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Die Worte seiner Mitschülerin kann er nicht vergessen. Mord war ein hohes Vergehen, teil der Gebote Gottes und stand überall unter Strafe. Ein Leben gewissenhaft oder besonders grausam zu nehmen -so wie die Definition von Mord es vorsieht- ist für Yoongi unvorstellbar. So etwas konnte doch nur ein Monster tun; Dabei sah der Junge gar nicht aus wie eins. Selbst zum Beginn der nächsten Stunde geistert die Aussage noch immer in seinem Kopf herum. Seine Augen kleben auf dem Schopf des vermeintlichen Mörders. Er sitzt perfekt in seinem Sichtfeld, die ganzen Zettel und Radiergummi Stücke bleiben ihm somit ebenfalls nicht verborgen. "Psycho", "Freak", "Schwuchtel", die Wörter hallen immer wieder schamlos durch den Raum und der Lehrer hebt jedes mal lediglich die Hand mahnend. Kein Machtwort wird gesprochen, anscheinend war er es bereits gewohnt und hatte schon lange aufgegeben. Yoongi wollte nicht so recht glauben, dass der Junge wirklich zu so etwas Grausamen imstande war. "Jongin?", Yoongi sucht das Gespräch mit seinem Sitznachbarn, "Hye Won sagte der Junge habe jemanden umgebracht. Stimmt das?" Die Stimme ist gesenkt, denn er hatte Sorge, dass der gemeinte Junge ihn hören konnte. Jongin nickt und bestätigt die Frage somit. "Es stimmt. Seine Eltern, richtig krass soll das gewesen sein!" Jongin macht sich weniger Mühe seine Worte zu verschleiern und lässt sich gar nicht mehr bremsen: "Der kleine Jimin hat seiner Mutter eiskalt die Kehle durch geschnitten", seine Hand macht eine Bewegung, die die Tat wohl am eigenen Hals simulieren soll, "Und den Vater hat er in Brand gesteckt! Das ganze Haus ist abgefackelt." Jimin, das war also sein Name. Yoongi beobachtet die Haltung des besagten, er konnte ihm ansehen, dass er den Kopf gesenkt und die Hände schützend vor sein Gesicht gehoben hatte. Yoongi hatte ein mulmiges Gefühl gegenüber der ganzen Sache.
Die ganze Stunde über beschäftigt ihn die Thematik. Sicherlich hatte er den Jungen die meiste Zeit einfach nur angestarrt anstatt sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Die ganzen Schikanen waren an ihm vorbei gezogen, er war in einem richtigen Tunnelblick gefangen gewesen, denn das alles machte in seinem Kopf keinen Sinn. Erst das erneute Klingeln, welches das verdiente Ende der Doppelstunde ansagte, riss ihn wieder aus seinem Gedankenspiel; "Jetzt komm mit uns!", Jongin haut Yoongi auf das Schulterblatt, sein Gesicht wird von einem riesigen Grinsen geschmückt. Yoongi stimmt zu, er wollte ungerne wieder bei Hye Won landen, da ist ihm Jongin deutlich lieber. Yoongi begleitet die Gruppe rund um Jongin also. Die vielen Fragen, die ihm gestellt werden, beantwortet er immer nur knapp und ohne wirklichen Inhalt. Ihm stand nicht der Sinn danach über seine Familie oder sein Leben zu sprechen. Yoongi hatte das Gefühl, dass das hier keine vernünftigen Freundschaften werden können, aber das war schon lange nichts Neues mehr. Yoongi geriet meistens an die falschen. Es war nicht leicht als reicher Koreaner ehrliche Freunde zu finden. Aber wenn er sich das Verhalten der anderen so anschaute, trauert er ihnen auch nicht nach. "Die Weiber sind alle verrückt nach dir", ein Junge stößt Yoongi in die Rippen, "Die reden alle schon über dich." Darum wird Yoongi von der männlichen Volkschaft beneidet. Es wird sicherlich nicht lange dauern, bis ein Konkurrenzkampf entfacht wird und die Flammen der Eifersucht nichts als Zerstörung hinterlassen. Yoongi zuckt mit den Schultern. "Weshalb? Sie kennen mich doch gar nicht", ein weiterer Beweis dafür, dass es gar nicht um seine Person ansich ging. Ein Schlag ins Gesicht, denn so hatte er sich sein 'normales' Leben nicht vorgestellt. Aber es war noch zu früh, um sich ein Urteil zu bilden. Es war der erste Tag, er sollte den Teufel nicht direkt an die Wand malen. "Hyuna ist heiß, ich an deiner Stelle würde mit ihr ausgehen", tut der Junge, der das Thema abgeschnitten hatte, seine Meinung kund. Jongin verspannt sich, da hatte man wohl einen Wunden Punkt getroffen. "Vergiss es. Die Schlampe ist tabu", die Stimme von Jongin ist einige Oktaven tiefer als zuvor. Seine Halsader sticht hervor und seine Augen verdunkeln sich drohend. Der Blick gilt Yoongi, aber einschüchtern lässt der Millionärssohn sich nicht. "Seine Ex", flüstert der andere Junge ihm zu, was die Reaktion von Jongin erklärt. "Keine Sorge", Yoongi verschränkt seine Arme vor der Brust und geht einige Schritte auf Jongin zu. Die beiden kommen sich sehr nah, es wirkt fast schon so als würde es jeden Moment eskalieren. Yoongi kann das Unheil jedoch abwenden: "Ich hab kein Interesse an ihr oder einer der anderen."
Yoongi entfernt sich wieder, mit einer Handbewegung deutet er an, dass Jongin wieder die Führung übernehmen soll. Und das tut er auch. Die Haltung von Jongin kann sich wieder entspannen, seine Beine setzen den Weg fort und die Truppe reiht sich hinter ihm ein. Jongin fühlte sich wohl stärker denn je, aber das Gefühl wird nicht von langer Dauer sein. Es wird vergehen.

𝐓𝐎𝐍𝐆𝐔𝐄 𝐓𝐈𝐑𝐄𝐃 ; ◜𝑦𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt