Kapitel 4:

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"Wie toll willst du sein? Er: jaaa!", flüsterte ich vor mich hin und seufzte verträumt. Wie konnte jemand bloß so toll sein, jetzt mal ehrlich. Ich könnte Stunden über ihn nachdenken. "Wer?", fragte mich da plötzlich eine männliche Stimme. Oh Gott, war er das? Es könnte durchaus sein, dass er hinter mir aus dem Bus gestiegen war und ich es nicht gesehen hatte. Wo sollte er auch anders hinfahren, als zum Bahnhof in die Stadt, von wo aus man eigentlich zu jedem Einkaufsladen kam, den es hier gab?

Ich atmete tief durch und versuchte mein Herz unter Kontrolle zu bringen, aber es raste so schnell, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Langsam drehte ich mich um, als die Person sich genervt räusperte, weil ich nicht geantwortet hatte.

Och nee. Das konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. Was war das denn jetzt? Was hatte ich falsch gemacht, um das zu verdienen?? Das war nicht im Geringsten der hübsche, liebe Junge aus dem Bus, das war das Gegenteil von ihm. Luca. Okay, man muss zugeben, dass er auch hübsch aussieht, aber sein Charakter verdirbt das total. Und wieso spricht er mich denn an?? "Ich hab gefragt wer?", wiederholte Luca genervt seine Frage. "Du nicht", grinste ich selbstbewusst. "Nein, wer hat gefragt." Jetzt grinste er selbstbewusst. HAHA WIE WITZIG. Was hatte ihm das jetzt gebracht. "Ach so.", murmelte ich nur desinteressiert und kehrte ihm dann den Rücken zu, in der Hoffnung, dass er mich in Ruhe ließ. Tat er nicht.

"Auch am schwänzen?", er tauchte wieder an meiner Seite auf. "Ugh geh weg.", ich verdrehte die Augen. "Hey wir können zusammen schwänzen."

"Bruder, ich schwänze nicht!", motzte ich ihn an. "Hey hey hey, kein Grund, mich gleich in die Friendzone zu stecken." Das 'Bruder' war mir einfach so rausgerutscht. Aber konnte er nicht einmal seinen Mund halten? "Kannst du mich in Ruhe lassen, bitte?", "Woah immer ruhig mit den jungen Pferden. Schieb mich nicht gleich wieder ab."

Es heißt, immer langsam mit den jungen Pferden, aber naja egal.

"Ach Frau Besserwisser, danke für die tolle Info. Aber warum sitzt du nicht im Deutschunterricht, der hat seit 10 Minuten angefangen. Da kannst du gerne die Sprüche von anderen verbessern." Oh nein, ich hatte laut gedacht, eine Schwäche von mir. "Ich schwänze nicht.", verteidigte ich mich. "Okay und was machst du dann?", er provozierte mich absichtlich. Ava bleib ruhig. "Ich ähh..." Ja was tat ich hier eigentlich? Theoretisch schwänzte ich schon. Nur, dass mir Herr Kramski halt die Erlaubnis dazu gegeben hatte. "Ich.. habe einen Termin.. beim äh.. beim Buchladen. Genau beim Buchladen.", log ich ihm vor.

"Beim Buchladen?? Ich dachte jetzt, es kommt sowas wie Arzt, aber Buchladen? Was ist denn da so wichtig, dass du die Schule dafür schwänzen darfst??"
Ich überhörte das mit dem Schwänzen und überlegte mir schnell eine Ausrede. Los Ava, du findest schon was. "Ich will da ein Praktikum machen.", sagte ich schnell. Vielleicht interessierte es ihn überhaupt nicht und er würde nicht länger nachfragen.

"Ich bring dich hin.", "Ja klar, glaubst du ja selber nicht." Ich musste lachen. "Was lachst du so, ich bring dich wirklich hin, ist gefährlich allein in der Stadt."

Als ob es ihn stören würde, wenn mir was passiert. Er hasst mich doch.

"Ich kann dich hören." Upsii...
Ich schaute ihn von der Seite an. Er tat so, als wäre es ihm egal, was ich gesagt hatte, aber ich hatte gesehen, dass da ein komisches Blitzen in seinen Augen gewesen war, als ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Ich war aus ihm noch nicht schlau geworden.

***

"Da sind wir.", verkündete mir Luca einige Minuten später. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und checkte erst jetzt, dass er immer noch neben mir war und wir direkt vor dem Buchladen neben den anderen Läden standen. "Gehen wir Bücher kaufen?", rief ich enthusiastisch.

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