Kapitel 36

402 22 0
                                    

Die Sonne geht unter und färbt den dunklen Hof, hell orange. Ich habe mich hierhin zurückgezogen um etwas nachdenken zu können.

"Heulst du etwa?", Merles Anwesenheit zerstört die Idylle.

"Nein, ich überlege wie ich den ganzen Laden abfackeln kann.", scherze ich.

"Ich würde sagen das was jetzt kommt hast du dir selber eingebrockt.", plötzlich zieht Merle mich vom Rand weg, hält mich fest und sticht mir mit einer Spritze in den Hals.

Ich schlage ihn weg und fasse mir an die Stelle: "Was zum Teufel?!".

"Tja Püppchen, du warst nicht vorsichtig genug.".

Meine Sicht wird schummrig und ich merke wie meine Muskeln schwach werden. Merle fängt mich als ich falle, doch da habe ich bereits das Bewusstsein verloren.

Langsam werde ich wach und die verschiedensten Umwelteindrücke strömen auf mich ein. Ich öffne die Augen und sehe nur Dunkelheit. Meine Hände sind an irgendetwas gefesselt und ich kann mich nicht bewegen.

Doch da ist noch etwas, das furchteinflößende Fauchen eines Beißers. Es ist so nah das ich unweigerlich den Kopf drehe, ohne etwas zu sehen.

"Sie ist wach.", das ist Merle.

Der Sack wird von meinem Kopf gerissen und für ein paar Sekunden bin ich von hellem Licht geblendet. Ich reiße die Augen auf und sehe in das verfaulte Gesicht eines Toten. Seine Zähne sind nur wenige Zentimeter von mir entfernt.

Die Arme sind an die Wand gekettet und er schnappt unaufhörlich nach mir. Mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren, ich versuche meine Umgebung genauer zu betrachten, um eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Der Raum ähnelt einer Zelle ohne Fenster, nur eine Glühbirne an der Decke erhellt das Zimmer.

"Kein schöner Anblick, oder?", Negan sitzt auf einem Stuhl und beobachtet mich.

Ich rüttele an den Ketten, die in der Wand verankert sind: "Was soll das?".

"Als meine Frau solltest du mir gegenüber loyal sein, weil nur ich dich beschützen kann. Ich bin der Schlüssel zu deinem Leben oder deinem Tod. So wie jetzt.", er richtet eine Waffe auf den Untoten.

Der Beißer versucht immer noch vergeblich mich zu erreichen.

"Was willst du von mir?".

"Ich weiß von deinen Treffen mit Daryl. Du enttäuschst mich Kätzchen.", er schüttelt den Kopf.

Das ist unmöglich! Niemand hat uns gesehen!

"Es tut mir leid! ", flehend sehe ich ihn an.

"Ich glaube dir.", Negan erschießt den Zombie.

Der Tote sackt zusammen und ich atme erleichtert auf.

Er kommt auf mich zu: "Du musst trotzdem bestraft werden.".

Er hält eine Klinge vor mein Gesicht.

"Tu es nicht.", meine Stimme zittert.

Mit einer schnellen Bewegung schneidet er mir in den Oberarm, rotes Blut tropft auf den Boden. Ich schreie auf, aufgrund des plötzlichen Schmerzes. Ich versuche nicht zu weinen, diese Befriedigung will ich ihm nicht geben.

"Bring sie zum Arzt, der soll sich darum kümmern.", Negan gibt Merle ein Zeichen.

Der kranke Wichser hat mir ein blutiges N in den Oberarm geritzt. Selbst durch die Schmerzmittel fühle ich das Brennen der Einschnitte. Dr. Carter fragt nicht was passiert ist, doch ich sehe an seinem Blick das es ihm Leid tut. Solche Blicke begegnen mir häufiger. Noch mehr hasse ich den Gedanken das ich ihm gehöre, diese Verletzung ist ein Brandmal das sagt 'Du gehörst mir und jeder soll es wissen!'.

Ich hatte erwartet das man mich zurück zu den anderen Frauen bringt, doch Merle holt mich ab. Er muss mir nicht sagen wohin wir gehen.

"Weiß er es?", frage ich ihn.

Merle schüttelt kaum merklich den Kopf. Natürlich tippe ich auf Merle, der würde seine Mutter verkaufen für ein Päckchen Gras. Woher auch immer Negan von dem Treffen weiß, er weiß nicht alles, dieser Gedanke beruhigt mich etwas.

BlutsommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt