Quest VI 💕

296 18 14
                                    

Betrübt darüber, wie unser Date geendet war, ging ich nach Hause. Ich hätte heulen können, andererseits war ich auch sauer darüber, das er mir diese Dinge an den Kopf geworfen und mich dann einfach stehen gelassen hatte. Irgendwie konnte ich seine bedenken aber auch verstehen, für ihn musste das wirklich so aussehen, als ob ich ihn nur aus diesem Grund wollte, aber das stimmte einfach nicht. Ich senkte den Blick und konnte es nicht mehr zurückhalten, ein paar Tränen flossen über meine Wangen, denn ich hatte ihn wirklich gern.
Vor meiner Haustür wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen und griff in meine Handtasche, dass erste was ich darin zu fassen bekam, war Kenmas PSP. Ich holte das Ding hervor und sah es verdutzt an, „stimmt ja, ich hätte sie ihm zurückgeben müssen." Sagte ich zu mir selber, als mir wieder einfiel dass ich sie ihm zu Beginn unseres Dates weggenommen hatte. Ich schob meine Hand wieder zurück in die Tasche, nach einem Moment wühlte ich hektischer darin herum. Mir wich die Farbe aus dem Gesicht und in meinem Kopf hörte ich deutlich die Stimme meiner Mutter, die noch heute früh vor ihre Abreise zu mir sagte, 'nimm einen Schlüssel mit, wenn du das Haus verlässt.' Panisch drehte ich die Tasche um und schüttete den gesamten Inhalt auf das Podest vor unserer Tür. Allerhand kram kullerte auf den Fliesen herum, nur mein Schlüssel war nicht darunter, ich musste ihn tatsächlich vergessen haben.
Verzweifelt hockte ich mich auf die Stufe und versuchte erstmal Yumi zu erreichen, doch sie schien ihr Handy ausgeschaltet zu haben. Als bei Haruna und Miyu genau der selbe laut ertönte, fiel mir wieder ein, dass sie alle die Nacht bei Miyu verbrachten ....die in einem Funkloch wohnte. Ich war wirklich vom Pech verfolgt, denn genug Geld um zu ihnen zu fahren, oder in einem Hotel unterzukommen, hatte ich auch nicht mehr.
Ich schlang die Arme um meine Beine und legte den Kopf auf die Knie, „was mache ich denn jetzt?" Schluchzte ich und erneut liefen mir die Tränen, die Sache mit Kenma kam mir in anbetracht dessen, dass ich die Nacht vor meiner Haustür verbringen würde, ziemlich albern vor. Zum Glück war es Sommer, trotzdem war es in der Nacht, in dem dünnen Kleidchen, bestimmt ein bisschen frisch.

„Was machst du denn da?" Hörte ich jemanden sagen und hob den Kopf. Kenma stand vor mir und sah irritiert zu mir runter. Schnell wischte ich mir die Tränen weg und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, „kann dir doch egal sein." Antwortet ich Schnippisch. Er seufzte und setzte sich ungefragt neben mich, „du hast noch meine PSP."
Das war also der Grund wieso er hergekommen war, klar das blöde Ding war ihm ja wichtig. Ich nahm die Konsole und warf sie ihm in den Schoß, ohne ihn dabei anzusehen, „da." Fügte ich meiner Geste nur knapp hinzu. „Ist noch was?" Fragte ich bissig, als er keine Anstalten machte zu gehen. „Du hast geweint." Ich wollte ihn schon anlügen, dass es bestimmt nicht wegen ihm war, doch er redete weiter und gab mir keine Chance darauf zu reagieren. „Ich hätte dich nicht so anschreiben dürfen." Gab er kleinlaut zu, „ich war ein bisschen angefressen, dass du nicht zu mir gekommen bist, als diese Jungs dich blöd angemacht haben, sondern dir Hilfe bei Yamamoto und Inuoka gesucht hast. Ich bin vielleicht nicht so groß oder so stark wie die beiden, aber ich bin trotzdem auch ein Mann und es nervt mich gewaltig, dass du mich anscheinend gar nicht als solchen wahrnimmst. Du sagst du hast eine Männerphobie, hast mit mir aber kein Problem, du schleppst mich in Mädchen Cafés und behandelst mich als wäre ich deine Puppe oder dein Haustier, das brav alle Aufgaben, die du ihm stellst, erfüllen muss. Hast du auch nur eine Minute darüber nachgedacht wie es mir dabei geht? Ich mag zwar so wirken als sei mir alles egal, aber ich hab auch Gefühle..... " Im Ruhigen Ton erzählte er mir alles was ihn beschäftigte, bevor er verlegen noch einen Satz hinzu fügte,"...vielleicht hat es mich auch ein bisschen gestört, dass du trotz deiner Männerphobie auch Vertrauen in Inuoka gefasst hast." Ich ließ von meiner abweisenden Haltung ab, mir war gar nicht bewusst, dass er sich über diese ganzen Dinge Gedanken machte. Nun hatte ich das Gefühl, ich war diejenige die Fehler gemacht hatte. Trotzdem klärte ich ihn erstmal über das Missverständnis auf, „ich wäre gerne sofort zu dir gekommen, aber die haben mich eingekesselt. Das die beiden dort gewesen sind und mir geholfen haben, war purer Zufall und das ich Inuoka in diesem Moment nicht als Bedrohung wahrgenommen habe, lag einfach daran, dass der Rest von denen, Yamamoto eingeschlossen, noch furchteinflößender auf mich wirkten. Da war er einfach das kleinste übel." Ich seufzte und lehnte mich ein wenig an ihn, denn vom sitzen auf den kalten Stufen fror ich ein bisschen, „Für mich musst du gar nicht groß oder stark sein, ich weiß das es Leute gibt die dich feminin nennen, aber für mich bist du das ganz und gar nicht. Das ich dich in dieses Café gebracht habe, lag daran dass ich mir nicht zugetraut habe in eines zu gehen, in dem ich vielen Männern über den Weg lauf könnte und nicht weil ich gedacht habe du passt in diese niedliche Atmosphäre. Außerdem ist es am Anfang vielleicht wirklich so gewesen, dass ich mich dir genähert habe, weil ich bei dir keine angst verspüre, aber jetzt wo ich dich besser kenne, ....mag ich dich wirklich." Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, da seine Haare ihn wie ein Vorhang verbargen, doch er kicherte, das hörte ich und fühlte es durch das beben seiner Schulter. Vorsichtig strich ich ihm die Haarsträhnen die mir den Blick versperrten, hinter sein Ohr. „Wieso versteckst du dich hinter deinen Haaren? Wenn du mich genauer ansehen würdest, dann wüsstest du, dass dieses ganze Theater wegen Missverständnissen entstanden war. Außerdem finde ich das du unheimlich schöne Augen hast, die solltest du wirklich nicht verbergen" Sagte ich lächelnd. Schüchtern wich er meinem Blick aus und seine Wangen röteten sich, bevor er die Strähne wieder hervor holte, „ich werde unruhig, wenn mein Sichtfeld zu weit ist." Sagte er beschämt und fummelte mit den Händen an der ausgeschalteten Konsole auf seinem Schoß. Ich legte meine Hand auf seine, was ihn sofort zusammenzucken ließ. „Die Sache mit den Quests, mache ich nicht um dich zu ärgern, sondern um mir selber ein bisschen Mut zu machen und außerdem weil ich mir unsicher bin, ob du ohne das überhaupt Interesse an mir hättest. Mein eigentlicher Gedanke hinter diesem ganzen Date war, dass ich zumindest gerne mal mit dir Händchen halten wollte ....wenn ich dich einfach so gefragt hätte...hättest du zugestimmt?" Fragte ich ihn schüchtern. Seine Hand bewegte sich um meine und umschloss sie mit leichtem Druck, „ich weiß nicht, eigentlich stört mich das mit den Quests auch gar nicht so sehr, wenn du es so erklärst, fällt es auch mir leichter Dinge zu tun, die ich sonst wahrscheinlich nicht machen würde ." Er ließ meine Hand wieder los und steckte sie in seine Hosentasche. Es enttäuschte mich ein wenig, dass er sich meiner Berührung so schnell wieder entzog, doch bei genaueren hinsehen, bemerkte ich, dass er ein kleines Schächtelchen hervorholte und mir beschämt unter die Nase hielt. „Du hast doch heute Geburtstag." Presste er auf meinen fragenden Blick hin aus sich heraus. Erstaunt nahm ich es ihm ab, „aber ich hab dir doch überhaupt nicht..." „deine Freundin Yumiko hat es mir gesagt." Fiel er mir ins Wort. Euphorisch drehte ich das Päckchen in meiner Hand, ich musste ein wenig Grinsen, denn es war schlampig verpackt und ein bisschen zerknüllt. Wahrscheinlich hatte er es die ganze Zeit in der Tasche und auf den richtigen Moment gewartet es mir zu geben. Vorsichtig löste ich die Verpackung, im Inneren war ein silbernes Armband mit einem Anhänger in Form einer Feder. Ich hob es aus der Schachtel und betrachtete es mit leuchtenden Augen, „wie schön." Meine Begeisterung stand mir ins Gesicht geschrieben, als ich es anlegte, erleichtert stieß er die Luft aus und ein Lächeln huschte ihm über die Lippen. Sein zufriedener Gesichtsausdruck ließ mich mutig vorpreschen, „kann ich bei dir schlafen?" Sprudelte es aus mir heraus. Entgeistert und zugleich überfordert wies er mich direkt ab, „das fände ich ein bisschen vorschnell." Ich ließ die Schultern hängen und sah ihn mitleiderregend an, „ich sitz hier nicht weil ich es so schön finde mir eine Blasenentzündung zu holen. Meine Eltern sind weg, ich hab meinen Schlüssel vergessen und meine Freunde sind alle auf einem Haufen im Funkloch." Erklärte ich ihm meine Misere in einem Satz. Er schwieg einen Augenblick und seufzte dann laut, „meine Mutter erzählt mir was anderes wenn ich plötzlich ein Mädchen anschleppe." Nachdenklich sah er zu mir rüber. „Aber ich kann dich auch nicht einfach hier sitzen lassen." Hoffnung keimte in mir auf als er aufstand, „na los, komm schon mit."

Like a game // Kenma x Reader 🍋Where stories live. Discover now