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Ich hatte immer gehofft, wir hätten kein Ende, hatte immer gehofft, uns würde Unendlichkeit geschenkt werden, doch mein Schicksal belehrte mich eines Klügeren.

Es gab viele Tage da uns die Hitze und die
heranwachsende Natur zu Kopfe stiegen. Oftmals waren es jene Tage, in denen uns die Sonne bereits früh mit süßlichen Düften und wohlklingenden Liedern
aus dem Gras unter den Weiden, in dem wir manchmal schliefen gelockt hatte, wir die Obstbäume des naheliegenden Schlosses geplündert oder auf weit verzweigte Bäume und hohe Felsen geklettert waren.

Ich hatte immer gehofft, wir hätten kein Ende, hatte immer gehofft, uns würde Unendlichkeit geschenkt werden, doch vielleicht war dieser Wunsch närrisch.

Apollo, du hast an jenem Tag goldene Disken bei dir gehabt, sie glänzte in der Sonne, waren Sterne am helligten Tage.
Zuerst blieben sie unberührt und hättst du nicht darum gebeten, sie zum Himmel emporsteigen zu lassen, hätte ich sie vergessen, wie Sterne nuneinmal
am hellichten Tage vergessen wurden.

Doch wenig später lag einer der funkelnden Gestirne erneut in deinen Händen, die glänzende Form schmiegte sich an deine Finger, bis du eine Sternschnuppe erzeugtest und die Wolken durchbrachst. Ich wollte es dir gleich tun, wollte deinen
Asteroid fangen.

Nenn' es Aberglauben, dass ich nur
deinen Stern werfen wollte! Nenn' es Übermut, dass ich glaubte, die Wolken wie du erschüttern zu können!
Nenn' es Schicksal, dass mich dein Komet traf, mir das Augenlicht stahl!

An diesem Tag konntest du mich nicht wärmen. An diesem Tag konntest du meine Seele nicht halten und so fiel ich zusammen wie eine vollendete Blume, fiel auf deine Brust, während sich deine salzige Rinnsale
zu mir gesellten, als könnten sie mich retten.

Ich sah dich fortan nur von oben, beobachtete wehmütig, wie du deine Hände auf mich legtest und meinen Körper zu einer Blume formtest, die seit jeher
meinen Namen trägt.

Ich hatte immer gehofft, wir hätten kein Ende, hatte immer gehofft, uns würde Unendlichkeit geschenkt werden und vielleicht erfülltest du mir eben jenen Wunsch an diesem Tag, vielleicht schenktest du uns die Unendlichkeit.

apfelweinlippenWhere stories live. Discover now