(60) Einzelkämpfer?

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Der Raum erdrückt mich.

Obwohl hier genug Platz um mich herum ist, fühle ich mich von der anwesenden Präsenz, der verkörperten schlechten Laune, in die Enge gedrängt. Ich warte also, bis die typischen Schlafgeräusche der Männer zu hören sind und ziehe mir flink Alex' Hoodie drüber. Barfuß und auf Zehenspitzen schleiche ich mich durch die Gänge und atme tief durch, als ich die Türe öffne und mir die frische Luft entgegen schlägt.

Drüben ist die Wache hell erleuchtet, wohingegen hier um das Quartier die reinste Dunkelheit herrscht. Somit laufe ich im Eiltempo den dunklen Weg entlang und erreiche das hell erleuchtete Gebäude in Rekordzeit. Nachdem ich das Gebäude zur Hälfte umrundet habe, setze ich mich auf den Boden und lehne mich mit meinem Rücken gegen die Wand. Das Zirpen der Grillen hat irgendwas beruhigendes an sich, sonst sind nur immer wieder ein paar Stimmen aus dem Inneren der Wache zu hören.

Dass es unbedingt heute so sehr abkühlen muss, passt mir überhaupt nicht in den Kram. Ich ziehe meine Knie fest an meinen Körper und stülpe den Hoodie so weit wie möglich über meine Knie. Als plötzlich, ein paar Meter weiter, eine Türe aufgerissen wird, kann ich mir gerade noch so einen Aufschrei verkneifen. Der Mann, der die Türe geöffnet hat, zuckt ebenfalls vor lauter Schreck zusammen und wirft einen entgeisterten Blick zu mir: "Alles okay bei dir? Du hast mir einen halben Herzinfarkt beschert!" "Sorry, war keine Absicht. Ignoriere mich einfach", ich lächle ihm kurz zu und richte meinen Blick dann wieder geradeaus ins Nichts. Das Klicken eines Feuerzeugs ist zu hören und kurz darauf zieht mir der Rauch einer Zigarette um die Nase. "Rauchst du auch?" "Gelegentlich, ja!" "Willst du auch eine?"

Josi, sei vernünftig! Du musst auf deine Gesundheit achten und solltest jetzt...

"Ja, gerne!"

Toll, wie das mit deiner Veränderung klappt!

Der Mann streckt mir die Schachtel entgegen, worauf ich mir eine der Zigaretten entnehme. Danach reicht er mir das Feuerzeug, womit ich mir den Glimmstängel endlich anzünde. Nach dem ersten Zug muss ich natürlich erst einmal kräftig Husten. "Du rauchst wirklich selten!", sein Lachen hallt durch die Nacht und während er mir ein paar Schritte näher kommt, fragt er mich, ob er sich zu mir setzen darf. "Klar, das ist ein freies Land!", ich genieße jeden Zug und hoffe, dass keiner meiner Männer um die Ecke kommt, denn die würden mich sofort einen Kopf kürzer machen. Der Fremde streckt mir seine Hand entgegen: "Ich bin Simon, wie heißt du?" "Josi. Freut mich!" "Was machst du hier so ganz alleine um diese Uhrzeit? Gehörst du zum Team? Hab dich bisher noch gar nicht gesehen”, sein Blick wandert an meinem zitternden Körper entlang. "Ne...bin spontan hierher gefahren. Mein Freund arbeitet hier... Aber das war wirklich eine Schnapsidee..", ich winke ihm mit der Zigarette in der Hand ab und huste noch einmal kräftig. "Dir ist doch bestimmt wahnsinnig kalt, oder?", er legt seinen Kopf leicht schief und wirft mir einen mitleidigen Blick zu.
"Neee, geht schon!" "Wer ist denn dein Freund, wenn ich fragen darf?", ganz schön neugierig der Typ. "Alexander Hetkamp", ich werfe Simon jetzt einen Blick zu, um festzustellen, ob er ihn kennt oder nicht. "Ah, Alex. Ja, den kenne ich. Dann bist du also das Sorgenkind, über das die ganze Zeit gesprochen wird!"

Okay, das Gespräch ist beendet.

"Mhm. Anscheinend", ich nehme den letzten Zug meiner Zigarette und drücke sie neben mir auf dem Boden aus, während Simon es mir gleich tut. "Willst du nicht mit rein kommen? Ich lasse dich ungern hier draußen in der Kälte sitzen. Du kannst gerne einen Kaffee haben, wenn du möchtest", die Sanis können einfach nichts gegen ihre Berufskrankheit machen, die sehen gleich immer und überall Gefahren. "Wenn es dich glücklich macht!", ich lächle ihm zu und lasse mich von ihm auf die Füße ziehen. Er schiebt mich direkt durch die Türe und mit einem Schlag empfängt mich eine wohlige Wärme. Simon schiebt mich mit einer Hand an meinem Rücken durch die erste Tür, auf die wir treffen und schon stehe ich inmitten von zehn Leuten, die sich sofort zu mir umdrehen.

Einzelkämpfer (ASDS)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora