Kapitel 12

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*Ich fand es manchmal immer noch sehr erstaunlich, welche Ruhe Shadow mir geben konnte, welches Gefühl von Sicherheit und das Gefühl Zuhause zu sein.*

Ein lauter Knall ertönte und lies mich aus meinem ruhigen Schlaf schrecken.

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch sie waren total verklebt. Müde rieb ich mir meine Augen und versuchte mich zu orientieren.

Als ich mir sicher war, dass ich aufstehen konnte ohne sofort wieder umzukippen, stand ich ächzend auf und streckte mich, wobei ein lautes Knacken zu hören war.

,,Uff''

Der Boxenboden von Shadow war nicht sonderlich bequem und trotzdem übernachtete ich hier regelmäßig, wenn ich es in der Nähe meines Vaters nicht mehr aushielt.

Nun versuchte ich mich wieder daran zu erinnern, was gestern alles passiert war.

Doch als alle Erinnerungen auf mich einprasselten, wünschte ich mir, dass ich alles wieder vergessen könnte.

Müde und erschöpft, schaute ich Shadow an, der jede meiner Bewegungen genaustens aus seiner Ecke beobachtete.

Als ich ihn dort so ruhig stehen sah, bemerkte ich, dass ich ihn wahrscheinlich nicht mitnehmen konnte. Dieser Gedanke schnürte mir langsam meine Brust zu und hinterließ einen starken Schmerz gemischt mit einer tiefen Leere.

Meine Augen wurden glasig und ich bemerkte, dass ich jeder Zeit wieder zu weinen beginnen würde, und nicht mehr so schnell aufhören würde, wenn ich mich jetzt nicht beruhigte.

Schwer atmend und regungslos stand ich nun also in Shadows Box und versuchte nicht in einen Heulkrampf zu fallen, als Shadow einige Schritte in meine Richtung machte und tröstend seinen Kopf auf meine Schulter legte.

Augenblicklich beruhigte sich mein Atem wieder und auch der Druck auf meiner Brust lockerte sich, verschwand jedoch nicht gänzlich.

So standen wir eine gefühlte Ewigkeit und ich hätte für immer so stehen bleiben können, wenn ich nicht Felix nervige Stimme wahrgenommen hätte, die mich genervt rief.

,,Elora wo bleibst du denn? Dein Vater sucht dich schon seit einer halben Ewigkeit!

'Oh nein, das klang gar nicht gut'

,,Tut mir leid Großer, aber ich muss jetzt zu meinem Vater, oder ich komme hier lebend nicht mehr raus."

Nachdem ich mich mit diesen Worten von Shadow verabschiedet hatte, ließ ich die Box von Shadow mit einem mulmigen Gefühl hinter mir und lief schnellen Schrittes in Richtung Haus zurück. Am liebsten wäre ich langsamer gelaufen um das Treffen hinaus zu zögern, jedoch wusste ich, dass es das nur noch schlimmer machen würde.

Als ich, nach einer gefühlten Ewigkeit an unserem Haus ankam und die Tür aufstieß, war mein Bauch bereits zu einer Achterbahn mutiert.

Langsam und zögerlich trat ich einen Schritt über die Türschwelle, Strecke mein Kopf weiter ins Haus und sah... 

...nichts. Ich hörte und sah nichts ungewöhnliches.

'Dassssss... war äußerst seltsam'

Zögerlich setzte ich einen Fuß vor den anderen und wagte mich so Stück für Stück weiter ins Haus hinein.
Eigentlich total lächerlich, dass hörte sich so an, als würde ich in einem Horrorhaus herumirren. Aber eigentlich war es mein Haus, also warum schlich ich hier eigentlich so ängstlich herum?

Vom neuen Selbstbewusstsein gepackt, streckte ich meinen Rücken durch und lief mit großen Schritten ins Hausinnere.

,,Vater ?"

Keine Antwort kam.

,,Wo bist du?"

Immer noch keine Antwort. Langsam wurde es gruselig keinen Mucks zu hören.

Ich lief in die Küche, nichts...

Ins Wohnzimmer, nichts...

