Kapitel II.II - Severus

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Und da sind wir schon beim letzten Kapitel. :)
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

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Es gab etwas, das diese Zeit, dieses Haus, dieses Schlafzimmer im Obergeschoss, grundlegend von seinen Räumen in Hogwarts' Kerkern unterschied: Er wachte durch Vogelgezwitscher auf und nicht durch seinen Weckzauber. Er war jedoch unschlüssig, ob das besser war.

Severus stöhnte leise und rollte sich auf den Rücken. Blinzelnd sah er sich um und stellte fest, dass er nicht in der kleinen Kammer lag, die Granger ihm zur Verfügung gestellt hatte. Von da aus dauerte es noch etwa drei Sekunden, bis ihm der letzte Abend und die darauffolgende Nacht wieder einfielen.

Merlin ...

Er zog die Augenbrauen hoch und schielte zur anderen Seite des Bettes. Aber die war verlassen. Severus schnaubte. Was hatte er auch erwartet? Sie hatte die Nacht mit ihm verbracht, mehr konnte man kaum von ihr erwarten.

Er warf die Decke beiseite und stand auf. Die kühle Luft des frühen Morgens bereitete ihm eine Gänsehaut und er zog sich rasch an. Auf einer Kommode stand eine Schale mit frischem Wasser, mit dem er sich – kalt wie es war – das Gesicht wusch. Die restliche Körperpflege erledigte er wie bereits am Tag zuvor mit einem Zauber.

Als er nach unten kam, fand er das Haus dort ebenso verlassen wie das Bett neben ihm. Aber es stand eine Tasse Kaffee auf dem Tisch, offenbar mit einem Stasiszauber belegt, denn er war immer noch warm, als Severus daran nippte.

Mit der Tasse in der Hand ging er nach draußen und sah sich um. Granger ... Nun, vielleicht war es unter den gegebenen Umständen angemessen, jetzt ihren Vornamen zu nutzen. Jedenfalls saß sie auf derselben Bank, auf der er gestern Morgen gesessen hatte, das Gesicht der Sonne zugewandt und die Augen geschlossen. Unwillkürlich fiel sein Blick auf ihre Lippen und er erinnerte sich daran, wie sie sich unter seinen angefühlt hatten. Wie ihre Haare gerochen hatten, als er ihren Nacken geküsst hatte. Und wie kräftig ihre Beine gewesen waren, als ...

„Guten Morgen", unterbrach sie seine Gedanken und lächelte. „Hast du gut geschlafen?"

Er nickte knapp. „Du?"

Sie wog den Kopf. „Bis Heli mich gerufen hat, habe ich gut geschlafen, ja."

„Sie hat dich gerufen?", wiederholte er, denn davon hatte er nichts mitbekommen.

Granger hob ihre Hand, bis der silberne Ring im Sonnenlicht glitzerte. „Wir haben so unsere Methoden ..."

„Verstehe", murmelte er. Dann gab er sich einen Ruck und setzte sich neben sie. „Was ist passiert? Steht die nächste Hexenverbrennung an?"

Sie lächelte flüchtig. „Nein. Bei einer Frau im Dorf hatten die Wehen eingesetzt."

Severus sah sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr um. „Du hast heute bereits ein Kind zur Welt gebracht?"

Sie lachte leise. „Nicht ich, nein, aber ich habe dabei geholfen."

Er schnaubte leise und trank von seinem Kaffee. Mit gerunzelter Stirn sah er in den Wald, beobachtete ein Eichhörnchen, das in Spiralen einen Baumstamm hinauflief, und spürte Ruhe in sich sickern, wie er sie schon seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Er setzte ihr ein Ende, indem er fragte: „Was war das letzte Nacht? Gehörte das mit zu deinem Plan, mich hier aufzupäppeln, damit ich drüben tun kann, was von mir erwartet wird?"

Mein Plan?", lachte sie, aber es klang anders als eben. „Du hast dich gestern doch dafür entschieden."

„Nachdem du dich mir angeboten hast."

Tempus GratiaeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt