Kapitel 4: unkontrollierbare Gefühle

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Am nächsten Morgen werde ich von Geräuschen aus der Küche geweckt. Ich habe meine Augen noch nicht geöffnet und drehe mich noch einmal um, da ich noch sehr müde bin. Ich höre das sich mir Schritte nähern, automatisch fange ich an zu lächeln. Ich merke wie sich jemand neben mich setzt. Ich versuche ernst zu bleiben. Es ist still. Ich öffne meine Augen und sehe wie Thilo mich beobachtet. Mit einem Lächeln. Mein Herz schlägt schneller und ich werde nervös, doch ich lasse mir nichts anmerken. er schaut schnell weg und ich fange an zu lachen. Ich setze mich auf. "Machen wir heute wieder was zusammen?", frage ich ihn. "Ne, muss an Songs arbeiten. Muss dafür zu Miksu/Maclouds Studio", antwortet er. "Kann ich mitkommen?", frage ich leise. Thilo sieht nicht begeistert aus und meine Freude schwindet. Er sagt eine Weile nichts. Dann meint er: "Ich glaub wir haben kein Platz mehr im Auto, sorry". "Ist okay!", entgegne ich, mit dem Gewissen, dass er mich nicht dabei haben will. Er steht auf und ich tue das gleiche. Ich laufe ins Badezimmer. Zweifel und Ängste breiten sich in meinem Kopf aus. Die Gedanken hören nicht auf. Ich werde Paranoid und denke ich höre Stimmen. Ich schaue mich und mir wird schwindelig. Ich schaue herab auf meine Hände und ich merke das ich zittere. Ich kriege kaum noch Luft und sinke auf den Boden. Tränen fließen unkontrolliert meine Wangen herunter. Was tue ich hier? Was passiert mit mir? Ist das normal? Warum reagiere ich jetzt so? Thilo darf mich bloß nicht so sehen! Ich versuche aufzustehen und halte mich mit meiner linken Hand, am Waschbeckenrand fest. Ich rutsche ab und werfe dabei ein Glas um. Es zerbricht auf dem Boden und ich sitze wieder. Ich versuche die Scherben mit den Händen aufzuheben, doch sie fallen mir aus der Hand. Ich werde immer panischer. Ich habe die Tür nicht abgeschlossen. Ein Klopfen an der Tür. "Alles Okay?", höre ich Thilos Stimme. Sie klingt nicht genervt, sondern besorgt. Ich höre ihn kaum. Ich versuche zu reden, doch ich bekomme kein Wort heraus. Er fragt nochmal nach. Als ich erneut nicht antworte, öffnet er schließlich die Tür. Seine Augen weitern sich als er mich sieht. Er nimmt meine Hände und versucht mich nach oben zu ziehen. Er schafft es nicht. Er bückt sich zu mir runter und ich blicke ihm in die Augen. Ich sehe alles verschwommen. Mittlerweile höre ich gar nichts mehr, außer ein Piepen. Es ist laut und ich habe Angst. Das ist das einzige was ich gerade fühlen kann. Angst. Ich spüre wie Thilo seine Hände auf meine Wangen legt. Seine Lippen bewegen sich, doch ich verstehe nicht was er sagt. Ich versuche mich zu konzentrieren, aber es geht nicht. Er schaut mir tief in die Augen, dann nimmt er mich in den Arm, bis ich mich beruhigt habe.

Ich war erschöpft und bin in seinen Armen eingeschlafen. Er hat mich in sein Bett getragen. Als ich aufwache ist er nicht in der Nähe. Ich bin enttäuscht. Ich schaue auf mein Handy und die einzige Nachricht die ich bekommen habe ist: Bin bald wieder da. 20 Uhr spätestens. Ich stehe auf und laufe ins Bad um meine Unordnung aufzuräumen. Doch als ich ins Badezimmer gehe, sieht alles normal aus. Ich schließe die Tür und bemerke schnitte an meiner Hand. Sie tuen anfangs nicht weh, doch als ich realisiere das ich mich geschnitten hatte, kneife ich meine Augen zu. Ich laufe zum Wasserhahn in der Küche und schaue in einer Schublade nach einem Verband. Ich verarzte mich selber und beschließe etwas zu essen zu machen. Ich bin Müde doch es ist noch nicht mal 15 Uhr. Mir ist langweilig also sehe ich mich ein wenig genauer um. Ich laufe in das Aufnahmezimmer von Thilo. Ich setze mich auf den Schreibtischstuhl. Der PC ist aus, also verlasse ich das Zimmer wieder. Viel gibt es nicht mehr zu sehen. Den Rest kenne ich schon. Ich setze mich auf das Sofa und schalte den Fernseher ein.

Viel Zeit ist vergangen und es ist mittlerweile 22:34 Uhr. Ich habe keine Nachricht von Thilo bekommen. Ich mache mir Sorgen und rufe ihn an. Er geht nicht ran. Ich laufe durch die Wohnung und überlege wie ich ihn erreichen kann. Ich schreibe Linus an. Er reagiert ebenfalls nicht. Ich bewahre Ruhe. Eine weitere Stunde vergeht. Ich rufe ihn erneut an. Keine Antwort. Es ist 01:16 Uhr. Ich höre wie sich die Tür öffnet. Ich springe auf und renne zur Eingangstür. Thilo stolpert in die Wohnung, dabei rennt er mich fast um. Er scheint mich zu ignorieren, denn ich frage ihn mehrmals wo er war, doch bekomme keine Antwort. Er schwenkt in Richtung Schlafzimmer. Den Flur entlang zieht er seine Jacke aus. Ich werde Sauer und werde etwas lauter als ich versuche mit ihm zu reden. Plötzlich dreht er sich um. Er schaut mich wütend an. Er läuft auf mich zu. Er kann nicht mehr gerade laufen. "Lass mich in Ruhe", murmelt er. Ich antworte und sage: "Nein. Du hast mir gesagt, dass du spätestens um 20 Uhr zuhause bist. Hast du mal auf die Uhr geguckt? Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich habe so lange auf dich gewartet". Er ist still und ich merke wie er immer wütender wird. Nun steht er direkt vor mir. Er greift nach meinen Handgelenken und er hält sie so sehr fest, das es weh tut. Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Ich bekomme Tränen in den Augen. Ich erkenne Thilo nicht wieder. So kenne ich ihn gar nicht. So macht er mir Angst. Sein Blick lockert sich und seine Hände lösen sich langsam. Er läuft schweigend davon. Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Er brauchte nichts sagen und schon wusste ich das ihn meine Anwesenheit stört. Enttäuscht ziehe ich meine Schuhe und Jacke an. Ich verlasse die Wohnung und versuche den Weg zum Bahnhof zu finden.

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