3

196 18 54
                                    

Seliha

„Paulo?", rufe ich durch die nun geöffnete Tür zu meinem Zimmer und starre auf die schon leicht abgebrannten Kerzen, welche vor mehreren Minuten entzündet wurden. „Paulo-", will ich erneut rufen, doch unterbreche, als ich seinen nackten Rücken for dem Fenster stehen sehe.

Durch die Dunkelheit draußen spiegeln sich seine Gesichtszüge in der Fensterscheibe und somit auch seine Verletzungen am Oberkörper. Schweigend schließe ich die Tür, laufe mit langsamen Schritten auf ihn zu und lege nach und nach meine Kleidung auf den Boden.

In Unterwäsche streiche ich nun über seinen Rücken, spüre seine Anspannung, welche erneut auf Geheimnisse zuweist die er vor mir hat. „Sind die von heute?", frage ich leise, übertöne somit die leise klassische Musik welche im Hintergrund läuft und drehe ihn zu mir, sodass er mich endlich ansieht.

Er antwortet nicht, was Antwort genug ist. Doch ich erspare ihm einen weiteren Vortag darüber, dass ich ihm nicht die Erlaubnis gegeben habe mit zu gehen und lasse stattdessen einen enttäuschten Seufzer über meine Lippen kommen. „Sag es schon", flüstert er jedoch, tritt zurück, sodass ich seine Schrammen von weiter weg betrachten kann.

„Ich weiß dass du mich nicht mitgehen lassen wolltest. Aber ich verstehe nicht wieso? Ich habe alles getan-" „Es geht nicht darum alles zu tun was ich sage, sondern wie du es tust, Paulo!" Und durch diese einfache Aussage von ihm ist die Wut, welche ich soeben noch in Grenzen hielt, wieder zurück.

„Und sag jetzt bloß nicht, dass du dein bestes gibst und gut genug für so eine wichtige Mission gewesen wärst", zische ich, zeige mit meinem nackten Finger auf ihn und mache einen Schritt auf ihn zu, worauf er seinen Körper nur noch aggressiver anspannt. Doch Angst kann er mir nicht machen. Nicht mehr.

„Ich weiß, dass du ihn getötet hast", flüstere ich nun, lasse meine Hand sinken und beobachte seine Mimik, welche von angespannt zu entsetzt wechselt. „Es war Milan, Seliha! Ich habe es doch gesehen-" „Und das sagst du meinem Vater anstatt mir?" Schweigen geht von ihm aus.

„Milan ist einer meiner besten Männer und war schon auf so vielen wichtigen Missionen, dass ich sie gar nicht mehr aufzählen kann! Und sag jetzt bloß nicht, dass er trotzdem aus versehen einen der wichtigsten Männer der Gang erschießen könnte, welcher sogar noch der einzige ist der uns die Information hätte liefern können die wir brachen!"

Wieder schweigt er, schaut mir kopfschüttelnd in die Augen und greift nach seinem Oberteil, welches neben uns auf der Fensterbank liegt. „Du glaubst dir doch nicht einmal selber, Seliha", schnaubt er, lacht ironisch auf, bevor er weg von mir und auf die Tür zu geht. „Denk nicht, dass ich die nächsten Tage auch nur einmal deine feuchte Pussy anfassen werde."
Zähneknirschend antworte ich nicht, lasse seine leeren und verzweifelten Worte durch meinen Kopf gleiten ohne auch nur ein Buchstaben davon ernst zu nehmen.

Ich werde nicht diejenige sein, die verzweifelt versuchen wird eine bessere Position in dieser Mafia zu bekommen.

Ein Lachen dringt aus meiner Kehle, als ich höre wie Paulo die Tür zufallen lässt. Jedoch kein witziges Lachen, sondern ein aggressives. Wie bin ich nur in diese Situation gekommen? Wann ist mein Leben angefangenen so kompliziert zu werden?

An viel zu viel denkend lasse ich mich mit dem Rücken auf meine Bettdecke fallen. Starre an die schwarze Decke und den roten Schleier, welcher von einer Wand zur anderen reicht. Und während die Musik anfängt immer lauter durch meinen Kopf zu dröhnen, ich meine Augen anfange langsam zu schließen, greife ich zögernd zu einer meiner Kissen.

Mit offenem Mund schiebe ich meinen Slip über meine Beine, positioniere das Kissen zwischen ihnen während meine Finger ganz langsam über meine pochende Mitte fahren. Lust durchflutet mich. Lust, welche nicht Paulo gilt. Mit zusammengepressten Beinen drücke ich das Kissen härter gegen mich, fange an meine Finger zu bewegen während mein Rücken automatisch ins Hohlkreuz fährt.

Ein leises Stöhnen kommt über meine feuchten Lippen, lässt mich noch weiter entspannen und zaubert ein unbeschreibliches Lächeln auf mein Gesicht. Schneller bewege ich meine Finger, lege das Kissen beiseite und fange an meinen nackten Körper zu berühren.

Wie wäre es, würden diese Hände jemanden anderem gehören... Jemanden, mit dem ich nicht rechne. Jemand, von dem ich es nicht erwarte.

Und desto länger ich mich berühre und zum kommen bringe, desto sehnlicher wünsche ich mir ein Gesicht und Körper, was ich mir vorstellen kann. Ein muskulöser, breit gebauter, junger Mann. Lockige Haare, Narben überall. Größe Hände und eine tiefe Stimme-

Ein weiteres Stöhnen kommt über meine Lippen. Ein lauteres und lustvolleres. Doch als ich realisiere wieso ich meine Finger nur noch weiter in mich schiebe, meine Nippel immer steifer werden und mein Hals immer trockener wird, öffne ich meine Augen. Sofort löse ich meine Hände von meinem Körper, setze mich zögern auf und starre nun auf die Kerze vor mir.

Denn der Mann an den ich gedacht habe war nicht Paulo. Es war Fion. Fion Macha. Der Gangster, der in diesem Moment gefesselt in einem unserer Räume hängt. Der Mann, auf denen all meine Vorstellungen zutreffen. Oh Gott.

Seufzend schließe ich meine Augen, verarbeite die Gedanken die ich kurz vorher hatte und entscheide mich dazu meine Klamotten wieder anzuziehen. Doch ein ganz anderer Grund, wieso ich ausgerechnet an Fion gedacht hab ist, weil er gerade zu den wichtigen Männern in meinem Leben zählt.

Nicht so gesehen wie ein Partner, sondern wie ein Mann, der mir helfen muss um weiter leben zu können. Denn würde ich diese Mission auch nur ansatzweise ruinieren, ist mein Todesurteil unterschrieben.

Eine unbeschreibliche Last liegt auf mir und Fion. Denn redet er nicht, werden wir beide nicht mehr lange leben. Doch ein Gefühl von ungestillten Hunger macht sich in mir breit. Als wäre da ein Teil, der noch mehr braucht. Mehr von diesem Gefühl, was ich vor ein paar Sekunden noch empfunden habe...

Jedoch ist es falsch mir mit eine unserer Geiseln Szenarien vorzustellen. So, so falsch...
Kopfschüttelnd erhebe ich mich, greife nach meinen Schuhen und verlasse den Raum, welchen ich erst vor kurzem betreten habe und greife nach dem Apfel, welchen ich heute morgen in mein Zimmer gelegt habe.

RubyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt