Kapitel 1.

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„Aufstehen! Es ist Zeit zum Wandern.“ Jacks Stimme riss mich aus meiner Traumwelt. „Mirja, komm schon, raus aus den Federn.“ Ich grummelte und stand auf. Jack stand bereits fertig angezogen vor mir. Seine hellbraunen Haare fielen ihm vor seine dunkelbraunen Augen. „Du bist ein Frühaufsteher. Erwarte nicht von einer Katze dasselbe, Kojote.“ „Katzen sind einfach faul, egal ob wild oder nicht.“ Ich holte aus, um ihn zu schlagen, aber da ich immer noch müde war, konnte er mir geschickt ausweichen. „Ab ins Bad mit dir“, lachte er. „Wir sehen uns beim Frühstück.“ Ich holte mir meine Klamotten und ging in den Waschraum. Um diese Uhrzeit schliefen die meisten noch. Aber da ich Jack versprochen hatte mit ihm Wandern zu gehen, hatte mein bester Freund mich um 7 Uhr morgens am Wochenende aus dem Bett gescheucht. Als ich fertig angezogen in den Speisesaal kam, saßen bereits ein paar Lehrer und Schüler an den Tischen. Ich holte mir an der Essensausgabe Brot und Käse. Dann setzte ich mich zu Jack und Acane (er heißt eigentlich Acanum, wie der Mayagott der Jagd). „Morgen, Mirja. Hat Jack dich auch aus dem Bett gescheucht?“ Ich nickte, in Acane hatte ich einen Verbündeten. „Katzen“, kam es genervt von Jack. Acanes goldene Augen funkelten belustigt. Als wir aufgegessen hatten, gingen wir unsere Sachen für den Ausflug packen. Kurz darauf trafen wir uns auf dem Innenhof. „Auf geht’s!“ „Aufgedreht wie eh und je. Jack, sie kann keine Katze sein. Wenn doch, will ich nicht so werden wie sie!“ „Armer, armer Acane.“ „Hey! Ihr seid beide gemein!“ Plötzlich hatte ich eine gute Idee. „Was hast du vor? Deine Augen machen mir Angst.“ Ich grinste Jack an, dann teilverwandelte ich meine Hand und legte sie ihm auf die Schulter. Ich ließ meine Freude in ihn hinein fließen. „Dat kann ich auch.“ Jack wirkte viel fröhlicher als zuvor. Er teilverwandelte ebenfalls seine Hand und legte sie mir auf die Schulter. Zur gleichen Zeit fühlte ich mich stärker. „Mirja, du weißt doch, dass du das nicht machen sollst. Er verhält sich danach so, als hätte er etwas genommen.“ „Keinen Stress, Acane. Ich habe alles unter Kontrolle.“ Ich grinste beide Jungs an. Acane verzog das Gesicht und Jack grinste blöd zurück. „Kommt, lasst den Ausflug beginnen!“
 
Nach ein paar Stunden im Wald wurde es Acane und Jack zu viel. Es lag sehr wahrscheinlich daran, dass beide keine einheimischen Tiere waren. „Sorry. Aber uns wird es zu viel. Wir gehen wieder zurück.“ „In Ordnung Jungs. Geht zurück zur Schule. Ich bleibe noch ein bisschen.“ Somit gingen die beiden und ich blieb im Wald. Als ich die Maus witterte, verwandelte ich mich sofort und schlich mich an. Dort saß sie und knabbert an einer Eichel, sie hatte mich noch nicht bemerkt. Dann sprang ich ab, meine Zähne gruben sich in die Maus. Ein Knacken verriet, dass das Genick der Maus gebrochen war. Im Stillen dankte ich der Maus für ihr Opfer. Dann verschlang ich die Maus. Es war schon etwas länger her, dass ich frisches Fleisch gefressen hatte. Plötzlich sah ich, dass meine Pfoten vom Blut der Maus rot waren. Panik wallte in mir hoch. Das ist nicht dein Blut. Redete ich mir ein. Nicht dein Blut! Mir gelang es, meine Panik abzuschütteln, trotzdem ging ich zu meinen Klamotten und verwandelte mich wieder zurück und zog mich an. Ich wanderte den Waldweg entlang. Als mir eine braune Haarsträhne ins Gesicht fiel, seufzte ich. Eine Verwandlung lässt alle Haarbänder und Spangen herausfallen. Und die Frisur war hin. Das hasste ich fast so sehr wie die Tatsache, dass einem bei jeder Verwandlung die Klamotten vom Leib fielen. Plötzlich knackte ein Ast hinter mir und ich wirbelte herum. Dort stand ein alter Mann, sein langer weißer Bart und die genauso langen weißen Haare erinnerten mich an Dumbledore. Er strahlte etwas aus, dass ich nicht beurteilen konnte. Ich war mir nicht mal sicher, ob er ein Wandler war. „Wer sind sie?“ „Das tut hier nichts zur Sache. Du bist die Auserwählte für diese Aufgabe. Merk dir eines: Die Macht ist mit dir und du bist eins mit der Macht. Und du fürchtest nichts, denn alles ist, wie die Macht es verfügt. Gebe nie die Hoffnung auf, Stern der Meeres! Denn Hoffnung ist dein wichtigster Begleiter auf deiner Reise!“
 

Eine Katze auf KaminoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt