich an mir herab. Meine heutige Kleidung war definitiv nicht die richtige Wahl gewesen. Da sich immer mehr Leute in mein Sichtfeld drängten und es immer schwieriger wurde Noah in der Menge auszumachen, war ich schon fast froh, Noahs festen Griff um mein Handgelenk zu spüren. Gnadenlos zog er mich hinter sich hinterher. Er schenkte der anstehenden Menge keinerlei Beachtung. Konzentriert nicht hinzufallen folgte ich Noah, der mich zum Eingang des Clubs schleifte. Ohne weitere Worte nickte Noah dem Türsteher zu und wir wurden herein gelassen.

Stickige und nach Alkohol und Schweiß riechende Luft ließ mich meine Nase rümpfen. Unbarmherzig zog mich Noah durch die jubelnde und tanzende Menge. Als wir schließlich an einer Treppe ankamen versperrte ein riesen Muskelprotz uns den Weg. Doch sobald er Noah erkannt hatte, trat er schon fast demütig zur Seite. Nach ein Paar Treppenstufen waren wir schließlich angekommen.

Ich nahm an, dass wir uns im VIP Bereich befanden, da dieser Teil des Clubs deutlich leerer war und sich an jeder Ecke ein Securitymann befand. Entschlossen zog mich Noah zu einem Tisch. Zunächst konnte ich nur schemenhaft ausmachen, um wen es sich handelte, doch allein die stechend blauen Augen verrieten mir, dass es sich um Nolan handelte. Und er hatte Gesellschaft. Neben ihm saßen zwei Frauen, die sich an seinen Hals schmissen. Etwas weiter abseits befand sich eine weitere Frau, die das Geschehnis eher kritisch beäugte. Sie hatte braun gelockte Haare, die in dem bunten Licht in allen möglichen Farben schillerten. In Konkurrenz dazu stand ihr silbernes mit Pailletten überdecktes Kleid, dass hell mit ihren glänzenden Augen um die Wette funkelte. Ihr Blick hellte sich sofort auf, als sie uns beide entdeckte. Mit schnellen Schritten kam sie auf uns zu. Sofort umarmte sie Noah, der die Umarmung eher steif erwiederte. Ich war vollkommen überrascht, als sie mich ebenfalls umarmte. Schnell schlung ich meine Arme um sie, wobei Noah mein Handgelenk losließ. „Du musst Rachel sein", stellte sie fest. „Ja", ich war etwas beschämt, dass ich ihren Namen nicht kannte. Sie strahlte mich an, wobei ich ihre makellos weißen Zähne bewundern konnte. Sie hatte große warme gelb-braune Augen, welche mich interessiert musterten. „Ich bin Brielle, aber alle nennen mich eigentlich nur Briee", sie zuckte mit den Schultern und nahm mich bei der Hand.

„Rachel. Schön dich zu sehen", Nolan erhob sich und umarmte mich. Ich musste schmunzeln, da er leicht angeheitert war. Den beiden Frauen, die neben ihm saßen, schien das jedoch gar nicht zu gefallen. Ich erhielt abwertende und giftige Blicke, die mich dazu veranlassten meinen Blick auf Briee zu richten. Sie beugte sich etwas vor und erklärte mir die Situation: „Die gehören eigentlich nicht zu uns. Nolan hohlt sich nur gerne weibliche Gesellschaft." Sie verdrehte ihre Augen. „Übrigens, Nolan meinte ich soll dir was zum anziehen mitbringen. Er hat dich ja anscheinend sehr mit diesem Club Besuch überrascht." Peinlich berührt sah ich sie an. „Naja, es ist schon sehr heiß in meinen Sachen." Zur Betonung deutete ich auf meine Kleidung, die definitiv nicht für diese Location geeignet war. „Keine Sorge. Ich habe dir was mitgebracht." Sie deutete auf ihre Handtasche, die rechts neben ihr stand. „Komm, ich gebe dir die Sachen. Nicht, dass du noch einen Hitzschlag bekommst."

Erstaunt blickte ich in den Spiegel. Ich konnte mich kaum wieder erkennen. Das schwarze enge Kleid betonte meine gesamte Figur, während das aufgetragene Makeup mich förmlich strahlen ließen. Der sehr tief reichende Ausschnitt auf der Vorderseite, sowie auch mein entblößter Rücken, ließen mich etwas unsicher werden. Briee starrte mich mit großen Augen an: „Du siehst unglaublich aus." Meine Wangen färbten sich rosa. Ich war es nicht gewohnt Komplimente zu bekommen. „Danke. Ohne dich und deine Makeup Künste wäre ich aufgeschmissen." „Quatsch. Und jetzt komm, wir müssen den Jungs zeigen, wie hübsch du bist", damit packte sie mich an meinem Arm und zog mich aus dem Bad zu unserem Tisch.

Die Blicke klebten förmlich an mir. Oder besser gesagt auf meinen freigelegten Körper. Nolan hob anerkennend seine Augenbrauen. „Ich wusste doch, dass du was drauf hast, Tollpatsch." Langsam wurden meine Backen roter, als mein Rouge es erlaubte. Das wurde auch nicht besser, als ich Noahs intensiven Blick sah. Erst nach einer Weile ruhte sein Blick wieder auf der Tanzfläche, welche von hier oben sehr gut zu beobachten war. Das bösartige Starren von Nolan's zwei „Freundinnen" ignorierte ich gekonnt. Leider war Briee schnell irgendwo hin verschwunden, weswegen ich mit einem unsicheren Gefühl zurück blieb.

Plötzlich hörte ich ein lautes Klappern neben mir. Highheels. Eine hübsche schlanke Blondine bahnte sich einen Weg zu unserem Tisch. Verwundert folgte ich ihr mit meinen Blicken, was damit endete, dass sie sich direkt vor Nolan stellte. Ihr Gesicht war zu einer wütenden Fratze verzogen. „Wie kannst du es wagen! Erst ignorierst du meine Anrufe und jetzt giebst du dich mit den Zweien ab! Du kannst mich mal!", schnaubend stand sie vor ihm. „Mandy, die haben sich einfach zu mir gesetzt. Was soll ich denn machen?" Ich muss zugeben, dass die Ausrede definitiv nicht so überzeugend klang, wie Nolan dachte, denn Mandy stürmte ohne weiteres davon. Kurz bevor sie aus unserem Sichtfeld verschwand, schrie sie ihm noch etwas entgegen: „Ich heiße MADDY!" Auf meinen fragenden Blick schüttelte Nolan seinen Kopf. „Woher soll ich denn bitte wissen, wie die heißt. Das klingt doch fast gleich", Nolan zuckte mit den Schultern und ließ sich weiter von seinen Sitznachbarn verwöhnen. Noah saß nach wie vor entspannt an Ort und Stelle. Ihm schien es wie das normalste der Welt vorzukommen. „Passiert das öfters?", traute ich mich schließlich zu fragen. „Ständig. Und das beste ist, dass ich oft mit ihm verwechselt werde", kommentierte Noah sarkastisch. „Ich kann mir vorstellen, dass das nicht so angenehm ist." „Definitiv nicht. Meistens hat man nach der Begegnung irgend ein Getränk ins Gesicht geschüttet bekommen." Ich lachte ungläubig. „Das tut mir echt Leid", es war teilweise ernst, aber zum größten Teil amüsant gemeint. Er lächelte. Kurz blieb mein Herz vor Schock stehen. Das warme Lächeln, wobei seine Augen strahlten, stand komplett im Widerspruch mit seiner kalten Art. „Ist wohl der neben Effekt, wenn man mit dem gleichen Gesicht rumläuft", meinte er nur. Ich war froh, dass Briee wieder auftauchte, denn ich war immer noch zu sehr überrascht von seinem Lächeln. Vielleicht brauchte er einfach nur ein bisschen Zeit, um warm zu werden?

Stolz stellte Briee drei Shotgläser direkt vor mich auf den Tisch. Nolan Griff schon nach einem kleinem Glas, als Briee ihm auf die Finger schlug. „Du hattest schon genug", ermahnte sie ihn. Mit einem strahlenden Lächeln teilte sie das kalte Getränk aus. Noah kippte den Shot sofort runter. Briee tat es ihm nach. Ohne groß nachzudenken kippte ich mir die brennende Flüssigkeit den Rachen hinunter. Es brannte wie die Hölle. Ich kniff meine Augen zusammen und schaute schließlich Briee an, die sich anscheinend sehr über mich amüsierte. „Noch einen?", wollte sie mit einem Grinsen wissen.

Rache ist süßerWhere stories live. Discover now