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- ANA -

„Guten Morgen", begrüße ich das Ehepaar Rodriguez, das es sich an einem Tisch am Fenster bequem gemacht hat. „Wissen Sie schon, was ich Ihnen bringen kann?"

„Hallo, niña", lächelt Señora Rodriguez. „Wir hätten gerne zwei Kaffee."

„Zwei Kaffee", wiederhole ich, ohne dabei meinen Notizblock herauszuholen. Die Bestellung kann ich mir auch so merken. „Kommt sofort."

Ich lächle dem Ehepaar zu, ehe ich mich von dem kleinen Tisch am Fenster entferne und das Café durchquere. Wenige Augenblicke später stehe ich hinter dem Tresen und sehe zu, wie die Kaffeemaschine eine Tasse mit Kaffee füllt. Als sie gefüllt ist, stelle ich die Tasse auf einem Tablett ab und lasse die Kaffeemaschine eine zweite Tasse füllen.

Mit zwei gefüllten Tassen auf dem Tablett begebe ich mich zurück zu dem alten Ehepaar. „So, zwei Kaffee. Darf es sonst noch etwas sein?"

„Danke, niña", bedankt sich Señor Rodriguez, während Señora Rodriguez den Kopf schüttelt. „Nein, danke."

Gleichzeitig wird die Eingangstür geöffnet und sowohl das Ehepaar als auch ich drehen den Kopf in Richtung der Tür. Zwei Frauen betreten gefolgt von Darío das Café. Eine der Frauen kann ich als seine Schwester identifizieren, während mir die andere Frau unbekannt vorkommt. Gerade wendet sie sich an Darío und fährt sich dabei grinsend durch ihre schwarzen Locken.

Ich verstehe nicht, was sie sagen, aber ich kann deutlich erkennen, wie die Frau Daríos Hand nimmt und ihn zu einem Tisch am Fenster zieht. Bei der Berührung zieht sich etwas in meiner Brust zusammen. Ich wende den Blick von den neuen Gästen ab und bekomme nur noch im Augenwinkel mit, wie Darío's Schwester den beiden lachend folgt.

„Falls ich Ihnen doch noch etwas bringen soll, sagen Sie mir einfach Bescheid", meine ich an Señor Rodriguez und seine Frau gewandt, ehe ich mich von ihrem Tisch entferne.

Mit langsamen Schritten bewege ich mich auf den Tisch zu, an dem Darío und die Frauen Platz genommen haben, und sich nun angeregt unterhalten. Ich straffe meine Schultern und räuspere mich, um auf mich aufmerksam zu machen. „Herzlich Willkommen im Santiago! Wissen Sie schon, was ich Ihnen bringen kann?"

„Ich hätte gerne eine Cola", meldet sich Lucrecia García als erstes zu Wort.

Ich klemme mir mein Tablett unter den Arm und zücke meinen Notizblock, um mich daran zu hindern, in Richtung des schwarzhaarigen Mafiosen und der schwarzhaarigen Schönheit zu blicken, die gegenüber von Lucrecia García Platz genommen haben.

„Ich würde ebenfalls eine Cola nehmen", ertönt eine helle Frauenstimme, die dann wohl offensichtlicher Weise der anderen Frau gehören muss. „Und ein Cachapa."

„Okay", murmle ich, während ich die Bestellung auf meinen Block kritzele.

„Für mich-"

„Einen Kaffee, ich weiß", unterbreche ich Darío ungewollt und beiße mir in der nächsten Sekunde auf die Lippen. Verdammt. „Kommt sofort."

Ohne weiteres Worte wende ich mich von ihrem Tisch ab und laufe zurück zum Tresen. Dabei bemühe ich mich, keinen Blick zurückzuwerfen und konzentriere mich stattdessen darauf, den Notizblock wieder in meiner Schürze zu verstauen. Wieso habe ich ihn nur unterbrochen?

Über mich selbst ärgernd schüttle in den Kopf und lege das Tablett auf dem Tresen ab. Anschließend fülle ich zwei Gläser mit Cola und stelle sie auf dem Tablett ab. Dann bereite ich mit der Kaffeemaschine einen Kaffee für Darío zu, platziere die fertige Tasse wenige Augenblicke später auch auf dem Tablett und befülle einen Teller mit Cachapa, den ich dann ebenfalls zu den Getränken stelle.

