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Auch nachdem Jackson längst gegangen war, blieb ich sitzen und blickte auf die Hand, die mein Schicksal auf die ein oder andere Weise besiegelt hatte. Ich bildete mir ein, dass meine Haut, dort wo er sie gestreichelt hatte, brannte. Was stimmte bloß nicht mit mir?
Gift. Der Typ war giftig wie ein Aga- Kröterich und ich hatte mich grad freiwillig infiziert. Vielleicht war ich doch sehr viel dümmer, als ich angenommen hatte.

„Hey."

Der Gruß riss mich aus meinen Gedanken und ich registrierte nur langsam, dass es nicht der zurückgekehrte Jackson war, der sich neben mich hatte fallen lassen, sondern Ben. Diese Eigenart, dass die Footballspieler dieser Schule immer in ihren grauen Trainingsanzügen mit den riesigen Wolfsköpfen auf dem Rücken durch die Gegend liefen, war irritierend und verwirrend. Wenn man nicht genau hinsah, waren die irgendwie alle gleich.

Ich lächelte Ben an. Immerhin hatte sein PostIt mir den Tag versüßt. „Hab ich mich eigentlich für die Heimfahrt bedankt? Ich erinnere mich nicht mehr so deutlich an alles."

Sein Lächeln ließ mein Herz kurz stolpern. Diese Gehirnerschütterung hatte es anscheinend in sich. Ich passte mich am Ende noch an den ganzen Highschooldramaromantikkitschkram an.

„Hast du. Hat dir der Zusammenstoß mit der Tür doch so zugesetzt? Erinnerst du dich daran, dass du als Dank versprochen hast heute mit mir einen Film anzusehen?" Ich blinzelte ihn an. Daran erinnerte ich mich nicht. So was würde ich auch nicht versprechen, ich sah nämlich ungern Filme. Filme waren Quickies. Ich war mehr der Serientyp, ich mochte es, wenn Geschichten möglichst lang erzählt wurden. Und um in dem Bild zu bleiben: vermutlich war ich auch eher der Typ für langsamen, langen Sex, statt für eine Nummer auf dem Rücksitz.

„Nicht so richtig." Wollte ich den Abend mit ihm verbringen? Ja. Schon. Irgendwie. Ich hatte schließlich wenig, bis gar keine Erfahrungen. Irgendwann musste ich ja anfangen oder? Und wenn Marzan mir meinen Abschluss versaute, würde ich sowieso enden wie alle in unserer wunderbaren Kleinstadt - mit achtzehn verheiratet mit neunzehn das erste Mal schwanger und glücklich bis an mein Lebensende.

Nicht nur vielleicht kam mir bei dem Gedanken ein wenig von meinem Mittagessen wieder hoch. 

Meine innere Stimme schrie mich wütend an wie blöd ich eigentlich sei, schließlich hatte ich doch für das Wochenende einen Plan gefasst.

Und noch war mein Abschluss nicht versaut, schließlich hatte der fantastische Jackson einen Plan.

Meine innere Stimme - ich nenne sie liebevoll EVILyn - biestete lautstark, dass mein Deal mit dem Teufel mich vermutlich mit zwei gebrochenen Beinen, im Evakostüm, im Pavillon auf dem Marktplatz enden lassen würde. Steppend oder so.

„Vielleicht hilft dir auf die Sprünge, dass du mir zusätzlich salziges und süßes Popcorn versprochen hast. Und vielleicht ein bisschen Kuscheln." Er fuhr sich durch die Haare, so dass sie ihm unordentlich in die Stirn fielen und grinste mich so süß an, dass ich sein Lächeln unwillkürlich erwidern musste.

„Ok." Ich hatte gesprochen ohne noch weiter nachzudenken. Was soll's. Ein bisschen zu leben, würde mir den Abschluss und den Abschied von diesem Paradies der Heuchelei nicht verderben. Nein, das tat einzig Marzan. Sollten alle meine Mühen für die Tonne gewesen sein?

„Wirklich?" Ich wandte meine Aufmerksamkeit weg von dem Zwiegespräch mit Evilyn hin zu Ben. Der sah nämlich völlig überrascht aus und blinzelte mich kurz ungläubig an. Für einen Moment war mir meine Zusage unangenehm, denn seine Reaktion war unnatürlich. Hätte er sich nicht freuen sollen? Er wollte dieses Date doch haben?  Natürlich fing er sich ganz schnell und sein Gesicht nahm einen übertrieben überheblichen Ausdruck an. „Ich wusste, dass du mir nicht würdest widerstehen können."

„Bild dir bloß nichts drauf ein, ich schulde ungern jemanden was." Und hatte mich doch keine zehn Minuten zuvor auf eine wochenlange Schuld mit Jackson eingelassen. Ich war auch schon mal integerer gewesen.

Bevor ich den halben Tag mit Grübeleien darüber verbringen würde, was Jackson mir antun könnte, würde Ben mich bestimmt gut ablenken.

„Sei um sieben bei mir." Ich stand auf und griff nach meiner Tasche. Wenn ich heute Herrenbesuch bekam, musste noch das ein oder andere dringend aus meinem Zimmer verschwinden. Angefangen bei den Kuscheltieren, über diverse Fotos, bis hin zu der rosageblümten Bettwäsche. Wenn ich so darüber nachdachte, sollte ich das Sofa auch noch absaugen und die Playsie verstecken. Musste ja keiner wissen, dass ich nicht nur die jungfräuliche Streberin war, sondern auch noch für mein Leben gern Final Fantasy zockte. Kein Futter für die Affen. Ups. Die Wölfe der Roosevelt High natürlich.

„Ich kann dich auch fahren und direkt bleiben?" Auf keinen Fall würde ich ihn unangekündigt mit nach Hause bringen. Das sagte ich ihm auch und verabschiedete mich dann. Ich hatte noch nie einen Jungen mitgebracht und musste mit meinen Eltern erstmal die Basics dazu klären. Grundsätzlich musste ich mir über die Basics erstmal im Klaren sein, um die anschließend abzustecken und dazu brauchte ich Zeit für mich.

Und ich musste duschen. Dringend. Schließlich wollte er zum Kuscheln kommen. Erst als ich am Schloss meines Fahrrads herumnestelte, schienen seine Worte endlich bei mir angekommen zu sein. Er wollte mit mir kuscheln. Kuscheln. Mit mir! Mein Herz geriet schon wieder aus dem Tritt und ich spürte wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Das musste ich Charlie erzählen.

Als ich meine Taschen auf dem Gepäckträger befestigte, fand ich ein weiteres kleines PostIt, eingeklemmt in der Federung meines Sattels.

Ich freue mich auf dich."

Irgendwie war diese Marotte mit den PostIt's ein bisschen kitschig. Dennoch kribbelte mein ganzer Körper und ich kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus.

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Kitschig süß oder Stalker-Qualität diese PostIts? 🤪

An Alpha's BiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt