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Langsam machte ich mir echt Sorgen. Es waren schon eineinhalb Stunden vergangen, seitdem Jake und sein Vater getrennte Wege gegangen waren und noch immer hatte niemand etwas von ihm gehört. Die fünf Male, die ich schon bei ihm angerufen hatte, war sofort die Mailbox drangegangen, was auch sehr untypisch für Jake war. Mittlerweile war es schon dunkel und ich war echt so kurz davor, nach draußen zu gehen und nach Jake zu suchen, doch da klingelte es auch schon. 

Sofort sprintete ich zur Tür und riss sie mit einem Ruck auf. Da war er. Endlich. Augenblicklich fielen meine Sorge und meine Angst von mir ab und ich atmete erleichtert aus.  Schnell schloss ich Jake in eine feste Umarmung, es war mir völlig egal, dass ich dadurch komplett nass wurde. "Es tut mir leid, mein Handy war leer und ich war viel weiter weg gelaufen, als ich anfangs angenommen hatte", nuschelte Jake schuldbewusst in mein Haar. 

Deshalb war er also nicht rangegangen. "Mach sowas bitte nie wieder, ich wäre beinahe umgekommen vor Sorge", wisperte ich gegen seinen nassen Pullover und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. "Ich werde es versuchen", flüsterte er zurück. "Ah Jake, da bist du ja wieder. Julia hatte sich schon fürchterliche Sorgen um dich gemacht. Aber kommt doch erstmal wieder rein, du bist ja klitschnass!", stellte Meghan bestürzt fest. 

Also folgten wir ihr wieder ins Haus, wo Jake erstmal trockene Klamotten von seinem Vater zum Anziehen bekam. Besonders lange blieben wir dann aber nicht mehr, weil Jake unbedingt noch bei Hannah vorbeifahren wollte und es schon relativ spät war. 

Blake und Jake hatten sich dann auch noch beieinander entschuldigt, bevor sie ihre Handynummern austauschten, damit sie weiterhin den Kontakt zueinander halten konnten. Nach dem, was Blake erzählt hatte, war Jakes Verhalten mehr als nur überraschend für mich, aber ich war froh, dass es bei den beiden langsam aufwärts ging. 

Ich hatte in der Zwischenzeit beschlossen, Jake heute Abend noch alles zu erzählen. Wir konnten es uns nicht leisten, uns noch länger voreinander wichtige Informationen zu verheimlichen. Und wenn ich den ersten Schritt machen würde, würde Jake vielleicht auch reinen Tisch machen. Wenn er nicht komplett ausrasten würde, wie ich es befürchtete. Mein Herz pochte jetzt schon so laut, dabei würde es noch eine Weile dauern, bis ich Jake davon erzählen konnte. 

Momentan saßen wir noch im Auto, Jake wollte mich eben kurz zu unserem Häuschen fahren, bevor er sich nochmal auf den Weg zu Hannah machen würde. An sich würde nichts dagegen sprechen, Jake jetzt schon einen Teil der Wahrheit zu offenbaren, aber ich konnte seine Reaktion leider wirklich gar nicht einschätzen, weshalb ich es lieber ließ. Ein Autounfall und weitere Verletzte wäre echt das Letzte, was wir gerade gebrauchen könnten. 

"Bitte bleib nicht allzu lange weg, okay?", flehte ich Jake an, als ich aus dem Auto ausstieg. "Keine Sorge, ich bin in spätestens einer Stunde wieder zurück", versprach mir Jake und gab mir einen kurzen Kuss, bevor ich endgültig ausstieg und die Haustür aufschloss. Ich sah noch kurz dem wegfahrenden Wagen hinterher und ging dann erst in unser vorübergehendes Haus. 

Wow, diese Woche hat sich ja mal in eine komplett andere Richtung entwickelt, als ich anfangs erwartet hatte. In eine sehr negative Richtung. Wir würden zwar noch zwei Tage hierbleiben, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass die anderen beiden Tage noch großartig besser werden würden. Obwohl, viel schlimmer konnte die Woche eh nicht mehr werden. 

Komplett ausgelaugt schleppte ich mich die Treppe zum Schlafzimmer hoch und zog mich erstmal um. Ich entschied mich für eine bequeme Jogginghose und ein weites T-Shirt. Doch als ich gerade meine Jeanshose abstreifte, fiel etwas raschelnd auf den Boden. Verwirrt sah ich nach unten und entdeckte dort einen Zettel. 

Warte, den Zettel, den ich bei Lilly gefunden hatte. Wie konnte ich den denn bis jetzt vergessen? Mit zitternden Händen hob ich ihn vom Boden auf und öffnete ihn. Es dauerte eine Weile, bis meine Hände so ruhig waren, dass ich den Text lesen konnte, aber als es dann soweit war, ließ ich ihn vor Schreck wieder fallen. Die Worte an sich waren zwar nicht besonders schlimm, die Bedeutung dahinter jedoch schon. Zumindest die, die ich in die Worte hineininterpretierte. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜Where stories live. Discover now