~Blut~

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Angeekelt blickte Eijiro an sich herab. Seine Füße, die Knie als auch die Hände, waren mit Blut befleckt. Nachdem Mina und er fast zwei Stunden lang das Schlafzimmer auf hoch Touren gereinigt hatten, verließen sie nun gemeinsam das Zimmer um die schmutzigen Lappen als auch die Eimer Wasser zu leeren, die sich bereits Rot verfärbt hatten. Immer wieder musste er an die Opfer denken und deren Familien die davon nicht einmal etwas ahnten. Diese Wesen waren einfach grausam in seinen Augen.

„So wie ich aussehe kann ich schon wieder ein Bad gebrauchen", murmelte er leise während er neben Mina herging und ihr folgte.

„Wir können gleich kurz kurz abwaschen gehen", erwiderte sie ebenso leise.

Während sie beide in die Waschküche liefen, hielten sie ihren Blick gesenkt. Sie vermieden es beide den Wachen an denen sie vorbei liefen in die Augen zu blicken. Das hatte Mina ihm vorhin nochmals geraten. Ebenso hatte sie ihm viele Verhaltenstipps gegeben die sein Leben hier sicherten.
Es konnte nicht Schaden zu wissen wie er sich in Gegenwart der anderen zu verhalten hatte.
Zwar hatte man ihm die Drei Goldenen Regeln schon erklärt, aber genauso wenig wusste er, was man hier von ihm erwartete und was er alles durfte. Wie es mit essen und baden aussah. Genauso wenig wusste er wo in diesem verdammten Schloss eine Toilette war.

So wie es aussah war es Aufgabe der Wachen - oder je nachdem wie es den Wachen befohlen wurde - den Sklaven essen zu bringen. Mina erzählte ihm das es öfter schon vorkam das sie 3 Tage lang nichts zu essen bekam, ehe man ihr morgens einen kleinen Teller mit Brot brachte. Anders hingegen war es mit der Körperhygiene. Die Vampire bestanden darauf dass sie täglich baden ging, ob dies mit der besonders guten Nase der Vampire zusammen hing wusste sie allerdings nicht.

Nachdem sie also die Putzsachen in die Waschküche gebracht hatten, wuschen sie sich beide noch schnell mit einem sauberen Lappen am Waschbecken sauber. Erst hier fiel ihm das dicke Veilchen im Gesicht auf, dass der Prinz ihm verpasst hatte. Mit unzufriedener Miene betrachtete er sein Spiegelbild. Sein Blick glitt zu seinem Hals, an denen noch deutlich die Blutkrusten zusehen waren.

„Hat er dich gebissen?", kam es von der Seite. Eijiro schüttelte verneinend den Kopf.
„Nein, er hat mich gewürgt weil ich gemeint hab das er mich ruhig auch jetzt töten könnte."
„Du darfst den Prinzen auf gar keinen Fall reizen. Ich sehe ihn nicht sonderlich oft, aber wenn ich ihm mal begegne, schien er nie gute Laune zu haben."
„Ja, er wirkte etwas genervt. Aber scheinbar ist er auch nicht gut auf seine Eltern zu sprechen...", erwiderte er dann.
„Hat er dir das erzählt?", fragte sie Neugierig.
„Ja ..." Er blickte sie an „Er sagte, ich könne froh sein das er solch einen Hass auf seine Eltern hätte, denn wenn er mich umbringen würde...oder leer saugen würde, würde es ihnen wohl nur Genugtuung bringen. Scheinbar wollen sie sich bei ihm einschleimen. Und wenn er mich beißen würde, würde es ihnen quasi zeigen das er mich als Geschenk annimmt. Zumindest habe ich es so verstanden."

Etwas unsicher kratze der Rote sich am Kopf. „Aus diesem Grund will er mich vorerst wohl nicht anrühren." Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, schaute Mina ihn auch schon aus großen Augen an.

„Unglaublich", hauchte sie sprachlos und senkte ihren Blick.
„Was ist unglaublich?", harkte er nach als sich Minas Augenbrauen immer stärker zusammenzogen. Nachdenklich legte sie eine Hand unter ihr Kinn.

„Bis her ist niemand Leben aus Katsukis Zimmer wieder heraus gekommen", ein gequältes Lächeln zierte ihre Lippen. „Ich wollte es dir nicht sagen weil du ohnehin schon Angst hattest. Tut mir Leid", reuevoll griff sie nach seiner Hand.

„Das er dich scheinbar wegen seiner Eltern willen nicht angerührt hat scheint mir fast schon ein wenig komisch...aber gut. Egal welchen Grund er haben mag. Das ist mir alles lieber, als dass er dich umbringt", sagte sie dann fröhlich und drückte seine Hand leicht.

„Na los. Wir müssen noch drei Bäder schrubben und die Wäsche der Wachen waschen."

Gesagt, getan. Niemals hätte Eijiro gedacht dass das putzen dieser Räume soviel Zeit in Anspruch nehmen würde. Die Räume waren riesig, und hätte er Mina nicht gehabt hätte er wahrscheinlich noch länger gebraucht alles blitzblank zu putzen. Von begehbaren Duschen bis hin zu riesigen Dreiecks Badewannen, war alles dabei. In einem Zimmer stand sogar ein Jacuzzi.
Er befand sich gerade mit Mina in einen der Waschräume und legte die saubere Wäsche zusammen als ihm eine Frage durch den Kopf schwirrte.

„Was hast du eigentlich früher so gemacht? Ich meine...bevor du hier her verschleppt wurdest?" Die Stille war ihm ein wenig unangenehm, also zog er es vor sich ein wenig mit ihr zu unterhalten.

„Ich? Uhm...Naja.... Mein Leben war nicht besonders aufregend." Ein trauriges Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Um ehrlich zu sein war mein Leben davor schon nicht sonderlich schön...", gestand sie dann leise. Eijiro hielt in seiner Bewegung inne und blickte sie an.

„Wie meinst du das?", fragte er stirnrunzelnd.

„Meine Mom ist gestorben als ich 13 Jahre alt war...und mein Dad ist darüber nie hinweg gekommen. Es fing alles damit an das er es 'Ein Feierabend Bier' nannte. Aus diesem einem Bier, wurden jedoch immer mehr. Irgendwann stieg er um auf Scotch. Er war früher Streifenpolizist. Eigentlich ein angesehener Mann. Bis er anfing auch während der Arbeit zu trinken. Er hatte immer so einen kleinen Flachmann dabei... angeblich war ja nur Wasser drin. Mhm, ich wusste es besser." Während sie sprach blickte sie nachdenklich auf das Hemd dass sie gerade aus der Wäschetrommel holte.
„Es dauerte nicht lange da verlor er auch seinen Job. Den Verlust meiner Mom und die Wut darüber nun Arbeitslos zu sein, ließen sein Alkoholkonsum nur noch weiter ansteigen. Er war nur noch betrunken. Und er gab natürlich mir an allem die Schuld. Ich war die leidtragende. Denn hätte meine Mom mich an diesem Tag nicht von der Schule abholen müssen, hätte sie ja niemals diesen Autounfall gehabt", seufzte sie und presste die Lippen kurz aufeinander ehe sie weiter sprach.

„Ein paar Jahre später lernte ich Hanta kennen. Er versprach mir das blaue vom Himmel und konnte mich überzeugen von Zuhause auszureißen. Da war ich gerade mal 16 Jahre alt", sie verdrehte amüsiert die Augen, scheinbar wusste sie wohl jetzt wie dumm es gewesen sein musste. „Jedenfalls bin ich dann von Zuhause weg und zog bei meinem Freund ein. Er war 6 Jahre älter wie ich und hatte schon seine eigene Wohnung", sagte sie ruhig während sie weitere Kleidungsstücke aus der Wäschetrommel holte. Eijiro indes hatte aufgehört die Hemden zu falten und starrte sie gebannt an.

„Hanta war allerdings Arbeitslos, also musste ich zusehen das wir an Geld kommen. Neben der Schule ging ich also noch putzen und gab Nachhilfe bei einigen Klassenkameraden. Anfangs war noch alles gut... bis ...ich weiß auch nicht. Hanta veränderte sich. Erst unterstellte er mir das ich was mit anderen hätte. Dann fing er an mich rum zu kommandieren wenn ich Heim kehrte. Mach mir essen! Massier mir die Schultern! Mach die Beine breit...", Eijiro schluckte bei letzterem.
„...bis er eines Tages die Hand gegen mich erhob. Und das nicht nur ein Mal." sie verstummte ehe sie die Waschmaschine schloss und sich erhob. „..ich dachte es wäre nur eine Phase, immerhin liebte ich ihn doch. Ich... ach keine Ahnung, ich wollte unbedingt das gute in ihm sehen. Ich habe mich nicht getraut etwas zu sagen und...zu wem hätte ich den gehen sollen!? Außerdem war er meine erste große Liebe..." Sie warf Eijiro einen verzweifelten Blick zu. „Ich hatte doch niemanden mehr..." Der Rote spürte wie sich alles in ihm zusammenzog. Hätte er gewusst das er mit dieser Frage solche Wunden aufreißen würde, hätte er niemals gefragt. Mit einem gequälten Blick machte er einen Schritt auf sie zu.

„Das tut mir schrecklich Leid", flüsterte er.

„Das muss es nicht. Erstens kannst du ja gar nichts dafür, und zweitens lässt es sich ohnehin nicht ändern. Jeder ist seines Glückes Schmied. Ich hätte ihn auch einfach verlassen können und...zu meinem Vater zurück gehen können. Vielleicht hätte ich die Schule abbrechen und mir einen richtigen Job suchen sollen...eine kleine Mietwohnung nehmen und dann...ach naja. Das sind alles nur Fantasien. Letzten Endes bin ich ja eh hier gelandet." Zum Ende hin klang ihre Stimme verbittert. Eijiro hätte sie jetzt gerne in die Arme genommen, aber er wusste nicht so Recht ob sie das wollte, weshalb er ihr bloß eine Hand auf die zierliche Schulter legte.

„Du bist eine starke Frau. Lass dir bloß nichts anderes einreden.", sagte er ihr mit fester Stimme.

Ein sanfter Rotschimmer legte sich über ihre Wangen, während sich ihre Mundwinkel etwas hoben.

„Danke." hauchte sie leise und legte ihre Hand auf seine, die noch immer auf ihrer Schulter ruhte.

„Aber jetzt sieh zu das du die Wäsche zu ende faltest. Sonst kriegen wir noch ärger", grinste sie ihn an während sie sich wieder der Wäsche zuwandte.

Eijiro erwiderte ihr Grinsen und widmete sich dann seiner Aufgabe. Für die restliche Stunde herrschte wieder Schweigen zwischen den beiden. Doch es war kein unangenehmes Schweigen.
Beide hingen ihren Gedanken nach während sie zügig ihre Aufgaben erledigten.

Als am Abend dann alles getan war, spürte auch Eijiro wie langsam die Erschöpfung an ihm nagte.
Zwar hatte das Dröhnen in seinem Kopf mittlerweile nachgelassen, doch seine Muskeln taten noch immer bei jeder Bewegung weh. Seine Rippe fühlte sich an als wäre sie geprellt.
Als Mina und er die Waschküche verließen, wartete auch schon Keigo erneut auf ihn.
Ein fieses Grinsen umspielte seine Lippen als er Eijiro anblickte.

„Auf dich wartet bereits etwas schönes", säuselte Keigo grinsend während er ihm deutete ihm zu folgen. Seufzend nickte Eijiro nur ehe er sich zu Mina drehte. „Bis dann...", sagte er ihr als er im Augenwinkel eine zweite Wache auf sie zukommen sah. Das erste was ihm an dem Kerl auffielen waren seine eiskalten blauen Augen, dieser stechende Blick der im völligen Kontrast zu seinen schwarzen Haaren stand.
„Da steckst ja...", raunte der Kerl der gerade dazu gekommen war. Seine Augen verengten sich leicht als er auf Mina zutrat und sie ruckartig am Hals packte.

„Warum hat das so lang gedauert... Ich habe Durst..."
„Mmmh...", winselte sie während die Wache sie leicht an die Wand drückte.

Eijiro blieb Ruckartig stehen und drehte sich zu den beiden herum.

„Lass sie in Ruhe!", knurrte er die Wache an und wollte gerade auf die beiden zugehen als er brutal herum gerissen wurde. Erschrocken riss er seine Augen auf und starrte in goldene Augen.

„Was habe ich dir gesagt! Schnauze halten und mitkommen!" Wie um seine Worte zu unterstreichen, schubste er Eijiro drängend nach vorne, damit sich dieser wieder in Bewegung setzte. Zähneknirschend drehte er erneut seinen Kopf nach hinten um. Es passte ihm überhaupt nicht das er absolut nichts unternehmen konnte um ihr zu helfen. Hilflos musste er mit ansehen wie dieser Kerl mit den schwarzen Haaren sie an den Haaren in ein anliegendes Zimmer schleifte. Neben ihm war ein seufzten zu vernehmen.

„Wirds bald!?", erwiderte sein Gegenüber ungeduldig. Eijiro nickte nur, senkte seinen Blick und setzte seinen weg fort. Innerlich betete er nur das Mina nichts passierte. Am liebsten hätte er diesen Kerl windelweich geschlagen. Doch da er nun schon am eigenen Leibe erfahren durfte wie stark diese Leute waren, wusste er auch das er im Kampf absolut keine Chance gegen sie hatte.
Frustriert ließ der Rote sich zurück zum Zimmer des Prinzen bringen.

Die Wache öffnete wortlos die Tür und deutete ihm einzutreten. Anders als zuvor jedoch folgte der Kerl im hinein. Eijiro hätte fast schon gefragt was er nun tun sollte, als seine Augen das Objekt bereits erfasst hatten. Automatisch blieb er stehen und verkrampfte sich. Er folgte Keigo mit den Augen, als dieser anmutig durch den Raum lief und das Bett ansteuerte, auf denen bereits zwei weitere Handfesseln lagen. Angespannt beobachtete er wie Kaigo diese Fesseln nahm und auf ihn zu ging.

„Streck die Arme aus", befahl er in einem kalten Ton. Eijiro gehorchte sofort. An beiden Handgelenken befanden sich nun lederartige Schnallen, die sich relativ angenehm um sein Gelenk schmiegten. Zumindest würde er sich so nicht die Haut aufscheuern. An beiden Fesseln, verlief parallel eine lange Metallkette entlang. Der Blick der Wache fiel auf eine Wand die hinter ihm lag. Sie war völlig leer. An ihr war weder ein Regal befestigt, noch stand eine Kommode davor. Eijiro drehte seinen Kopf und folgte seinem Blick. Erst jetzt fiel ihm der Harken an der Wand auf.

Your Blood is my DrugHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin