Kapitel 40

1.2K 131 35
                                    


Glutherz ließ seinen Blick über den immer dunkler werdenden Horizont schweifen. Feiner Nieselregen fiel auf die Erde nieder, Tropfen sammelten sich an den kahlen Ästen der Sträucher und Bäume, die das Lager säumten und Baue bildeten. Immer wieder fielen einzelne dieser Tropfen auf den Kopf des roten Kriegers, woraufhin er sich genervt schüttelte. Blaumond, die neben ihm im Eingang der Kinderstube saß, schnurrte belustigt. Ihr runder Bauch kündigte die Jungen an, die schon sehr bald das Licht der Welt erblicken würden. Schon jetzt war er nervös. Würde er ein guter Vater sein? Oder eher so einer wie Lahmpelz, wobei dieser, so viel hatte er vorhin bei einem Gespräch zwischen Fischschweif und Blaumond mit bekommen, sich an diesem Tag zum ersten Mal so richtig mit Diamantenjunges beschäftigt hatte. Dabei konnte sich Glutherz unmöglich vorstellen, Blaumond und auch ihre Jungen auch nur einen Tag lang nicht zu sehen! Er hoffte inständig, das er wissen würde, wie er sich gegenüber den Jungen verhalten sollte. Regenpelz war ihm ein guter Vater, wenn man einmal von der Lüge bezüglich Winterschweif und Wasserwirbel absah. Hoffentlich hatte der feuerrote Krieger das geerbt!


„Worüber denkst du nach?", murmelte Blaumond und leckte ihm über die Schulter, wo kurz zuvor ein Wassertropfen gelandet war. Ihre tiefblauen Augen blickten ihn verträumt an. Mit einem Schnurren fuhr er mit der Zunge über Blaumonds weiche Wange, wo der weiße Halbmond begann, der von ihrer Wange bis zu ihrer Schulter reichte.


„Über unsere Jungen", hauchte er und die blaugraue Kätzin vergrub ihre Schnauze in seinem Fell. „Sie werden großartig sein", verkündete sie mit voller Überzeugung, was durch das Fell hindurch eher wie ein Nuscheln klang. Glutherz schnurrte aus tiefster Kehle. Oh ja, das würden sie! „Und wunderschön, weil du ihre Mutter bist!", fügte er mit Inbrunst hinzu. Blaumond schüttelte schnurrend den Kopf und warf ihm einen verliebten Blick zu, den er ohne zu blinzeln erwiderte. Sie öffnete gerade das Maul um etwas zu antworten, als Flammensterns Jaulen erklang.


„Alle Katzen, die alt genug sind, ihre eigene Beute zu machen, mögen sich zwischen den Wurzeln der Eiche versammeln!", jaulte die flammenrote Anführerin von der Wurzel, auf der normalerweise Staubwolke während der Clanversammlungen saß, her. Im ersten Moment war Glutherz etwas verblüfft, dass sie sich nicht wie gewohnt auf dem relativ tief wachsenden Ast befand, von dem sie normalerweise zum Clan sprach, doch dann erinnerte er sich, dass seine Mutter wohl kaum dort nach oben klettern konnte. Auch ihre Jungen könnten jeden Augenblick kommen! Seine Geschwister... irgendwie war es seltsam, dass seine eigenen Jungen genauso alt sein würden wie seine Geschwister.


„Na komm, lass uns zur Versammlung gehen", miaute seine Gefährtin und hievte sich mit großer Anstrengung, die in ihrem Gesicht abzulesen war, auf die Pfoten. Sofort sprang Glutherz auf die Pfoten und eilte an ihre Seite, damit sie sich bei ihm abstützen konnte. Sie schwankte leicht und konnte sich nur sehr langsam fortbewegen. Großer SternenClan! Glutherz hatte keine Ahnung, ob dieses Taumeln normal war. Hoffentlich ging es Blaumond und den Jungen gut! Er konnte sich noch immer daran erinnern, dass Rottupf ihr Mohnsamen gegeben hatte, damals, als sie noch nicht wusste, dass sie Junge erwartete. Ob das nun die Nachwirkungen waren?


„Was guckst du denn wie ein verschrecktes Häschen? Mir geht es gut!", schnurrte Blaumond und verschränkte ihrem Schweif mit dem seinen. Inständig hoffte er, dass das die Wahrheit war.


In der Zwischenzeit hatten sich die meisten ihrer Clangefährten zwischen den Wurzeln versammelt. Der sanfte Nieselregen benetzte ihre Pelze und Glutherz war froh, dass sein Fell relativ wasserabweisend war. Kurz suchte er unter der Menge an Katzen seine Freunde, bei Winterschweifs weißen Fell dauerte dies auch nicht lange. Man sah in immer als erstes, allein in der Blattleere, die ja bald anbrechen würde, hatte er einen Vorteil, denn der Schnee war so weiß wie sein Pelz. Neben dem langhaarigen Kater saßen auch Streifenfluss und Ahornblatt, genauso wie Wasserwirbel. Als die getigerte Kätzin Glutherz und Blaumond bemerkte, winkte sie ihnen sofort mit ihrem Schweif zu, sich zu ihnen zu gesellen, was sie sowieso getan hätten. Die vier Katzen hatten einen Platz ziemlich in der Mitte der Katzen ergattert, weshalb der rote Kater und seine Gefährtin sich zwischen Rabensturm und Regenpelz und Lilienpfote, Fliederpfote, Glanzpfote und Kieselpelz hindurchzwängen mussten. Blaumond schnaubte. „Ein Platz am Rand wäre auch intelligenter gewesen", brummte sie.

Warrior Cats - Das Vermächtnis des FeuersDonde viven las historias. Descúbrelo ahora