How To: Affection | 𝕏𝕀𝔸𝕆

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Bild: aimi 💫 소래 (Twitter)
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Ich spaziere gelassen durch das Qingce Dorf im Norden Liyues. Meine Freundin und Reiseführerin Paimon schwebt neben mir her und kaut mir ein Ohr ab, während wir gehen.

„Als Vorspeise Juwelensuppe und gebratene Radieschenbällchen... Das Menü ist Paimon ganz egal, aber irgendwas Leckeres wie Pilza oder Mora-Medaillons oder den Adepten-Eintopf..."
Ich merke, wie ihr bereits nur vom Erzählen über diese Köstlichkeiten das Wasser im Mund zusammenläuft.
„Oh! Und zum Nachtisch Pfannkuchen oder Mandeltofu - davon könnte die Reisende etwas mitnehmen und später unserem Yaksha-Freund geben!"
Ich muss schmunzeln bei dem Gedanken daran, Xiao mit seinem Lieblingsessen zu überraschen.
„Du weißt aber schon, dass wir Chang dem Neunten aus Hilfsbereitschaft zur Hand gehen, nicht damit er uns zum Essen einlädt. Richtig?", hole ich meine Reisebegleitung auf den Teppich zurück.
Sie sieht enttäuscht aus, versucht aber mit abwehrend erhobenen Händen zu symbolisieren, dass ihr das natürlich längst klar war.
„Sicher", sagt sie verschmitzt, „Paimon hat nur einen Vorschlag gemacht..."

Ich erklimme die Leiter, die zu Changs Hütte führt und staune nicht schlecht, als ich oben auf der Klippe angekommen bin.
„Wenn man vom Teufel spricht", staunt auch Paimon. Dann wird sie ganz vergnügt und ruft winkend: „Hallo Xiao! Hallo Chang!"

Chang der Neunte, der auf seiner Terrasse steht und mit dem Adepten über irgendetwas zu diskutieren scheint, hebt erstaunt den Kopf, als er Paimons Stimme hört.
Xiao hingegen ist sofort bis aufs Äußerste angespannt. Er fährt wie ein wild gewordenes Tier zu uns herum. Ich erhasche nur für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick auf seine Augen - sie schauen ertappt drein -, bevor sich der junge Mann in Schatten auflöst.
„Xiao...?", frage ich leise.
Es is mehr eine Frage an mich selbst und danach, was gerade geschehen ist. Und vielleicht schwebt auch ein bisschen Hoffnung in dieser Frage mit, denn er hat mir einmal versprochen, dass ich nur seinen Namen aussprechen sollte, wenn ich ihn bräuchte und schon wäre er zur Stelle.
Doch es passiert nichts, Xiao bleibt verschwunden.

„Das war seltsam", stellt Paimon treffend fest.
Mit entschlossenem Schritt gehe ich auf Chang zu.
„Hallo Reisende", sagt er gefasst, „Was führt dich her an einem so schönen Tag?"
Er hat Recht. Der strahlend blaue Himmel wird von nicht einem Watte-Wölkchen verdeckt; die Felder unterhalb des Dorfes, die von oben betrachtet wie die Schuppen eines Fisches aussehen, leuchten in allen erdenklichen Farben des Regenbogens; die Vögel zwitschern und vom Wasserfall hört man das leise Plätschern; unten im Dorf kann man leises Kinderlachen vernehmen.
Doch das tut alles nichts zur Sache.
„Was wollte Xiao von dir, Chang?", frage ich direkt.
Er kratzt sich am Nacken. „Nun... Er hat sich informiert. Über ein Buch..."
Ich werfe Paimon einen prüfenden Blick zu, sie guckt genauso fragend wie ich mich fühle.
„Was für ein Buch?", frage ich.
Chang verdreht die Augen. „Ach, das weiß ich nicht mehr. Es gibt so viele gute Bücher... aber bevor ich ihm welche vorschlagen konnte, seid ihr aufgetaucht und habt ihn verscheucht. Wie auch immer. Wo ihr schon einmal hier seid, habe ich gleich einen Auftrag für euch."
Ich runzle die Stirn.
„Verdächtig...", höre ich Paimon murmeln.
In der Tat. Ich habe Xiao noch nie ein Buch lesen sehen, besonders nicht von Sterblichen. Und dass Chang behauptet, er wüsste nicht mehr, von welchem Buch genau die Rede gewesen sei und dann vom Thema ablenkt, ist mehr als suspekt.

„Also? Habt ihr Zeit?"
Chang reißt mich aus meinen Gedanken, sein Fuß wippt ungeduldig auf und ab.
„Was gibt es denn zu erledigen?", frage ich.
„Da ist wieder dieser Schreibwettbewerb in Inazuma...", beginnt er.
Ich sehe Paimon schon die Augen verdrehen.
Ja, Chang nimmt jeden Monat an diesem Wettbewerb teil.
Ja, jedes Mal ist er davon überzeugt, dass sein Werk das Allerbeste ist und gewinnen wird.
Und ja. Bisher habe ich nie mitbekommen, dass er auch nur unter den Top Drei gelandet ist.
„Dieses Mal!", ruft er euphorisch, „Dieses Mal habe ich ein Meisterwerk geschaffen und es wird den Menschen in Inazuma die Tränen in die Augen treiben und die Hoffnung in die Herzen..." Er räuspert sich. „Jedenfalls müsst ihr es zum Hafen von Liyue bringen. Die Feiyun Händlergilde hat den Auftrag, das Buch über den Ozean zu schaffen und ihr Schiff legt noch heute ab. Mein Kurier ist... verhindert. Ich selbst habe auch keine Zeit. Also müsst ihr das übernehmen."
Wie treffend, denke ich, mittlerweile formuliert er es nicht einmal mehr als Frage oder Bitte; es ist ein unmissverständlicher Befehl.
„Natürlich", sage ich ergeben.
„Nur, wenn Chang uns dann zum Essen einlädt!", motzt Paimon.
Der Autor schnappt empört nach Luft. „So weit kommt's noch", plustert er sich direkt auf, „Das ist bloß ein kleiner Gefallen! Wenn euch die gewohnte Bezahlung nicht mehr reicht, dann suche ich mir eben jemand anderes!"
Ich werfe Paimon einen warnenden Blick zu.
„War nur ein Vorschlag", lächelt sie schüchtern, „Kein Grund, sich so aufzuregen..."

𝔾𝕖𝕟𝕤𝕙𝕚𝕟 𝕀𝕞𝕡𝕒𝕔𝕥 𝕆𝕟𝕖𝕤𝕙𝕠𝕥𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt