»Ich bin schwul, du Idiot.«

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Sasha

»Das machst du mit Absicht«, zische ich leise, sodass Myles uns durch die angelehnte Tür nicht hören kann.

Jacob lacht leise und streckt seinen langen Körper. Er lehnt sich an die Wand gegenüber. »Vielleicht, aber was willst du dagegen unternehmen?«

Ich baue mich wie vorhin auch schon vor ihm auf und starre ihn wütend nieder. »Hör auf damit oder-«

»Oder was?«, lacht der hässliche Schnösel. »Was willst du machen? Mir eine reinschlagen? Dann gehe ich zu Myles und er kickt dich raus. Ich bezweifle nämlich, dass es ihm gefallen würde, wenn der Mann, den er gerettet hat, seinen geehrten Arbeitskollegen eine reinwürgt.«

Ich verdrehe die Augen und frage irritiert, »Was willst du denn überhaupt von Myles?«

Ich kann es mir genau vorstellen, aber ich wünsche mir, dass er mir eine andere Antwort geben wird.

»Keine Ahnung«, sagt er grinsend. »Aber du scheinst, etwas von ihm zu wollen, also will ich es auch.«

»Das ist doch idiotisch.« Ich schnaube verächtlich und fahre mir mit der Hand über das verächtlich verzogene Gesicht.

So war er immer schon. Seit wir klein waren. Ich bekomme einen Hund, er bekommt einen Hund. Ich bekomme das neuste Legoset, er bekommt das neuste Legoset. Ich bekomme ein Baumhaus, er bekommt ein Baumhaus.

Jacob verdreht grinsend die Augen. »Ich finde es idiotisch, dass du Myles belogen hast.«

Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu, um ihm zum Schweigen zu bringen. Leider hält er vom Mund halten nicht viel.

Er streckt die Arme in die Luft und gestikuliert viel, während er in einer höheren Stimme trällert, »Wir kennen uns von einer Behindertengala.«

»Das mit der Spendengala war nicht gelogen«, brumme ich genervt. »Myles muss nicht wissen, dass wir uns schon seit wir Babys sind kennen.«

Das muss er wirklich nicht. Ich will nicht mit jemanden wie Jacob verglichen werden. Geschweige denn möchte ich ihn ein weiteres Mal in Myles' Anwesenheit sehen.

»Wie du meinst.«, trällert er und dreht sich um. »Du solltest jetzt wieder reingehen. Myles erstickt vielleicht gerade an seiner eigenen Kotze, während wir wie Deppen herumstehen.«

»Du mich auch«, grummle ich und schlüpfe zurück in die Wohnung. Ich knalle hinter mir die Tür zu und verriegle sie, damit er ja nicht wieder zurückkommen und nerven kann.

Myles schreckt auf und sieht mit trüben Augen zu mir auf. »Ist er weg?«

Ich nicke und beginne die leeren Flaschen wegzuräumen. Ich spüle sie ab und werfe sie in den Müll. Ich wasche gründlich mit viel Seife die Hände und drehe mich dann wieder zu dem betrunkenen Herrn um.

Er lehnt mit der halben Gesichtshälfte auf der Tischplatte und sieht zu mir. Er gluckst. »Ihr mögt euch nicht wirklich, oder?«

»Wir hassen uns«, brumme ich und lehne mich an die Küchetheke. »Und du? Magst du ihn?«

Er nickt zaghaft. »Er ist in Ordnung. Manchmal.«

Er mag ihn also doch nicht ganz so, wie ich gedacht habe. Ich atme erleichtert aus. »Gut.«

Jacob ist kein guter Umgang. Vor allem nicht für jemanden wie Myles. Er zieht ihn bloß mit sich runter und zerstört ihn. So wie er alle um ihn herum mit in die Scheiße zieht und zerstört.

Ich mustere Myles. Ich schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne, sehe ich ihn genauso wie damals. Viel dünner und zerbrechlicher. Er trägt die hässliche Brille auf der Nase und hat keine Ahnung, wie man sich rasiert. Wie ein Baby heult er rum. Dicke Tränen laufen seine Wangen hinab, während sich laute, Herz zereißende Schluchzer aus seiner Kehle zwinge .

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