36. Falsches Vertrauen

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"I no longer want it all, just some comfort and some sex and some minor love." — Charles Bukowski

Mit Sam an meiner Seite blieb ich im Dorf. Wir unterhielten uns viel über die damalige Zeit, den letzten großen Krieg der Wächter. Ich hatte bisher immer nur recht im Groben von den Ereignissen der Vergangenheit gehört. Von Mr Norbert im Unterricht und ein bisschen von Hayden, der jedoch nie viel darüber reden wollte. Sam war ein Zeitzeuge, der mehr über die damaligen Ereignisse sprach. Er war dabei gewesen, als all das geschehen war, auch wenn er die meiste Zeit außerhalb Londons gewesen ist und nicht sehr viel über die Ereignisse in diesem Quartier wusste.

„Ich weiß noch, dass ich damals ständig versucht war, das Weite zu suchen und erst aus der Vergangenheit wieder zurück zu kommen, wenn der Krieg vorbei war", lachte Sam und lief an meiner Seite in Richtung der Tempel. Wir hatten beschlossen unseren Spaziergang dorthin zu führen. Sollte man in Zeiten wie diesen nicht den Beistand der Götter aufsuchen? Ich wusste nicht, ob die Götter uns helfen würden, ob sie uns überhaupt erhören würden. Hatten sie das jemals? Bei den Dunklen Tagen hatten sie immerhin auch nur zugesehen.

„Was hat dich davon abgehalten?"

„Ich wollte nicht ganz so feige wegrennen, wollte irgendwie helfen dürfen, doch als dann noch Freunde starben oder die Seiten wechselten, wurde es wirklich schwer", sagte er und traurig sah ich ihn an.

„Tut mir leid zu hören, wieso haben sie denn die Seiten gewechselt?"

„Ich denke mal, weil sie umgarnt wurden. Viele Leute vertreten die Ansichten der Reiter, haben irgendeinen Groll gegen die Götter, fühlen sich vom Chaos magisch angezogen. Viele glauben, dass die Prinzipien der Reiter gar nicht so verkehrt sind. Diese sind eben auch ziemlich gut darin, einem das Chaos schön zu reden", sagte Sam und weil ich ihn etwas irritiert ansah, sprach er weiter. „Ich weiß nicht, wie sehr du die Legenden der Reiter kennst, doch die Reiter sind stark mit der Unterwelt verbunden. Angeblich sind sie Gesandte der Thronanwärter, um hier oben für Chaos zu sorgen. Reiter versprechen Wächtern also ziemlich viel Müll über die Unterwelt und den Herrschern dieser. Dass wenn sie ihnen helfen, mit Unsterblichkeit gesegnet werden oder besonderen Kräften bekommen. Mag sein, dass es irgendwie stimmt. Dein Reed ist ja der beste Beweis, dass man irgendwas für die Treue zur Unterwelt verlangen kann und es sogar bekommt. Es ist wohl ein verführerischer Gedanke für viele, so die Seiten zu wechseln. Man muss dafür aber bestimmte Dinge tun und opfern. Ich habe keine Ahnung, ob du je von der ersten Todesreiterin gehört hast. Die unbezwingbare Cassy?"

Ich überlegte, ob ich über sie schon einmal irgendwas gehört hatte, doch mir würde nichts einfallen, wenn dem so wäre.

„Und was hat es mit dieser Cassy auf sich?"

„Ich kann es dir nicht ganz genau zu hundert Prozent sagen, da die Geschichte jedes Mal anders erzählt wird, aber die Version, an die ich am meisten glaube, laut der hat sie vor tausend Jahren oder so gelebt, war eine Reiterin gewesen, die nie alterte, immer eine junge Frau geblieben ist, aus der Linie des Todes stammte und wie dieser unbezwingbar zu sein schien. Sie ist die Anführerin und Herrscherin der Reiter, die Königin allen Unheils in gewisser Weise, von Hades persönlich erschaffen worden."

„Aber irgendwie ist sie gestorben, nicht wahr?", fragte ich, doch es gab keine Todesreiter mehr und ich hatte nie davon gehört, dass diese Cassy irgendwo derzeit existieren sollte.

„Den Sagen nach soll es eine Naturwächterin gegeben haben, deren Kraft das Bezwingen von Feuer gewesen ist, die den letzten lebenden Drachen als treuen Begleiter hatte. Sie hat sich gegen Cassy gestellt und es geschafft, sie mit sich in den Tod dabei zu reißen", meinte er und ich war beeindruckt. Eine aus meiner Linie hatte sie getötet, eine aus meiner Linie, die einen verdammten Drachen als Begleiter gehabt hatte. Das klang so cool.

Avenoir| Band 2 [18+] ✓Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang