Prolog

4 0 0
                                    


Syrena stand vor dem Spiegel und bürstete seit gefühlten Stunden durch ihre Haare, während sie tief in Gedanken versunken war. Weit weg von diesem Ort, weg von diesem Mann.

Vor ihrem geistigen Auge konnte sie ihn vor sich sehen. Er lag auf seinem Bett, während schlanke Finger ihn von seinen Kleidern befreiten. Ein weiteres paar Hände glitt über Schenkel und Lenden, um sich mit begierigem Eifer der Erhebung in seiner Hose zu nähern. Hinter ihm saß eine dritte Frau, deren Finger mit seinem Haar spielten, während sie ihre Brüste an ihn drückte.

Sie versuchte das Bild schnell wieder aus ihren Gedanken zu bekommen. Shayde war der Herrscher eines großen Inkubus Geschlechtes und in ein paar Minuten ihr Mann.

Sie schüttelte den Kopf und ließ die Bürste sinken. Wie konnten ihre Eltern es ihr antun diesen Mann zu heiraten. Es war doch mehr als bekannt, dass er sein Bett mit mehreren Frauen gleichzeitig teilte. Sie würde nur ein weiterer Teil in seiner Sammlung von Frauen werden. Sie würde alle Herrscher der anderen Inkubi Geschlechter dem der Leroux vorziehen.

Da kam es Shayde gerade Recht, dass er durch die Heirat mit ihr Herrscher über ein weiteres Land werden würde. Frauen durften laut ihrem Gesetz nicht herrschen, was sie immer noch nicht verstand. Was war so falsch daran einer Frau die Herrschaft zu überlassen?

Sie blickte in den Spiegel und wünschte sich, dass sie nicht so hübsch geboren wäre. Dann hätte dieser Mann vielleicht nie das Interesse an ihr gefunden. Sie wollte jemanden der sie liebte und sie nicht behandelte wie ein Spielzeug zum Sex haben, eine Person ohne eigenen Willen.

Syrena wurde aus den Gedanken gerissen, als sie ein zaghaftes Klopfen an der Tür vernahm und ihre Freundin ihren Kopf durch die Tür streckte. Sie war die einzige, die sie verstand, die ihr Trost spendete und ihr zuhörte.

„Alle warten nur auf dich Syrena. Ich weiß wie schwer es dir fällt." Sie blickte ihre Freundin an, deren Kopf gesenkt war. Mit einem letzten Blick in den Spiegel erhob sie sich und ging in Richtung Tür. Sie legte eine Hand auf die Schulter ihrer Freundin und lächelte. „Danke Apryl."

Sie hob den Saum ihres Kleides etwas an und ging langsam, die mit Rosen dekorierte Treppe hinunter, versuchte den Moment so lange wie möglich heraus zu zögern.

Syrena blickte in fremde Gesichter die sie anstarrten, als wäre sie eine Fremde. „Bist du nervös?", hörte sie Apryl hinter sich sagen. Nervös war wohl kaum das richtige Wort. Sie heirate einen Inkubus, einen Mann den sie kaum kannte, den sie nicht liebte, den sie verabscheute.

„Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen und für immer hier verschwinden als die Frau dieses Mannes zu werden. Ich weiß, dass es Gesetz ist dass ich einen Inkubus heirate, dass dieses Land einen Herrscher braucht. Aber warum gerade IHN? Ich hätte jeden anderen ihm vorgezogen."

Sie seufzte und schritt mit erhobenen Kopf durch die Menge. Sie wollte sich ihre Gefühle nicht anmerken lassen, schon alleine für die Ehre ihrer Familie. Sie blickte in die Gesichter ihrer Brüder. Warum hätten sie nicht einfach den Thron besteigen können. Warum hatte man sie in die Welt der Menschen geschickt?

Sie hatte für ihr Volk in diese Heirat eingewilligt. Sie wusste, dass Shayde ein hervorragender Herrscher war wenn man von seinen Hobbys absah.

Immer wieder versuchte sie sich einzureden, dass dies alles nur für das Volk geschah. Sie blieb stehen und sah zum Altar. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln.

Syrena blickte sich in der Menge um und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Am liebsten wäre sie umgedreht, wäre in ihr Zimmer gelaufen und hätte mich auf ihr Bett geschmissen. Doch sie wusste was das hieß. Sie hätte nicht nur ihr Volk sondern auch ihre Familie verraten.

Sie blickte in Apryl's Gesicht und hoffte sie könnte ihr helfen. Immer wieder hatte sie ihr gesagt sie solle ihr Herz entscheiden lassen, das sie es verstehen würde, wenn sie ihn nicht heiraten würde. Jeder in diesem Land wusste über sein schlechten Ruf und hätte sie verstanden.

Syrenas Schritte in Richtung Altar wurden schneller. Sie blickte in Shayde's Gesicht und verbeugte sich leicht. Er nickte und hielt ihr seine Hand hin.

Sie dachte an die Worte ihres Vaters: „Bitte enttäusche mich nicht geliebte Tochter." Syrena flüsterte eine Entschuldigung und blickte ihren Vater an. Sie wusste, das sie ihn enttäuschen würde. Aber er konnte nicht von ihr verlangen diesen Mann zu heiraten, egal mit wie vielen Vorteilen diese Hochzeit verbunden war.

Sie atmete tief ein und aus, hob den Kopf und blickte direkt in Shaydes's graue Augen. „Es tut mir leid aber ich kann nicht deine Frau werden Shayde. Ich hoffe inständig das du meine Entscheidung akzeptierst. Mir ist vollkommen bewusst, das ich eigentlich nicht das Recht habe diese Entscheidung zu treffen aber..."

Sie hielt kurz inne. „Ich möchte jemanden heiraten den ich liebe, der mich liebt. Es tut mir Leid." Sie verbeugte sich erneut und lief aus dem Raum, vorbei an den geschockten Gesichtern ihrer Eltern. Sie hatte sie enttäuscht. Sie hatte alle enttäuscht.

Jetzt wo sie diesen Schritt getan hatte konnte sie nicht länger in diesem Land leben. Sie hatte ihr zu Hause aufgegeben für den Wunsch die große Liebe zu finden. Sie befreite sich aus dem sperrigen Kleid und packte ein paar Sachen in ihre Tasche.

Sie würde sich nicht verabschieden. Das würde alles nur schwerer machen. Sie würde ihr altes Leben hinter sich lassen und würde in der Welt der Menschen neu beginnen. In einem Land wo sie sein konnte wie sie wollte, nicht gebunden an Regeln und Gesetzte. Wo niemand von ihrem wahren Ich wusste.

Mit einem letzten Blick verließ sie ihr Zimmer, ging die Treppe hinauf und schritt mit einer Entschuldigung auf den Lippen durch das Portal, welches sie in die Menschenwelt brachte.

Ab jetzt würde ihr neues Leben beginnen.

Wolfblut- Diener des MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt