der Prinz der Wüste

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Der nächste Morgen begann mit einem gemeinsamen Frühstück mit Isabella auf dem riesigen Balkon ihres Zimmers bei strahlenden Sonnenschein. Sie ließ extra für mich Spezialitäten aus Amarelle zubereiten, die meinem edlen Gaumen schmeichelten. Von exotischen Früchten bis hin zu würzig pikanten Speisen war alles vertreten, was das Herz nur so begehrte. Isabella erzählte mir, dass sie im nächsten Winter siebzehn Jahre alt werden würde und bereits eifrig ihre Geburtstagsfeier plane. Ich fühlte mich, als würde ich mich mit einer alten Freundin unterhalten und gab ihr wertvolle Tipps für das kommende Fest. Auch stellte ich mir die Frage, mit welchem Geschenk ich sie überraschen könnte. Doch bei Gelegenheit sollte ich ihr vorher noch die Wahrheit über mich erzählen. Bisher hatte sie nie danach gefragt gehabt, sie akzeptierte mich so, wie ich bin. Vielleicht ahnte sie es bereits? Oder sie wollte nicht unhöflich sein?

Die Unterhaltung war mir eine willkommene Ablenkung von dem Vorabend, der mir immer noch im Kopf herumschwirrte.

»Haben du und dein Bruder euch bereits aussprechen können?« fragte ich sie vorsichtig. Ihr Gesichtsausdruck wurde nachdenklich und sie schüttelte den Kopf, während sie einen Schluck von ihrem Tee nahm »Nein. So wie ich Ian kenne, muss er vorher noch ein paar wichtigere Dinge erledigen. Er wird schon noch auf mich zukommen, da bin ich mir sicher.«

»Ich hoffe du wirst nicht allzu großen Ärger wegen mir bekommen...«

Sie lächelte mich an »Mach dir bitte keine Sorgen! Mit ihm komme ich schon klar. Er ist anfangs immer etwas... aufbrausend. Gerade wenn es um mich geht. Aber genauso schnell kommt er auch wieder herunter.«

»Oder... vielleicht schläft er auch aus?« warf ich ein und sie prustete los »Nicht Ian. Alle nur nicht er. Meist steht er schon vor Sonnenaufgang wieder auf um zu beten, und du weißt, das ist sehr sehr früh bei uns. Sowas wie Schlaf braucht er nicht, zumindest behauptet er das. Sieht man an seiner Laune...« Ich lachte über ihre ehrliche Antwort.

Da kannte ich noch so jemanden und sofort wurde mein Herz schwer. Ob er es unversehrt nach Hause geschafft hatte? Wie würde er reagieren, wenn er wüsste was mit mir geschehen ist? Und hoffentlich würde mein Vater hiervon nichts mitbekommen.

»Ich möchte dir unbedingt unseren Garten zeigen!« holte mich die Prinzessin aus meinen Gedanken zurück. »Komm!« Sofort sprang sie auf und nahm mich an der Hand. Ihre Energie war wirklich bemerkenswert und ansteckend. Fast schmiss sie dabei noch einen Beistelltisch um.

Kichernd zogen wir durch die kühlen Gemäuer des Palastes. Jeder Flur war mit wunderschönen Vertäfelungen verziert und es schien fast so, als hätte jeder Gebäudetrakt ein anderes Farbschema. Der Flur, in welchen sich auch Isabellas Gemach befand, war in beerentönen dekoriert. Der nächste Flur war in smaragd-grün gehalten und so zog sich das unserem Weg entlang. Von einem der vielen Innenhöfe gelangten wir schließlich in den riesigen Garten des Palastes. Nie hätte ich eine solch prachtvolle und grüne Oase in diesen Wüstenstaat vermutet. Und dies war noch lang nicht alles, Pfauen stolzierten auf der grünen Wiese umher und Papageien flogen zwischen den riesigen Palmen hin und her. Überall waren Blumenbeete soweit das Auge nur reichte. Man konnte klar erkennen, dass dies alles mit Liebe ins kleinste Detail gestaltet wurde.

»Ich muss dir unbedingt meinen absoluten Lieblingsort zeigen!« grinste Isabella und ging auf ein gläsernes Gebäude zu. Es war ein Gewächshaus, nur ungefähr fünfhundert Mal so groß wie das, was ich bisher kannte. Als ich einen Schritt hinein trat, schwirrten sofort dutzende, nein tausende von bunten Schmetterlingen um uns herum. Sie hatten Farben, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Die Luft war feucht warm, dennoch aber angenehmer als die Wüstenluft außerhalb. Perplex sah ich mich um, es wirkte so surreal. Isabella zog an meiner Hand und führte mich weiter hinein. Zwischen ein paar der riesigen Bäume versteckten sich Faultiere, die sich von uns Frauen nicht stören ließen. Ich ging in die Hocke, damit ich eines davon genauer beobachten konnte.

undressed by the prince [in Überarbeitung]Where stories live. Discover now