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Ich konnte kaum glauben, dass Damian Luciens Bruder war. Überhaupt, dass Lucien einen Bruder hatte.

Besser gesagt, Halbbruder.

Der Sohn von Ares.
Die Worten waren viel schlimmer, als der Fakt, dass Lucien einen Halbbruder hatte.

Ares wollte mich Tod sehen und nun ging ein Sohn von ihm auf unsere Schule.
Kein Wunder, dass Lucien so reagiert hatte. Und dennoch waren weitere Fragen offen geblieben, auf dem Stapel, welcher sich die letzten Wochen gesammelt hatte.

So viele Fragen waren unbeantwortet und ich fragte mich, was noch kommen würde, welche Geheimnisse noch offenbart werden würden und welche Geheimnisse uns zerstören konnten.

Jetzt müssten wir erst einmal Luciens Bruder unter Beobachtung halten. Neben Ares und den Dämonen, konnte er zu einer weiteren Gefahr werden.
Auch mussten wir herausfinden, welche Rolle seine Freundin Payton spielte und wie sie in das Puzzle hereinpasste, wobei ich ahnte, dass Lucien das bereits wusste.

Zumindest war er auf die Anwesenheit der Brünette nicht überrascht gewesen. Als gehörten Damian und sie zusammen.

Seufzend zog ich mir die Decke über den Kopf, in der Hoffnung das Gedankenkarussell zu stoppen.
Sich pausenlos Gedanken zu machen würde niemanden weiterhelfen.

Ein leises Piepen ertönte von meinem Telefon. Widerwillig richtete ich mich auf und nahm es in meine Hände.
Auf dem Bildschirm erschien eine Nachricht von Penny.

"Heute 12.30 bleibt bestehen? Ich freue mich. Kuss Penny!"

Leise stöhnte ich, bevor ich mich aus dem Bett rappelte. Die Verabredung mit Penny und Tyler zum Waffel essen im Café hatte ich fast vergessen. Es war nicht so, als hätte ich keine Lust, doch sehnte ich mich grade nach einem Tag ohne Action, nur für mich allein.

Nach dem Tod meiner Mutter war ich oft allein gewesen und hatte das Gefühl der Einsamkeit gehasst, doch nun vermisste ich es manchmal. Jeden Tag passierte etwas Neues und alles schien sich zu überschlagen.

Am liebsten würde ich die Zeit mit meinen Händen festhalten und stoppen, wie es mir lieb war. Doch selbst in einer übernatürlichen Welt mit Engeln und Dämonen war das nicht möglich.
Deshalb sollte ich meinen Hintern aus dem Bett bekommen, um nicht zu spät zu kommen.

Eilig kämmte ich mir meine Haare, setzte mir eine Mütze auf, schlüpfte in meine Sachen und eilte in die Küche.

"Guten Morgen, Liebling", grüßte mich mein Vater, während er sich einen Kaffee einließ. Er sah ausgeschlafener aus als sonst. Die Haare waren wieder ein Stück kürzer, wie auch sein Bart. Die Augen hatten ein Stück ihres Leuchtens zurückerhalten.

"Gibt es etwas, was ich wissen muss?", fragte ich neugierig und versuchte die Freude in meinem Herzen zu kontrollieren. Diesen Anblick von ihm hatte ich furchtbar vermisst.

"Ich habe wieder geschrieben", antwortete mein Vater mir und bekam das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. "Erst fiel es mir so schwer, die richtigen Worte zu finden, doch dann flossen sie von allein auf das Papier!"

Seine Erfolge lösten ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Seine Art hatte ich so sehr vermisst, wie ich es gar nicht geahnt hatte. Doch nun wo er lächelnd vor mir stand, hoffte ich, er würde nicht erneut in diesen traurigen und melancholischen Mann zurück verfallen. Und ich wusste, dass ich das verhindern konnte, indem ich am Leben blieb.

"Das freut mich für dich", erwiderte ich lächelnd, während ich meine Schuhe anzog.

"Wohin gehst du heute?", fragte er mich, derweil er sich mit seinem Kaffee an den Tisch setzte.
"Ich gehe mit Tyler und Penny essen."

FallenWhere stories live. Discover now