Worte wie Honig

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Eine Woche war nun bereits vergangen, nachdem mich mein Weg nach Amarelle geführt hatte. Die Sonne zeigte sich von ihrer gnadenlos heißen Seite, ein Aufenthalt im Freien war erst gegen Sonnenuntergang möglich. Isabella und ich nutzten diese Zeit also, um uns im Badehaus des Palastes von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen, so wie auch am heutigen Tage. Doch zu meinem erschrecken war es in diesem Badehaus nicht kühl, ganz im Gegenteil, dort herrschte eine konstant wohlig warme Temperatur. Und auch etwas anderes fiel mir sofort auf, zu keiner Zeit, als wir anwesend waren, betrat auch nur ein einziger Mann den Bereich.

In den wunderschönen, mit buntem Mosaik gestalteten Hallen befanden sich mehrere kleine Wasserbecken, die mit unterschiedlichen Wassertemperaturen gefüllt waren, sowie einige Dampfbäder.

Isabella erklärte mir, dass diese Bäder wichtige Bestandteile der Amarellen Körperkultur waren, das gemeinsame Waschen wurde richtig zelebriert und man hielt sich dort oft stundenlang auf. Früher, als ihre Mutter noch lebte, trafen sie sich immer einmal in der Woche nachmittags zusammen mit ihren Tanten und Cousinen, ähnlich zu einem Nachmittagstee. Es wurde viel gelacht, gelästert und gemeinsam über die Gatten geschimpft. Nur diese Zeiten schienen längst vorbei. Es tat mir weh zu sehen, dass meine Freundin die meiste Zeit alleine sich selbst überlassen war. Ob ich sie auf ihren Wächter Djamaal ansprechen sollte?

Schnell verwarf ich diesen Gedanken wieder und widmete mich unserem Entspannungsritual.

Nachdem meine Haut mit einem rauen Handschuh von deren abgestorbenen Hautzellen befreit wurde, reichte Isabella mir ein Extrakt aus Olivenöl und Zitrone, damit ich dies in meine Haut einmassieren konnte. Während wir mit einölen beschäftigt waren, brachte uns eine Dienerin einen großen Teller gefüllt mit Früchten.

»Endlich! Ich bin am Verhungern...« freudestrahlend eilte Isabella zum Essen und griff nach zwei Äpfeln, einen davon warf sie mir unaufgefordert zu. Sie biss genüsslich in diesen und bemerkte einen Brief, der zusammen mit den Früchten geliefert wurde.

»Hier ist ein Brief...« sagte sie und untersuchte ihn »Er ist für dich!«

Neugierig stieg ich aus meiner Liege, legte mir ein Handtuch um und nahm diesen entgegen.

»Von WEM der wohl ist...« neckte sie mich und setzte sich an einen kleinen Tisch. Mich hochgezogener Augenbraue öffnete ich den Brief und faltete das feine Blatt auf. Die Zeilen las ich laut vor.

Sienna,

Verzeiht meine Abwesenheit in den letzten Tagen. Seit unserem letzten Treffen ist zu viel Zeit ins Land gestrichen, daher bitte ich Euch zur frühen Abendstunde in den Rosengarten.

Ian

Ich seufzte. Unser letztes Treffen ist mir noch gut in Erinnerung geblieben und sofort machte sich ein wohliges Gefühl in meiner Bauchgegend bemerkbar.

»Bis Abend ist es nicht mehr lange!« quiekte die junge Prinzessin und türmte los »Ich lass sofort ein paar Dienerinnen Kleidung und Schmuck für dich bringen. Ich weiß ganz genau, was meinem Bruder gefällt!«

Verzweifelt versuchte ich noch, sie aufzuhalten »WARTE! Ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich zu diesem Treffen gehen werde und außerdem...« doch sie war flink wie ein Wiesel und bereits außer Reichweite. »Und ob du das willst! Ich sehe es an deinen roten Wangen!« rief sie mir noch entgegen, bis die Tür mit einem lauten Krach zuflog.

Kopfschüttelnd setzte ich mich hin und naschte ein paar der Weintrauben, die sich auf den Teller befanden. Die Dienerinnen ließen auch nicht mehr lange auf sich warten und machten sich sofort an ihr Werk.

Als ich das Kleid sah, wusste ich nicht, ob ich Isabella dafür erwürgen sollte, oder den Prinzen für dessen Geschmack. Es entsprach der Kategorie „Hauch-von-Nichts". Der feine, dunkelblaue Stoff bedeckte gerade so meine Brust und auch von meinem Rücken und Bein wurde sehr viel preisgegeben. Zu viel. Bevor ich in das Kleid stieg, legten die Dienerinnen mir eine filigrane, goldene Körperkette um, die von meinen Schultern bis zu den Oberschenkeln reichte.

undressed by the prince [in Überarbeitung]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon