An Era Awakens (Hayffie)

16. Cross the Border

„Wie sind eure Einzelstunden gelaufen?" Effies Stimme durchbrach die unangenehme Stille.

Sie hatten sich gerade alle auf das große Sofa gesetzt, um in wenigen Augenblicken die Punktevergabe für die Einzelstunden zu verfolgen. Effie hatte zwischen Eustace und Haymitch Platzgenommen, sicherheitshalber. Das Mädchen würdigte ihren Mentor keines Blickes und ein unzufriedener Schmollmund lag auf ihren Lippen. Es erinnerte die sie daran, wie jung Eustace eigentlich war. In manchen Momenten tendierte sie dazu, es zu vergessen. Sie wusste selbst nicht weshalb.

Ramon, der einen weiten Abstand zwischen sich und die Gruppe gebracht hatte, schwieg. Er ignorierte ihre Frage, so wie er es meistens tat. Seit den kürzlichen Zwischenfällen hatte er kein Wort mehr mit ihr gewechselt, womit Effie eigentlich auch kein Problem hatte. Sie fühlte sich immer noch unwohl in seiner Gegenwart und das Gefühl seiner Augen auf ihrem Körper ließ sie erschaudern.

Erst als Eustace mit den Schultern zuckte und keine Anstalten machte, Effie von den Einzelstunden zu berichten, wurde sie misstrauisch. Das Mädchen hatte bisher nie etwas von ihr zurückgehalten, sie hatte ihr immer vertraut. „Es ist gut gelaufen", waren die einzigen Worte, die sie hervorbrachte. Ihre Stimme klang angespannt und abweisend.

Der Mangel an Details ärgerte Effie. Wenn Eustace wütend sein wollte, dann sollte sie diese Wut auf Haymitch konzentrieren und nicht auch an ihr auslassen. Das Mädchen würde sich damit letztendlich nur selbst schaden. Effie verzog die Lippen und wollte gerade den Mund öffnen, um Eustace darauf hinzuweisen, als der Fernseher aufleuchtete. Caesar Flickerman erschien auf dem Bildschirm; sein üblich breites Grinsen und das amüsierte Blitzen seiner Augen entspannten Effie sofort. Sie entschied sich, ihren Tadel für später aufzusparen und lehnte sich in die weichen Kissen der Sofalandschaft zurück.

Caesar riss einige seiner üblichen Witze und entlockte selbst Effie, die sich alle Mühe gab kalt zu wirken, ein schmales Schmunzeln. Dann begann er mit der eigentlichen Verkündung der Punkte. Magnus und Cashmere aus 1 enttäuschten nicht. Beide erhielten 9 Punkte, dicht gefolgt von den anderen Karrieretributen. Die übrigen Tribute stellten ebenfalls keine Überraschung dar. Die ein oder andere 6 in einem der äußeren Distrikte, aber 5 war meistens schon das Maximum.

Effie wusste nicht, was sie erwartete, als Caesar Ramons Namen aufrief. Sie spürte eine Welle von Scham in sich aufsteigen, als sie bemerkte, dass sie sich kaum Gedanken über den Jungen gemacht hatte. Das würde sie bessern müssen, sie durfte nicht parteiisch sein, ganz gleich was Ramon getan hatte. Effies Augen weiteten sich bei der 7, die auf dem Bildschirm erschien, kaum merklich.

Alle Köpfe drehten sich in seine Richtung. Haymitch nickte ihm anerkennend zu, während Effie ihn nur überrascht anstarren konnte. Am Tag der Ernte war sie unfassbar stolz auf den olivfarbenen Jungen mit braunen Haaren gewesen. Nach allem was zwischen ihnen passiert war, hatte sie ihn aus den Augen verloren. Ramon beachtete keinen von ihnen, seine ebenholzfarbenen Pupillen fixierten den Monitor mit einem konzentrierten Blick. Hätte sie mehr auf ihn zugehen sollen? Hätte ihn eine deutlichere Unterstützung offener für ihre Hilfe gemacht? Er konnte immer noch weit in den Spielen kommen. Selbst wenn er nicht siegte, könnte eine gute Platzierung auch für sie gut sein.

Effie drehte sich zu dem Mädchen auf ihrer Linken. Eustace' emotionslose Maske war unergründlich. Diese schien nur noch härter zu werden, als der Moderator fortfuhr und eine Punktzahl von 4 für sie verkündete. Sie senkte den Kopf und Effie war nicht auf die pochende Angst vorbereitet, die sich in ihr breit machte.

„Nun ich denke, dass ...", begann Effie in ruhigem Ton, aber Eustace war bereits vom Sofa aufgesprungen und stürmte aus dem Wohnzimmer. Sie konnte ihr nur mit offenem Mund hinterherschauen. Ramon folgte Eustace' Beispiel, wenn auch mit langsamen und anmutigen Schritten. Wenn Eustace gehen durfte, dann hielt ihn auch nichts mehr davon ab, die beiden hier allein sitzen zu lassen.