𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜

~XVIII~

"Jake, bitte sag mir, dass du einen Notfallplan hast", flehte Julia hoffnungsvoll, ich brachte zunächst nur ein Kopfschütteln zustande. "Nein, habe ich nicht", antwortete ich knapp und konnte mir schon vorstellen, wie begeistert Julia über diese Aussage war. Schützend schob ich sie hinter meinen Rücken, auch wenn ich wusste, dass es an sich nichts brachte. Gebannt starrten wir beide auf die Tür, durch das kleine Fenster in ihr konnten wir sehen, dass jemand das Licht angemacht hatte und mit großen Schritten auf die Tür zukam.

Doch einfach so konnten wir nicht aufgeben, wir durften einfach nicht erwischt werden! Lillys Leichnahm war in den Hintergrund gerückt, momentan hatte Julias Sicherheit höchste Priorität. Mein Gehirn lief auf Hochtouren und suchte verzweifelt nach einer Lösung, doch jeder weiß, dass das Gehirn dann, wenn man es am dringendsten brauchte, am langsamsten arbeitete. Fuck, ich muss doch Julia in Sicherheit bringen! 

So hätte diese Aktion nicht ausgehen sollen. Es war doch so klar gewesen, dass wir länger brauchen würden. Und dabei hatte ich bei Lilly nicht einmal weitere Hinweise gefunden, ich konnte nur hoffen, dass Julia erfolgreicher war. Aber das alles würde eh keine Rolle mehr spielen, wenn wir dabei erwischt werden würden, wie wir hier eingebrochen waren und eine Leiche untersucht hatten. 

Vielleicht würden diese Idioten sogar glauben, dass wir beide die Täter wären und wichtige Beweise vernichten wollten! Das war ein weiterer Grund, aus dem wir auf keinen Fall erwischt werden sollten. Zugegeben, dass dieser Einbruch mich schon etwas mehr zum Leben erweckt hatte und ich mich auch tatsächlich durch die Gefahr und das Adrenalin, welches durch meinen Körper gepumpt wurde, seit zwei Tagen auch wirklich wieder lebendig fühlte. 

Aber solange Julia in diese Sache involviert war, konnte ich mich darüber kein bisschen freuen. Sie war für solche Aktivitäten einfach nicht geschaffen. Weder sie noch ich waren den Polizisten hier unbekannt, sie würden uns sofort in eine Zelle sperren und uns bis morgen dort verrotten lassen. Ein Piksen in meine Seite ließ mich zu Julia umdrehen, sie sah mich aufgeregt an. 

"Jake, die Feuertreppe!", flüsterte sie leise, verwirrt blickte ich zu ihr herunter. Bis ich endlich checkte, was sie mir damit sagen wollte: wir mussten nicht über denselben Weg, wie wir hineingelangt waren, auch wieder rauskommen. Und die Feuertreppe, die wir draußen gesehen hatten, bot sich wirklich ausgezeichnet als Fluchtweg an. Wieder einmal bewunderte ich Julia für eine ihrer großartigen Ideen und war fast schon etwas enttäuscht von mir selber, weil Julia vor mir diesen Geistesblitz hatte.

Doch um überhaupt erst zu der Feuertreppe zu gelangen, müssten wir erstmal in eines der höhergelegenen Stockwerke kommen und jedes war mit einem Zahlencode gesichert. Davon abgesehen, dass Julia es gerade so bis hierhin geschafft hatte und komplett fertig war. Das konnte wir doch unmöglich in so kurzer Zeit schaffen. 

"Kannst du noch bis in den zweiten Stock laufen?", fragte ich sie besorgt, im ersten Stock wurden einige Fallakten aufbewahrt, die Fenster waren also dort wegen der an den Wänden und generell in der ganzen Etage umstehenden Regale nicht zugänglich. Im zweiten Stockwerk waren nur Büros, dort sollten wir also leicht rauskommen. 

Julia nickte und lief auf mein Zeichen hin los, ihre Müdigkeit schien verflogen zu sein. Während ich hinter ihr her lief, gleichzeitig aber auch schon mal die wichtigsten Türen im zweiten Stock über das System hackte, damit ich das nicht erst machen musste, wenn wir oben angekommen waren, hörte ich, wie eine Tür im Treppenhaus geöffnet wurde, und sah schräg nach unten. 

Bitte geht alle zuerst nach unten!, betete ich, doch natürlich wurde mein Gebet nicht von Gott erhört und die Polizisten teilten sich auf. Naja, ich glaubte ja auch nicht an Gott, daher wunderte es mich nicht, aber er hätte ja trotzdem mal versuchen können, mich von seiner Existenz zu überzeugen. Tja, damit war auch das Thema nun komplett für mich erledigt.