- Epilog -

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„Oh mein Gott!", kreischt Leya mit solch einer Lautstärke in der Stimme, dass mir beinahe das Trommelfell platzt. Zusätzlich klatscht sie so energisch in die Hände, dass ich erschrocken zusammenzucke.

„Meine Güte", grummele ich genervt, da ich ganz in Ruhe die Liebesschnulze, die gerade auf meinem Laptop läuft, weitergucken möchte. Mit einer zappelnden Leya neben mir, die vor lauter Aufregung beinahe explodiert – und das, obwohl sie in der letzten Nacht mit zwei verschiedenen Typen Sex hatte – ist das allerdings schier unmöglich.

„Guck mal, Bonnie!", grinst meine beste Freundin aufgeregt. „Das hat mir Sally gerade geschickt. Total süß, oder?" Im Einklang mit ihren Worten hält mir Leya ihr Handy vor die Nase.

Zu sehen ist ein Foto von Cohen und Sally.

Die beiden tragen ihre Gesichts-Socken und karierte Pärchen-Schlafanzüge. Auf dem Bild stehen sie vor einem Kamin und küssen sich. Das glückliche Grinsen auf ihren Lippen kann man dennoch hervorragend erkennen.

„Sally hat geschrieben, dass sie und Cohen jetzt offiziell zusammen sind", quietscht Leya begeistert und klatscht erneut in ihre Hände.

Dieses Mal schafft sie es sogar, mich mit ihrer Euphorie anzustecken, denn ich freue mich für Sally und Cohen, dass sie endlich ihren Seelenverwandten und somit ihre große Liebe gefunden haben.

Wenn es zwei Menschen auf dieser Welt gibt, die füreinander erschaffen wurden, dann sind das eindeutig Cohen King und Sally Hastings.

Hoffentlich werden die beiden auch auf Dauer glücklich sein.

„Sally meinte gerade, dass sie jetzt öfter nach Portland kommen wird. Da sie ja sowieso noch keinen Job gefunden hat, überlegt sie wohl, bei Cohen und seiner Mutter einzuziehen. Krass, oder? Die beiden wollen vielleicht sogar im Streichelzoo arbeiten."

Eigentlich möchte ich etwas auf Leyas Aussage erwidern, doch in diesem Moment zieht mein summendes Handy meine Aufmerksamkeit vollständig auf sich.

Eine neue Nachricht.

Von einer unbekannten Nummer.

‚Komisch', denke ich mir, während ich die Nachricht öffne. Normalerweise habe ich all meine Familienmitglieder und Freunde eingespeichert, weshalb ich überhaupt keine Ahnung habe, wer mir gerade geschrieben haben könnte.

Meine Frage beantwortet sich von selbst, als ich die wenigen Zeilen auf meinem Smartphone überfliege.

Liebes Bahnhofs-Mädchen,
bitte blockier mich nicht direkt.
Ich habe deinen Freund Cohen gestern im Zug nach deiner Handynummer gefragt und er war so nett, mir diese zu geben.
Ich bekomme dich einfach nicht aus meinem Kopf. Deine Augen und dein Lächeln – Gott, ich könnte den ganzen Tag über dich schwärmen.
Bitte sag mir, dass du auch dieses Knistern zwischen uns gespürt hast, sonst werde ich verrückt.
Am Montag bin ich zurück in Portland. Wenn du Zeit und Lust hast, würde ich mich freuen, dich wiederzusehen.
Dein Bahnhofs-Junge alias Brady

„Warum grinst du denn wie der Joker höchstpersönlich?", erkundigt sich Leya neugierig bei mir, nachdem ich mit rasendem Herzen die Nachricht zu Ende gelesen habe.

Schweigend reiche ich meiner besten Freundin mein Handy, damit sie die Worte, die den Beginn einer wunderschönen Liebesgeschichte einleiten, selbst lesen kann.

Endlich verstehe ich auch, warum das Schicksal Cohen King und mich zusammengeführt hat.

Wir haben uns nicht kennengelernt, weil wir Seelenverwandte sind, sondern weil wir einander brauchten, um unsere Seelenverwandten zu finden.

Ob ich mir rückblickend also erneut Tinder herunterladen und auf ein paar schräge Dates mit meinem falschen Mister Right gehen würde, nur um abschließend meinen Seelenverwandten zu finden?

Definitiv!

Der falsche Mr. RightWhere stories live. Discover now