FOURTHY-NINE

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"Ich will gar nichts wissen", sagte ich in dem schwachen Versuch zu lügen. Aber wir wussten beide, dass ich log.

Er lachte. "Nicht?"

Doch.

"Nein"

Er lehnte sich nach vorne, stütze sein Kinn auf der Hand ab und musterte mich mit milden Interesse.

"Du lügst. Ich denke du willst wissen, ob ich sie umgebracht habe, richtig" Er zog das  Wort in die Länge. So das es am Ende ungefähr wie lühügst klang. Er kam mir immer mehr wie ein Psychopath rüber. "Man soll doch nicht lügen, Avalee. Mirjam wäre bestimmt nicht glücklich, wenn sie sehen würde was aus dir geworden ist."

Sila

Ich zuckte zusammen, als ich seine Wörte hörte und mir wurde Schlagartig ganz kalt. Ich wollte gar nicht wissen, wie es erst Ava gehen musste. Aber ich wusste das kein Kind hören wollte, die Eltern wären auf einem nicht stolz gewesen.

Unbewusst ging ich ein Schritt nach vorne, aber Jaymien legte mir eine Hand auf den Unterarm. Ich spannte mich an, bereit dazwischen zu gehen, aber er schüttelte den Kopf. Ich wusste das es das richtige war, also atmete ich tief durch und atmete dabei bis zehn, wie Mom es beigebracht hatte.

Ava legte ihre Handflächen auf den grauen Tisch vor ihr und beugte sich zu Nathaniel. "Nimm den Namen meiner Mutter nie wieder in den Mund.", sie sprach ganz leise, flüsterte beinahe, trotzdem könnten wir sie alle gut hören.

Nathaniel ließ sich von der Eiseskälte in ihrer Stimme nicht beunruhigen und lehnte sich wieder zurück. Er versuchte die Arme vor der Brust zu verschränken, aber die Handschellen hielten ihn davon ab. Also begnügte er sich damit, nur seine Finger miteinander zu verschränken und vor sich hinzulegen, ganz der Geschäftsmann, der er war. "Weißt du, Avalee? Deine Mutter war auch keine heilige, wie du sie gerne darstellen willst."

"Aber du schon, oder wie?", fauchte sie. Offenbar ganz und gar nicht glücklich über seine Worte.

"Nein. Und das habe ich auch nie behauptet. Wenn du willst gestehe ich hier und jetzt alles, aber das ändert nichts an der Wahrheit, dass deine Mutter nicht die war, wofür du sie gehalten hast." Die Gesichter von Nathaniel und Ava blieben während ihres gesamten Gespräches unbewegt, aber jetzt bekam Ava's ihre ersten Risse.

"Ach ja? Und warum sollte ich deinen  Lügen glauben schenken?", zischte sie.

"Musst du nicht. Aber ich rate es dir", er stoppte und beugte sich über den Tisch um Avalee etwas ins Ohr zu flüstern. Jetzt lief auch Jaymien ein Schritt nach vorne, um einzuspielen, als wir sahen, wie bleich Ava's gebräunte Haut wurde, nachdem sich Nathaniel nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zurück lehnte.

"Also wo waren wir?" Er hielt kurz inne. Seine Handschellen klirrten, als er in die Hände klatschte und anscheinend wieder gefunden hatte was er sagen wollte. "Ah ja. Mirjam. Ich kannte deine Mutter schon lange vor deiner Geburt, wusstest du das?"

Als er wieder eine Pause machte, wollte ich ihn am liebsten schütteln, damit er endlich weiterredete. Ich wollte mir ganz nicht vorstellen wie es meiner Ava gehen musste, wenn ich schon so fühlte.

"Ja, wie ich sehe schon, sonst wärst du nicht auf meine Spur gekommen. Dann gehe ich Recht in der Annahme das du auch wusstest, dass wir sehr gut befreundet waren."

Er nickte sich selbst zu. "Aber ich denke nicht das du die ganze Geschichte kennst, denn die kennen nur die wenigsten und so Leid es mit tut, du gehörst da noch nicht mit dazu. Also, wo beginne ich am besten?"

"Wie wäre es mit dem Angang", fragte Ava wütend.

"Okay. Als ich Mirjam kennenlernte war ich schnell von ihr fasziniert. Sie ließ sich von niemanden etwas sagen und hatte immer eine Meinung zu allem, die sie einem immer mitteilte, egal ob man sie hören wollte oder nicht."

Sein Blick lag zwar auf Ava, aber ich hatte das deutliche Gefühl, dass er eigentlich durch sie hindurch schaute, als sähe er ein Bild vor sich, während er sprach.

"Sie arbeite als Barista, um sich etwas dazu zu verdienen und ich kam später jeden Tag in das Cafe, um sie zu sehen. Anfangs war sie skeptisch und blieb bei ihren Nein, wann immer ich sie nach einem Date fragte, aber nach vier Monaten sagte sie endlich zu. Ich fühlte mich wie der glücklichste Mann der Welt, als wir ein Jahr später zusammenkamen. Wir blieben vier Jahre zusammen, als ich ihr einen Antrag machte. In der zwischen Zeit hatte sie ihr Studium beendet und war zur stellvertretende Leitung für Thoraxchirurgie aufgestiegen. Ich selbst hatte ein paar gute Investitionen getätigt und selbst ein gut laufendes Immobilienunternehmen aufgebaut. Sie nahm den Antrag an und wir waren beide glücklich. Und dann wurde sie auch noch schwanger, und alles war perfekt. Zumindest dachte ich das. Doch dann kam sie eines Tages zu mir und sagte, dass sie Geld brauchte, weil ihr Vater krank geworden sei. Ich gab es ihr. Dann wurde seine Krankheit immer schlimmer und sie brauchte immer mehr Geld. In der zwischen Zeit ist unser erster Sohn geboren worden. Wir nannten ihn Mason. Von Tag zu Tag wurde Mirjam unglücklicher, ich spürte es, auch wenn sie versuchte es zu verstecken. Sie hatte mir nie die Krankheit ihres Vaters genannt und ich wollte ihr unbedingt helfen. Ich konnte es nicht ertragen sie so zu sehen. Also rief ich einen alten Freund an, damit er es herausfinden sollte."

Ava, die hin und wieder den Kopf geschüttelt hatte, als könnte sie nicht glauben was sie hörte, nahm jetzt ihre Hand vom Mund. "Dein Anwalt, oder?"

Er nickte. "Genau. Er war allerdings misstrauisch geworden und hatte ohne mein Wissen, nach den Leichen in dem Keller meiner Frau gesucht." Er stoppte und holte tief Luft, bevor er weitersprach. "Und ist fündig geworden. Er rief mich an und bat um ein baldiges Treffen. Ich traf mich so schnell es ging mit ihm und er erzählte mir, dass ihr Vater tatsächlich krank war, aber nur an einer Grippe litt. Ich glaubte ihm nicht, denn wofür sollte sie sonst das Geld gebraucht haben? Er meinte er wäre noch nicht fertig und behauptete, dass Mirjam eine Affäre gehabt hätte. In der Zwischenzeit war sie übrigens wieder schwanger geworden. Ich glaubte ihm nicht. Mirjam und ich liebten uns, sie würde mich nicht hintergehen. Doch er hatte Beweise die bezeugten, dass sie mit Elijah Hatherway geschlafen hat und ihn jetzt bezahlte, damit er nicht verriet das Mason gar nicht mein Sohn war."

Ava unterbrach ihn, bevor er weitersprechen konnte. "Hast du sie deswegen umgebracht, du Monster? Weil sie mit deinem Erzfeind geschlafen hat?" Sie ballte die Fäuste und sah aus, als würde sie jeden Moment auf ihn losgehen, doch sie beherrschte sich. Ich wusste nicht, ob ich mich in ihrer Situation hätte beherrschen können.

Nathaniel ignorierte sie und sprach einfach weiter. "Nach unserem Gespräch bin ich lange Zeit einfach durch die Gegend gefahren. Wusste nicht, was ich tun sollte. Entschied mich aber dann, dass es das beste wäre mit meiner Ffau darüber zu reden. Ich fuhr zurück und konfrontierte sie damit. Ich kann mich nicht erinnern, wie sie in Tränen ausgebrochen ist und sich immer wieder entschuldigt hat. Sie erklärte mir das sie durch meine ständige Abwesenheit, wegen meinem Job einsam gewesen war und Elijah immer so charmant zu ihr war. Dann eines Tages hat er sie zu sich eingeladen, weil er eine große Summe in ihr Hospitel spenden wollte. Sie erzählte, dass sie deswegen total begeistert war, doch als sie wieder gehen wollte, hat er sie bedrängt. Sie - sie konnte sich wehren als er...als er sie- sie  vergewaltigt hat. Sie bezahlte ihn weil sie nicht wollte, dass ich oder sonst jemand davon erfuhr.
Ich verzieh ihr, bestand aber trotzdem auf ein vaterschaftstest, als du und Evan geboren wurdet."

Er stoppte wieder und sah sie lange an ohne weiter zu reden. Dann.

"Ich bin dein Vater, Ava."

Behind Your Mask ~ Shadow Rose Where stories live. Discover now