trautes Heim

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Die Nacht steckte bis tief in meinen Knochen. Immer wieder überkam mich unheimliche Müdigkeit, doch eine Rast kam für uns drei Frauen nicht in Frage, zu groß war die Gefahr Etwas würde im Schatten der Nacht auf uns lauern. Uns blieb keine andere Wahl als bis zum nächsten Morgen durch zu reiten. Isabellas Kopf schlug die letzte Stunde immer wieder gegen meinen Rücken, sie schien ihrer Müdigkeit erlegen, doch es hielt mich dafür wach. Inständig hoffte ich unser Fehlen würde erst am nächsten Morgen bemerkt werden, wenn wir schon längst im Schutze meines Palastes angekommen waren.

Doch ich wurde dieses merkwürdige Gefühl nicht los, dass wir bei unserer Abreise beobachtet wurden.

Warum wurden wir nicht aufgehalten?

Oder war es sogar der Anführer selbst?

Mir war durchaus bewusst, welchen Streit ich nun durch meine Abreise entfacht hatte. Aber ich beschloss, die negativen Gedanken erstmal beiseite zu schieben und mich um die junge Prinzessin zu kümmern.

Wir ritten nun schon etwas länger über die grünen Steppen, weit konnte es nicht mehr sein und als ich die weißen Berggipfel am Horizont sah, wurde es mir sofort warm ums Herz. Langsam zeigte sich die Sonne und die ersten feinen Sonnenstrahlen kitzelten unsere Gesichter. Auch Isabella wachte wieder aus ihrem Schlaf auf.

Lächelnd blickte ich über meine Schulter zu ihr zurück »Willkommen in Fahrendale, Isabella.« Schlaftrunken rieb sie sich die Augen und blickte sich neugierig um.

Fahrendale zeigte sich von seiner wunderschönsten Seite, die entfernten Schneegipfel glitzerten im Licht der Sonne während die Stadt selbst noch im Schatten des Morgens verborgen lag. Der Wind streifte die Getreidefelder und ließ die Halme andächtig bewegen.

Sobald wir die Stadtmauern erreichten, stiegen wir von den Pferden und gingen zu Fuß weiter durch die noch ruhigen Gassen der Stadt.

»Es ist hier so wunderschön!« lächelte Isabella »So friedlich!« Begeistert sah sie sich die verschiedenen Fachwerkhäuser an, die sich den Wegen entlang aneinander reihten. Abgesehen von ein paar streunenden Hunden und Katzen, waren wir die einzigen, die durch die Straßen zogen. Noemi zuckte unbeeindruckt mit den Schultern »Also ich finde es ein wenig... verschlafen. Nichts hat sich verändert seit meiner Abreise« bemerkte sie.

Gut eine halbe Stunde war es noch zu Fuß hinauf bis zu den Toren des Schlosses.

»Wie weit ist es denn noch bis zu deinem Zuhause, Sienna?« fragte die Prinzessin voller Vorfreude, in der Hoffnung, das nächste Haus könnte schon unser heiß erwartetes Ziel sein. Doch nun folgte nur noch der Pfad hoch zum Palast.

»Nicht mehr weit... Noch ein kleines Stück.« antwortete ich ihr und sie runzelte die Stirn »A-aber... hier sind doch keine Wohnhäuser mehr, nur noch das Schloss« Die Meter hohen, unmöglich überwindbaren Mauern vor uns wurden immer höher und höher.

Ich zwinkerte ihr wohl wissend zu »Und genau da wollen wir auch hin.« Erschrocken sah sie mich an, fragte aber nicht weiter nach.

Endlich waren wir vor den großen, verschlossen Toren angekommen. Sofort schenkten uns die beiden diensthabenden Wachen ihre volle Aufmerksamkeit.

»Was wollt ihr drei Weiber um diese Uhrzeit hier? Der Palast öffnet erst in ein paar Stunden seine Pforten für Lieferanten und Fußvolk. Kommt gefälligst später wieder!« schimpfte der große bärtige Soldat. Nun gesellte sich noch ein dritter Wachmann hinzu, der sobald er mich erblickte, kreidebleich wurde, und vor voller Ehrfurcht auf die Knie fiel.

»M-majestät!« stammelte er und erst jetzt erkannten die anderen beiden ihren schwerwiegenden Fehler und taten es ihrem Kameraden gleich.

Kniend riefen sie im Einklang »Öffnet sofort die Tore für Ihre Majestät!«

undressed by the prince [in Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt