𝐓𝐎𝐍𝐆𝐔𝐄 𝐓𝐈𝐑𝐄𝐃 ; ◜𝑦𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛

五 ♡

"Yoongi Schatz!", die Frau ist ganz aufgeregt als die Tür hörbar ins Schloss fällt. Yoongi ließ die normale Welt für heute hinter sich und sperrte sie regelrecht aus. Die Schuhe landen in der Ecke, das Schulregal hatte er noch nie freiwillig benutzt. Es war ihm viel zu umständlich sich nach seinen Tretern zu bücken und sie ordentlich darin zu platzieren. Yoongis Gesicht verzieht sich als er die hektische Stimme venimmt. Eigentlich hatte er gehofft sich vorbei stehlen zu können, denn er wusste, dass seine Mutter ihn mit Fragen durchlöchern wird. "Hm?", antwortet er dennoch in einer etwas lauteren Tonlage. So als hätte er es beschworen, kam die Frau nun auch tatsächlich um die Ecke. "Wie war es? Wie ist deine Klasse? Der Lehrer?"
Yoongi hat sofort das Gefühl, dass das der klägliche Gefühl war abzuwägen, ob er diesmal wieder durchrasseln würde oder ob es Hoffnung gab. "Ganz nett", erwidert er, "Bis jetzt ist alles Bestens." Dass er einen vermeidlichen Mörder in der Klasse hatte, erzählt er ihr wohl besser nicht. Am Ende nahm sie ihn wieder von der Schule aus Sorge, dass er auch zu einem wird. Seine Eltern waren sowieso schon davon überzeugt, dass er es zu nichts bringen wird mit einem Abschluss von diesem Schulinstitut. Da würde so eine Tatsache ihre Einstellung nur weiter bekräftigen. "Sehr schön!", ein schiefes Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gelegt. Bevor sie aber eine weitere Frage stellen kann, ergreift Yoongi schon die Flucht nach oben. Der junge Mann nimmt gleich mehrere Stufen auf einmal, er hatte es wohl sehr eilig in sein Zimmer zu kommen. 
Etwas widerwillig gibt seine Mutter also auf, der erste Tag war sicherlich auch nicht all zu spektakulär. Die Zeit wird zeigen, wie er sich fügt. 
Doch sie irrte sich, denn der Tag war mehr als nur etwas spektakulär, er war vollkommen überwältigend. Yoongis Neugierde wurde am Schopf gepackt, er wollte es nun unbedingt wissen. Sobald er sein Zimmer erreicht hatte, wirft er sich auf seinen Schreibtischstuhl. Der Rechner konnte ihm gar nicht schnell genug hochfahren und als er endlich Herr über die Technik ist, versucht er im Internet herauszufinden, was es mit dem Jungen aus seiner Klasse auf sich hat. "Kind ermordet Eltern", "Mörder an der Schule in Busan", "Anschlag minderjähriger", viele solcher Dinge landeten in der Suchzeile - keine Treffer, bei keinem Szenario. Ewig durchforstet er das Internet, bis das Klingeln seines Handys ihn aus den Gedanken holt. Yoongi zieht es aus seiner Hosentasche und als er sieht, in welche Gruppe er hinzugefügt wurde, beginnt er zu grübeln. Stimmt, er hatte Jongin seine Nummer gegeben, damit sie ihn in die Klassengruppe hinzufügen konnten. Ob der Junge vielleicht sogar auch in dieser war?
Die Teilnehmer Anzahl bestätigt ihm jedoch die Vermutung, dass dem nicht so ist. Sie hatten tatsächlich jeden eingeladen, nur den Jungen ausgeschlossen. Yoongi wollte sich nach wie vor da raus halten, aber er hatte ein mulmiges Gefühl bei der ganzen Sache. So schrecklich schien der Kleine gar nicht zu sein, eher im Gegenteil. "Das kann ja noch heiter werden", murmelt er. Als er wieder auf seinen Bildschirm schaut, durchfährt ihn mit einem Schlag ein merkwürdiges Gefühl. Es war fast schon elektrisierend und trieb seinen Adrenalinspiegel rasant nach oben. Instinktiv sucht er die offizielle Homepage der Schule auf und öffnet die Liste für seine Klasse. Die Zugangsdaten hatte er zum Glück im Sekretariat direkt gereicht bekommen, somit konnte er die vollständigen Namen abrufen. "Wie hieß er noch gleich? Jimin?", Das war gar nicht so leicht sich daran zu erinnern, denn meistens nannten die Mitschüler ihn eher "Freak" und "Schwuchtel" anstelle seines richtigen Namens. Seine Augen suchen nun den soeben genannten Namen und tatsächlich wird er fündig. Er hatte sich also richtig erinnert. "Park Jimin", das war er. In einem weiteren Fenster setzt Yoongi die Suche fort, davon überzeugt, dass das die Lösung war. Jeder hatte irgendwo unter seinem vollen Namen Informationen über sich im Netz, das würde ihm verraten, was passiert ist - da ist er sich sicher. Doch was er stattdessen findet, als er auf die Lupe drückt, verschlägt ihm die Sprache. Damit hatte er nicht gerechnet. Seine Brust zieht sich zusammen, seine ganze Haltung verspannt sich und die Augen schienen plötzlich zu lodern. 
Armer, armer Jimin...