Während all dem muss ich mich anstrengen, nicht zu dem Tisch hinüberzusehen, an dem Darío mit dieser Frau und seiner Schwester sitzt. Irgendwas daran stört mich gewaltig. Bei dem Gedanken an ihn und diese Frau breitet sich in ein Ziehen in meiner Brust auf und ich spüre einen Kloß im Hals. Gleichzeitig fließt Wut durch meinen Körper. Es fühlt sich an wie Eifersucht, aber ich darf nicht eifersüchtig sein. Auf keinen Fall.

Seufzend nehme ich das Tablett in die Hand, atme einmal tief durch und durchquere das Santiago mit langsamen Schritten.

„So", murmle ich, als ich an ihrem Tisch ankomme. „Ihre Bestellung."

„Danke", ertönt die helle Stimme der schwarzhaarigen Schönheit, als ich ihr ihre Cola und den Teller vor die Nase stelle. Sie schenkt mir ein Lächeln, das ich mehr oder weniger versuche zu erwidern, ehe ich den andern beiden ebenfalls ihre Bestellungen vor die Nase stelle.

Dabei trifft mein Blick ungewollt auf Darío's Blick, der mich für einen kurzen Augenblick zurück ins Meer katapultiert. Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken an den gestrigen Tag beiseitezuschieben, und wende mich ohne ein weiteres Wort vom Tisch ab.

Rasch durchquere ich das Café und komme hinter dem Tresen zum Stehen, an dem ich mir hastig ein Glas nehme, es mit Wasser fühle und meine plötzlich ziemlich trockene Kehle runterspüle. Bei dem Gedanken, dass Darío eine andere Frau, besser gesagt die schwarzhaarige Schönheit, mit an den Strand nimmt, wird mir anders und ich bin schon fast froh, als Enrique sich mit grimmigem Gesichtsausdruck in mein Sichtfeld schiebt und meine Aufmerksamkeit somit auf sich lenkt.

„Weitere García?", stößt er aus, während er einen bestimmten Punkt im Raum fixiert.

Irritiert ziehe ich die Augenbrauen zusammen und folge seinem Blick. Er kommt am Tisch von Darío, seiner Schwester und der schwarzhaarigen Schönheit zum Halt. „Was?"

„Weitere García", wiederholt mein Bruder seine Worte. „Es reicht wohl nicht, dass der Typ schon jeden Tag hier auftauchen muss. Jetzt bringt er auch noch seine Schwestern mit hier her."

„Schwestern?"

Enrique nickt. „Lucrecia García." Er deutet auf die mir bekannte Frau. „Und Valeria Ramirez. Sie ist die älteste von den drei und wohnt soweit ich weiß, nicht mehr in Caracas." Nun deutet er auf die schwarzhaarige Schönheit.

Ich runzle die Stirn. Sie ist seine Schwester?

Verdammt.

Erleichterung macht sich in mir breit. Trotzdem ist mir mulmig zu mute. Diese Gefühle sollte ich nicht verspüren. Ich sollte weder eifersüchtig noch erleichtert sein. Es geht mich nichts an, ob die schwarzhaarige Schönheit seine Schwester oder seine Geliebte ist.

„Ich würde gerne zahlen", dringt eine bekannte Stimme zu mir durch und reißt mich aus den Gedanken.

Ich werfe einen kurzen Blick in Richtung meines Bruders, der Darío mit verschränkten Armen vor der Brust niederstarrt, ehe ich mich dem schwarzhaarigen Mafiosen zu wende. „Natürlich."

Rasch gehe ich die Bestellung einmal im Kopf durch. „Das macht 102000000 VEF."

Der Mann vor mir zückt seinen Geldbeutel und holt ein paar Geldscheine raus, die er mir einen Augenblick später hinhält. „Das passt so. Der Rest ist Trinkgeld für die schönste Kellnerin aus Caracas." Er zwinkert mir zu.

Gleichzeitig mit der Hitze, die bei seinen Worten ungewollt meine Wangen überzieht, stößt mein Bruder hinter mir ein fast schon animalisches Knurren aus.

Hastig nehme ich die das Geld entgegen und bedeute Darío mit einem flehenden Blick, das Café zu verlassen. Er darf die Situation auf keinen Fall noch weiter verschärfen. Ich weiß wirklich nicht, wie lange das noch gut geht.

„Wir sehen uns morgen wieder, cariño", grinst der Mafiose und spätestens bei diesen Worten verwandelt Enrique sich in eine tickende Zeitbombe.

Ich hasse dich, Darío García.

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Guten Morgen! :))

Wie geht's euch heute?

Mögt ihr Lorenzo oder Darío lieber?

Ich wünsche euch einen schönen Start in die Woche und eine hoffentlich nicht allzu stressige Woche <3

Du wirst mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt