II.

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Caleb P.o.V

Wir folgten Alec durch das weiße Monstrum von einem Labor. Auch wenn wir alles schon einmal gesehen hatten, jagte mir der Gedanke, was hier mit den gefangenen Lykanthropen passiert war, einen eisigen Schauer über den Rücken.
Ein Horchen auf das Band, was mich mit meinen Rudelmitgliedern verband, zeigte mir, dass es ihnen genauso erging wie mir.
Sie hatten Angst und Mitleid mit allen Wölfen die hier gelitten hatten.
Elija, als Empath traf es am schlimmsten. Bisher hatte ich ihn nie zu diesen Laboren mitgenommen, da seine Fähigkeiten bei den befreiten Wölfen gebraucht wurden.
Als Empath war es ihm möglich die Gefühle der Wölfe zu spüren, oder sie Dinge fühlen zu lassen, selbst wenn sie dieses nicht wollten.
Viele der Wölfe hatten schwere Traumata aus der Laborzeit entwickelt und ließen sich kaum medizinisch versorgen, da sie ausrasteten, sobald auch nur ein Arzt den Raum betrat.
Elija reiste mit Jack von Rudel zu Rudel und half den Wölfen die Untersuchungen zu überstehen, wo es zwingend nötig war.
Unnötig die Wölfe manipulieren wollten wir nicht, sondern nur deren Leben retten.
Empathen waren da die einzige Möglichkeit.
Als Alpha konnte ich zwar die Gefühle meiner neuen Rudelmitglieder spüren, aber sie nicht manipulieren oder über ein Band beruhigen.

Da wir es heute mit einem fremden Wolf zu tun hatten, war es gut, dass wir ihn dabei hatten. Auch, wenn das für ihn bedeutete, dass er nun die Angst und Verzweiflung der hier gefolterten Wölfe mitbekam.
Ich legte ihm beim Laufen die Hand auf die Schulter, als wir durch die Gänge mit den Folterzellen liefen.
Er nickte mir dankend zu. Ich schaffe das, danke Caleb linkte er mir und ich nickte ebenfalls.

"So hier ist es," mit diesen Worten blieb Alec, der von dem kurzen Gedankenaustausch nichts mitbekommen hatte, vor einer Eisentür stehen.
Verwirrt sah ich ihn an: "Warum ist die Tür aus Eisen und nicht wie die anderen aus Panzerglas?"
Alec zuckte jedoch nur nicht gerade hilfreich mit den Schultern: "Wir wissen es nicht. Jedoch vermuten wir, dass diese Zelle für gefährliche Wölfe ist." Er wischte kurz über die staubige Tür und eine tiefrote Aufschrift "Danger" und verschiedenste Warnzeichen tauchten auf dem grauen Metall auf.
"Du meintest doch, der Wolf wäre nicht aggressiv," wand Dimos skeptisch ein.
"Nicht ganz," entgegnete Alec, " Ich habe gesagt, dass er uns nicht angegriffen hat und auch sonst keinerlei aggressives Verhalten gezeigt hat. Dieser Wolf ist seit 7 Jahren hier und wir wissen nicht, was alles mit ihm gemacht wurde."
Dimos nickte nur und Elija murmelte leise: "Oder was er getan hat."
Alec sah ihn nur skeptisch an und blickte kurz zu mir. "Empath," erklärte ich ihm kurzgebunden und er nickte verstehend.

"Ich würde sagen, dass am Anfang nur Caleb und ich hinein gehen. Ich will ihm nicht zu viele Fremde auf einmal zumuten," erläuterte Alec seinen Plan und alle bis auf mich nickten.
"Ich würde Elija noch mit hinein nehmen. Er kann uns helfen den Wolf zu verstehen," wand ich ein und bekam ein zustimmendes Nicken aller Beteiligten.
"Der Rest kann von außen über die Kameras zuschauen," meinte Alec noch, bevor er den Zahlencode an der Tür eingab und diese öffnete, "Immer hinein in die Höhle des Löwen"

Elija P.o.V
Ich betrat mit Alec und Caleb den Raum, den ich bei näherer Betrachtung eher als grausame Folterzelle bezeichnen würde.
Überall waren Käfige, Ketten, bolzen an allen Wänden und Ecken und in der letzen Ecke des Raumes, genau gegenüber der Tür, war ein einzelner größerer Käfig, der ca. ⅙ des Raumes einnahm.

Das erste was mir entgegen kam, war der beißende, wenn auch alte, Geruch von Angst und Panik.
Was mich jedoch am meisten verstörte war die besondere Art der Angst.
Dies war nicht die Angst eines Wolfes, der vor einem Arzt oder einem fremden Alpha Angst hatte.
Es war die Angst um das eigene Leben.
Todesangst.
So stark wie ich sie noch nie gespürt hatte, bei keinem Wolf dem ich jemals geholfen hatte.

Mein Blick glitt durch den Raum. Mich störte gewaltig dass ich den Wolf den wir suchten nicht ausfindig machen konnte.
Ich wusste dass er hier war, aber ich konnte weder den Rang noch die aktuellen Gefühle des Wolfes spüren.

Nach etwas suchen, entdecke ich den schneeweißen zusammengekauerten Fellhaufen in der Ecke des Raumes.
Er zwei tiefschwarze Knopfaugen sahen aus diesem starr zu uns rüber.
Caleb? Linkte ich meinem Alpha.

"Ich weiß," meinte dieser nur.
Alec sah Mal wieder verwirrt zwischen uns beiden hin und her.
"Was ist mit ihm?," fragte der Jäger.
Ich seufzte: "der Wolf ist nicht mehr ansprechbar auf unserer Ebene. Er wird uns nicht verstehen und so auch euern Hinweis auf die offene Tür nicht verstanden haben. Er ist nicht er selbst."

"Wie meinst du das? Er ist nicht er selbst? Was soll das heißen?"

"Dass soll heißen, dass dieser Wolf keinen Lykanthrop hat, der den Körper führt, sondern nur- "
Caleb unterbrach mich.

"der innere Wolf"

Alone in the dark - Nachts stirbt man einsamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt