Belle
Den restlichen Tag verbrachte ich damit mich im Bett auszuruhen. Das gemeinsame Abendmahl in der Halle hatte ich bewusst ausgelassen. Ich hatte keine Lust mich mit den Menschen zu befassen, die mich vor wenigen Wochen noch wie Dreck behandelt hatten und jetzt so taten als wäre nichts davon geschehen. Mit der Bekanntgabe meiner Identität hatte sich bei jedem ein Schalter umgelegt. Doch das war mir egal. Mir war nur Jack wichtig gewesen. Aber auch er hatte seine Spielchen mit mir gespielt. Wie lange wusste bereits, dass ich die Rote Prinzessin war? Hat allein die Vermutung ausgereicht mich so zu manipulieren? Oder galt der Plan auch für die Violette, die sie anfangs in mir sahen? Mein Vater hatte mir diese falsche Stellung als Bedienstete nicht umsonst aufgetragen. Genau hiervor wollte er mich beschützen. Das verstand ich erst jetzt. Zu spät.
Meine Rücken schmerzte mir als ich mich im Bett aufrecht setzte und aus dem kleinen Fenster in den immer dunkler werdenden Wald blickte. Dort tief in diesem Wald hatte ich viele Tage mit Jack verbracht. Damals hatte ich nur eines im Kopf gehabt: Flucht. Und er hatte ebenfalls nur eines im Kopf: Matt retten. Zumindest dachte ich das.
Vielleicht sollte ich mich nicht vom Fleck bewegen, mich stattdessen weiter ausruhen, da bald die anderen Anführer eintreffen würden, aber ich hatte jetzt wirklich genug Ruhe gehabt. Mühevoll schwang ich erst das eine dann das andere Bein aus dem Bett und stand auf. Dabei krampfte sich meine verletzte Wade zusammen. Ich hatte den Verband erst gestern Abend wechseln lassen.
Meine Welt drehte sich kurz, aber ich schaffte es auf den Beinen zu bleiben. Mein Magen zog sich laut knurrend zusammen, aber ich versuchte dem keine Beachtung zu schenken. Wann hatte ich das letzte Mal gegessen? Heute nicht. Und gestern? Ich konnte mich an meine letzte Mahlzeit nicht erinnern.
Ich zog mir frische Kleidung an und kämmte mir die Haare durch. Vor dem Treffen musste ich unbedingt noch das Armband kontrollieren. Ich hatte es seit meiner Ankunft hier nicht einmal angerührt. Die Box, in der dieses wertvolle Stück ruhte, hatte ich unter dem Bett versteckt und seither nicht mehr angerührt. Nur mein Vater wusste von diesem Versteck. Stöhnend kniete ich mich auf den Boden und zog es heraus. Ich wischte den Dreck ab und öffnete sie.
Fast wäre der Kasten aus meiner Hand gefallen als ich den Inhalt entdeckte. Leer. Sie war leer! Mein Kopf brummte. Verdammt. Verdammt. Verdammt! Wo war das Armband?! Ich sprang auf die Beine und zischte sogleich als mich eine Schmerzenswelle durchzog. Mir wurde schwindelig und ich musste mich an dem Tisch festhalten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sobald ich mich gefasst hatte, eilte ich aus der Hütte und hinkte so schnell mich meine Beine trugen in die Speisehalle. Das letzte Mal als ihr hier war hatte Layla mir die Hand geschnitten, mich verspottet und man hatte mir das Essen verweigert bis ich irgendeine Information rausgerückt hatte. Doch Mia hatten sie akzeptiert.
Ich versuchte diese Erinnerungen abzuschütteln als ich eintrat und nach meinem Vater Ausschau hielt. Ich fand ihn relativ schnell. Doch als ich sah an wessen Tisch er saß wurde mir schlecht und ich geriet ins Schwitzen. Bill saß an seiner rechten Seite, Jack ihm gegenüber und Drake neben ihm. Nicht gerade die Leute, die ich im Moment sehen wollte.
Vielleicht sollte ich einfach zurückkehren und dort auf meinen Vater warten. Unsicher taumelte ich einen Schritt zurück. Niemand hatte mich bemerkt. Es wäre also kein Problem sich unbemerkt davonzustehlen. Doch ich konnte nicht anders und mein Blick blieb an ihm hängen. Er wirkte angespannt und das Essen auf seinem Teller hatte er auch nicht angerührt. Seine Augenbrauen waren streng zur Mitte gezogen, die Zähne fest zusammengebissen und sein Blick auf meinen Vater gerichtet, der gemütlich auf seinen Kartoffeln kaute.
Nein. Auf eine Konfrontation hatte ich wirklich keine Energie. Ich konnte kaum auf den Beinen stehen. Entschlossen drehte ich mich um und stieß mit einer Person zusammen dessen Tablett laut auf den Boden krachte und alle Aufmerksamkeit im Radius von zwei Metern auf sich zog. Scheiße. »Tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen.«, flüsterte ich und ließ mich schnell auf ein Knie fallen damit mich gewisse Personen nicht entdeckten.
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Red Princess - Die Suche nach der Roten Prinzessin
Science FictionEin Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regiert. Jede Farbe erfüllt einen Rang und hat spezielle Aufgaben. Doch hat es auch seinen Preis. Finanziell instabile Bürger wurden mit der Begr...