In sein Schlafzimmer, nichts...

Jetzt geriet ich doch in Panik, fast rennend ging ich in Richtung seines  Arbeitszimmers. Kurz vorher bremste ich ab und klopfte hektisch an seine Türe.

,,Vater, bist du da drinnen?''

Keine Antwort.

Oder warte... doch, ein ganz leises Murmeln das immer lauter wurde, jedoch zu leise um es zu verstehen.

Leise, bemüht kein Geräusch zu machen, lief ich näher an die Tür heran und legte mein Ohr an die Tür.

,,Ja... nein!'' Genervtes Schnauben ,,Natürlich... ja, hat sie.. gute Abstammung... Schwarzer He... verkaufen... anschauen...''

Mist, mit diesen Bruchstücken konnte ich mal gar nichts anfangen.

Plötzlich verschwand das Gemurmel und ich hörte einen Stuhl quietschen. Erschrocken machte ich einen Satz nach hinten und tat in letzter Sekunde, bevor die Tür aufgerissen wurde so als wäre ich erst jetzt den Gang hinunter gekommen.

Verwirrt starrte mich mein Vater an, bevor er los brüllte. ,,Hier bist du, du unnützes Kind! Wo um alles in der Welt warst du?''

Ich machte mich immer kleiner bei seinen Worten und stotterte verschreckt vor mich hin, ,,I..i...ich ...wa... war ... b..b..bei...Shad...dow''

Ein schnauben kam aus Vaters Richtung. ,,Natürlich wo sonst?! Mach dich bereit, Cassandra wird mit dir in die Stadt fahren und schöne Kleidung einkaufen, du kannst den Prinzen schließlich nicht so unter die Augen treten'' Abfällig schaute er mich an.

,,Sie kommt in einer Stunde'' und mit diesen Worten drehte er sich um und lief in sein Arbeitszimmer zurück. Bevor ich noch etwas erwidern konnte knallt er mir die Tür vor der Nase zu.

Total verwirrt lief ich in mein Zimmer und direkt zum Spiegel.

'Ach du heilige Makrele!' So konnte ich nicht in die Stadt.

Mein Hoodie war voller Staub, Pferdehaaren und Stroh und meine Haare sahen wie ein Vogelnest aus. Also musste ich wohl oder übel duschen gehen.

Langsam lief ich in Richtung Badezimmer, das an mein Zimmer angrenzte.

Dort angekommen, Bürstete ich meine Haare bevor ich mich entkleidete und in die Dusche stieg. Als der warme Wasserstrahl auf meine Haut traf, entspannten sich alle meine Muskeln und ich konnte endlich wieder tief durchatmen. 

Ich lies das Wasser noch eine Weile auf mich einprasseln und alle Sorgen wegwaschen, bevor ich das Shampoo nahm und es langsam in meine weiße Mähne einmassierte. 

Als ich auch dies beendet hatte, wusch ich sie vorsichtig aus und nahm mir anschließend die Seife. 

Als ich beim einseifen eine Stelle an meiner linken Bauchseite berührte, zuckte ich zusammen und mein kompletter Körper versteifte sich erneut um den Aufkommenden Flashback zu unterdrücken.

Krampfhaft versuchte ich tief ein und wieder aus zu atmen, während  Bilder, aus den tiefsten Ecken meiner Gedanken, versuchten sich nach vorne zu drängen.

Verzweifelt drückte ich meine Hände auf meine Schläfen und sank vor Anstrengung in mich zusammen, da meine Beine mein Gewicht einfach nicht mehr halten konnten. 

Und bevor ich noch irgendeinen Laut von mir geben konnte, brachen die Erinnerungen wie eine Sturmflut auf mich ein.

Und ich konnte nichts mehr dagegen machen. 

Ich war gefangen.

Gefangen in meinen eigenen Erinnerungen.

Und keiner würde mich retten kommen.

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Hi, 

danke, dass ihr alle so geduldig auf das nächste Kapitel gewartet habt ^^

Ich hoffe das Kapitel hat euch soweit gefallen <3

Und wie geht es euch gerade so ?








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