»Du warst auch mein erster Kuss und ich hoffe, du wirst auch mein letzter sein.«

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Sasha

»Sashenka!«, verkündet mein Großvater und schockiert damit nicht nur die anderen.

Überrascht drehe ich den Kopf und sehe den kleinen, machtvollen Mann an. »Warum mir?«

»Ja, warum er?«, fragt Jacob verstört. »Die einzigen Dinge, in denen er gut ist, sind Trinken und Abhauen.«

Eine brünette Frau erhebt sich und schlägt wütend die geballte Faust auf den Tisch. »Sashenka hat nicht nur einmal Schande über diese Familie gebracht. Alleine schon, dass er mit einem Gigolo hier aufgetaucht ist, sollte dir die Augen öffnen.«

Myles schrumpft noch weiter in sich zusammen. Er wird von allen Seiten heute beleidigt und fertig gemacht. Tröstend nehme ich seine rechte Hand und streichle sie behutsam.

»Iris«, mahnt Großvater sie. »Wenn ich mich zurecht erinnere, hat dein letzter Ehemann mir zwei Millionen Dollar gestohlen. Ich denke nicht, dass du das Recht hast, Sashenka für seine Entscheidung zu kritisieren.«

»Wenn sein Auserwählter ein Mann ist, können wir es alle kritisieren«, wirft die Blonde wieder ein. »Was denkst du, werden die Leute sagen?«

Nichts gutes. Sie werden sich in der Zeitung und im Internet darüber zereißen. Endlich haben sie etwas gefunden, mit denen sie für Jahre Schlagseiten füllen können.

»Sashenka lebt seine Jugend aus, aber er wird erwachsen werden, wenn er das muss. Wenn ich von dieser Erde gehe, wird er auf euch Acht geben und eine Familie mit der reizenden Emerald führen.«

Jetzt beginnt das schon wieder. Genervt verdrehe ich die Augen. Es gibt keinen Tag, an dem dieser Mann nicht ruht und mir eine Frau sucht.

»Nicht das schon wieder, Vater«, sagt Mom entnervt und reibt sich über die Stirn. »Wir haben bereits besprochen, dass Sasha nicht Emerald heiraten wird.«

»Juliet, erhebe nur das Wort, wenn man mit dir spricht!«, sagt er streng und sieht in die Runde. »Das gilt für euch alle. So wurdet ihr nicht erzogen.«

»Das ist doch lächerlich. Sashenka ist ein schwuler Mann. Du kannst keinem schwulen Mann dein gesamtes Erbe hinterlassen«, erhebt nun mein Onkel das Wort. »Vater, das kannst du uns nicht antun.«

»Wem soll ich es sonst vermachen, Bentley?«, fragt er erbost. »Deiner Tochter, die sich als Schauspielerin vor der Kamera nackt auszieht? Deinem Sohn, der nicht ein Mal in seinem Leben gearbeitet hat und den ganzen Tag lang nur an seinem Computer hockt und Videospiele spielt?«

Onkel Bentley sieht niedergeschmettert auf seinem leeren Teller. Die Welt bricht durch die schlechte Neugigkeit um ihn herum zusammen und dann auch noch zu hören, dass seine Kinder in den Augen des eigenen Vaters nicht gut genug sind, ist da sicherlich nicht gerade hilfreich.

Ich habe einen bitteren Beigeschmack. Avery und Adam sind gute Menschen. Natürlich strengen sie sich nicht besonders an, aber sie sind nicht schlecht. Sie haben sich stets bemüht und gute Noten geschrieben.

Grandpa zeigt abwechselnd auf seine Enkel und rattert herunter, was er an ihnen nicht mag. »Jacob ist ein armseliger Journalist, der für seine unzüchtigen Spielchen tausende von Dollar verschwendet. Johan hat bereits zehn Praktika begonnen und jedes nach nur einem Tag wieder beendet. Von Chase kann ich nichst erwarten. Er hat die High School abgebrochen und lebt ganz von meinem Geld.«

Er redet auch von meinen jüngsten Cousinen nicht sehr gut. Als ich es nicht mehr aushalte, unterbreche ich ihn, indem ich mich laut räuspere. Sofort schweigt er und sieht mich abwartend an.

»Es tut mir leid, ich verstehe es ebenfalls nicht. Ich bin abgehauen und habe mich ein Jahr nicht bei euch gemeldet. Warum solltest du dich also für mich entscheiden?«, frage ich ihn verwirrt.

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