Kapitel 11 - Hmpf

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»all she wanted was the effort that she gave«
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Nova POV

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„Da kommt der Rest!" Ryan, der bis eben noch verschiedene Drinks mit mir angeschaut hat, hebt den Kopf und nickt zur gläsernen Eingangstüre des Restaurants, durch die gerade drei Personen treten: ein Junge der in meinem Alter sein dürfte, eine ältere Frau und noch ein Mädchen in meinem Alter - sie sieht Ryan sehr ähnlich, und da es sich hier um einen Familienbetrieb handelt gehe ich davon aus, dass sie seine Schwester sein könnte.

Ryan zieht mich sanft hinter der Bar hervor und etwas zu den drei Personen, die überrascht stehengeblieben sind. „Darf ich vorstellen? Das hier ist Nova, sie ist unsere neue Barkeeperin. Nova, das hier ist Aurora, meine Schwester." Ich reiche dem Mädchen, von dem ich schon dachte dass sie Ryan's Schwester ist, freundlich lächelnd die Hand, was erwidert wird. „Das hier ist Amy, sie ist eine der Köchinnen und meine Grossmutter."

Die ältere Frau lächelt mich gütig an, ignoriert meine Hand und zieht mich direkt in eine kurze Umarmung. Etwas überrumpelt erwidere ich diese, wobei ich Aurora im Augenwinkel schmunzeln sehen kann. „Nonna", zischt Ryan hinter mir leise, woraufhin Amy sich von mir löst und ihren Enkel vorwurfsvoll ansieht. „Was denn? Ich fresse sie schon nicht, und zudem sind wir in einem italienischen Umfeld!" Ich lache leise da ich genau weiss was Amy damit meint, und winke ab. „Ach, das ist schon okay. Ich kenne das."

Zuletzt reicht mir auch der Junge die Hand. „Ich bin Jace, freut mich. Ich bin heute im Service." Ich erwidere den eher kräftigen Händedruck und lächle. "Nova, freut mich ebenfalls." Zufrieden nickt Ryan als ich der heutigen Truppe vorgestellt wurde, und erklärt mir noch kurz dass auch Aurora heute im Service ist. Dann gehen alle zu den Umkleidekabinen, während ich wieder über das Handbuch der Drinks gebeugt hinter der Bar verschwinde. Meine Arbeitskleidung trage ich schon.

„Und?", fragt Ryan, und verwirrt schaue ich zu ihm auf. „Und was?", frage ich schlussendlich nach, was dem Italiener ein Lächeln entlockt. „Na, was findest du von ihnen?" Ich lächle ebenfalls und zucke mit den Schultern. „Der erste Eindruck ist bei allen gut. Ich freue mich jedenfalls darauf heute mit ihnen zusammenarbeiten zu dürfen. Aber sag mal - ihr habt doch hoffentlich noch mehr Küchenpersonal, oder?" Lachend nickt Ryan, und beruhigt atme ich auf. Arme Amy. „Ja, natürlich. Die kommen aber meistens durch den Hintereingang, weshalb du sie heute vielleicht gar nicht zu Gesicht bekommen wirst. Amy ist heute auch nur bei uns weil sie und Gianmarco, mein Grossvater, gerade im Land sind. Eigentlich wohnen sie seit einigen Jahren in Sizilien. Dort kommt unsere Familie auch her."

Ich nicke anerkennend, und lächle versonnen. „Ich will irgendwann auch mal nach Sizilien", seufze ich, und lege den Kopf schräg. „Bisher lag es finanziell leider nie drin." Ryan sieht mich nachdenklich an und lehnt sich gegen die Theke. „Gar nie?" Ich schüttle den Kopf. „Nein, meine Nonna hatte ohne mich schon nie viel Geld. Mit mir wurde es nur noch weniger, weshalb wir uns in einem Jahr genau einen Wochenendausflug in der Region leisten konnten. Aber sie hat immer von Sizilien geschwärmt; ich komme anscheinend auch von dort. Vielleicht könnte ich dort meine Eltern finden." Ryan, der mir aufmerksam zuhört, nickt langsam. „Ja, vielleicht", murmelt er, und legt die Stirn in Falten.

Bevor ich aber nachfragen kann was der nachdenkliche Gesichtsausdruck bedeutet kommen Jace und Aurora wieder zurück, und fast zeitgleich tritt Nicola aus seinem Büro heraus und begrüsst uns alle offiziell. Dabei vergewissert er sich nochmals darüber dass alle ihre Arbeit zugeteilt erhalten haben, was der Fall ist. Der nächste Punkt auf seiner Liste ist die Anzahl der Reservationen für den Abend, inklusive Extrawünschen und Namen, die wir kennen sollten. Scheint als käme hier öfters hoher Besuch vorbei. Zum Schluss wünscht er uns allen eine gute Schicht, vor allem mir, ehe er zufrieden wieder im Büro verschwindet.

Aurora und Jace fangen an die Tische vorzubereiten, während Ryan mir bei meiner Vorbereitung hinter der Bar unter die Arme greift. Dann winkt er Jace kurz zu uns. „Ja?", fragt dieser sobald er in Hörweite ist. „Könntest du Nova hin und wieder etwas unter die Arme greifen wenn du nicht gerade am servieren bist? Nur zur Sicherheit, falls sie Fragen hat." Jace nickt schnell und sieht mich freundlich an. „Natürlich. Dann nehme ich an dass du heute Abend nicht hier bist?" Ryan schüttelt den Kopf, woraufhin ich ihn etwas überrascht anschaue. Wenn ich an seiner Stelle wäre würde ich ihn den ganzen Abend beobachten, damit er ja nie vor einem Problem steht. „Nein, ich muss noch etwas erledigen. Ich bin aber vor Schichtende wieder da und bringe dich nach Hause Nova, versprochen."

Mit etwas gedämpfter Laune nicke ich, da ich es sowieso nicht ändern kann. Gleichzeitig bedanke ich mich bei Jace, welcher daraufhin weiter seinen Vorbereitungen nachgeht. Keine zehn Minuten später macht Ryan sich dann mit einem "Viel Glück!" tatsächlich aus dem Staub, und erneute zehn Minuten später treffen die ersten Gäste ein, was mein Nervositätslevel fast zum explodieren bringt. Jetzt kommt's drauf an.

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„Das glaube ich jetzt nicht", murmelt Aurora leise als sie gerade nichts zu tun hat und bei mir rumhängt, und sich die Glastüre öffnet - jedoch nicht für einen Gast. Hinein torkelt Ryan, der sich schnell fängt und kurz alle Tische begrüsst, an denen er vorbeigeht. „Sehe ich das richtig?", frage ich Aurora leise, und sie nickt fast unmerklich. „Ja. Der ist stockbesoffen."

Ich atme scharf aus und schüttle ganz leicht den Kopf. „Wunderbar", murmle ich, und mixe den nächsten Drink. „Guten Abend!", ertönt dann auch schon Ryan's Stimme, als er den Nerv hat vor der Bar stehen zu bleiben. Dabei kann ich den Alkohol bis zu mir riechen. „Was zu erledigen, hm?", frage ich kurz angebunden, was weder Aurora noch Ryan entgeht. Aurora jedoch steht hinter mir, das weiss ich. Auch bei ihr bleiben jauchzende Luftsprünge angesichts Ryan's Zustand aus.

„Nova, deine Schicht endet sowieso gleich. Wäre es okay wenn du unseren Gentleman aus dem Restaurant begleitest? Er hat hier in diesem Zustand nichts verloren, und so wie ich das verstanden habe seid ihr mit einem Auto hier." Bittend sieht Ryan's Schwester mich an, woraufhin ich nicke und meine Tasche unter der Bar hevorziehe. „Natürlich, kein Problem. Danke für deine und Jace' Hilfe heute Abend, man sieht sich!" Aurora winkt ab und lächelt, ehe ich mir den Arm eines verblüfften Ryan's greife und ihn mit einem freundlichen Lächeln aus dem Restaurant ziehe.

Draussen verfällt mein Lächeln, und als wir ausser Hör- und Sichtweite der Gäste sind funkle ich den Italiener nicht mehr so glücklich an. „Was soll das?", frage ich genervt, und erhalte einen fragenden Blick. „Was'n?" Ich schüttle den Kopf und atme resigniert aus. „Du hast gesagt du bringst mich nach Hause. Bist du so gefahren?" Ryan schüttelt den Kopf. „Gut. Das wirst du auch nicht mehr tun. Ich fahre dich nach Hause." Jetzt wird Ryan doch ernst.

„Nein."

„Was nein?"

„Du fährst mich nicht nach Hause. Ich kann von deinem Apartment selbst weiterfahren, wirklich."

Während er das sagt schwankt der Italiener etwas nach hinten, was ich mit einer gehobenen Augenbraue kommentiere. Daraufhin schüttle ich den Kopf. „Nein, du fährst keinen Meter. Wenn du schon nicht nach Hause willst, dann schläfst du heute bei mir - Ende der Diskussion." Ryan will etwas erwidern, doch ich halte ihm prompt den Mund zu, was verblüfft mit einem "hmpf" kommentiert wird.

„Schlüssel?", frage ich unbeeindruckt, und nach einem kleinen Zögern rückt Ryan tatsächlich mit dem Autoschlüssel zu seinem Porsche raus. „Geht doch", murmle ich, nehme den Schlüssel an mich und ziehe den immer noch verdutzten Ryan zu seinem eigenen Auto. Das kann ja eine tolle Fahrt werden.

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Was zu erledigen... natürlich ;)

Amy is back! ^^

Vergesst das Sternchen nicht <3

- xo, Zebisthoughts

Ryan (pausiert)Where stories live. Discover now