Kapitel 27

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Der König verfolgte mich mit meinem Blick. Ich hatte mich schnell abgewendet und konnte nur noch hoffen, dass er mich nicht erkannt hatte. Noch reagierte er nicht und so konnte ich schnell in der Küche verschwinden.
Schnell stellte ich das Geschier an die Seite und reihte mich erneut in die Reihe ein. Bereits jetzt graulte es mich davor, erneut an der Reihe zu sein. Unauffällig ließ ich meinen Blick durch den Raum und über die abeitenden Menschen fallen. Nur ein Bruchteil der hier versammelten Bediensteten hatte sich in die Reihe gestellt. Der Rest kochte oder bereitete den nächsten Gang vor. Andere trugen allerlei Nahrungsmittel durch die Gegend, die gerade entweder neu angekommen waren, oder gebraucht wurden. Doch alles schien geordnet und für mich ergab sich keine Lücke, um die Reihe zu verlassen.
Noch mehrere Male war ich an der Reihe und jedes einzelne Mal war eine Qual. Ich traute mich nicht mehr, den König anzusehen, aber ich spürte stets seinen Blick auf mir.
Wahrscheinlich dauerte das nicht einmal eine Stunde, doch es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit. Als der König mit seinen Gästen gegangen war, räumten wir alles beisammen und ich wurde wieder zum Abtrocknen eingeteilt. Der restliche Stapel stand noch immer da und zusätzlich wurde dieser jetzt noch deutlich größer. Mir entwich ein Schnaufen, als ich das sah.
Doch es dauerte keine zehn Minuten, dann betraten Wachen den Raum und mir war sofort klar, wonach sie suchten. Ohne ein Wort zu sagen blieben zwei von ihnen an der Tür stehen, während die anderen Stück für Stück die Diener aufhielten, um sie mit einem Foto zu vergleichen. Um sie mit meinem Foto zu vergleichen. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich musste hier dringend weg.
Mit gesenktem Kopf trug ich einen kleinen Geschierstapel durch die Menge. Wenn ich einfach wegrennen würde, hätte ich keine Chance mehr unentdeckt zu bleiben. Ich wählte meinen Weg bewusst so, dass ich in Richtung der nun geschlossenen Tür zum Speisesaal ging. Dieses Zimmer hatte noch eine zweite Tür und so konnte ich hier abhauen, ohne an den Wachen vorbei zu müssen. Gerade hatte ich die Tür erreicht und stellte die Teller beiseite, als die Wachen bereits den halben Raum durchquert hatten. Ich musste mich dringend beeilen. Meine Finger griffen nach dem Türknauf und öffneten die Tür. Ein leises Quitschen erklang und alle Köpfen wandten sich mir zu. Diese doofe Tür, war das einziege, was mir noch durch den Kopf ging, als ich auch schon durch den Spalt huschte und die Tür hinter mit schloss. Jetzt gab es keine Zeit mehr zum überlegen oder vorsichtig sein. Ich sprintete zur gegenüberliegenden Tür und riss sie auf. Im selben Moment kamen die Wachen durch die Tür, die zur Küche führte. Mein Flüchten musste eine Panik ausgelösst haben. Gut so, dann hatte ich es ein wenig einfacher. Ich kam schließlich leichter durchs Gedränge, also eine Gruppe Wachleute.
Als ich in den Gang hastete, wusste ich sofort, wo ich war. Ich befand mich in einem der Hauptgänge des Schlosses, nur leider waren hier auch die meissten Wachen unterwegs. Hinter mir hörte ich bereits schnelle Schritte und so mischte ich mich kurzerhand in die Dienerschaar, die gerade vorbei kam.
Ich wusste genau, wo ich hinwollte und so nahm ich keine Rücksicht auf die Umstehenden und rannte den Gang hinunter. Es war schwierig innerhalb des Schlosses nicht gefasst zu werden und der einziege Ort, den ich hier kannte, der diese Gefahr nicht bot, war der Schlossgarten. Dort hatte ich vielleicht auch die größte Chance den König ohne Wachen und von sicherer Entfernung aus anzusprechen. Zumindestens musste ich es hoffen.
Noch immer hörte ich die Rufe der Wachen hinter mir, doch inzwischen wurden sie immer leiser. Meine Hoffnung entfachte stärker und ließ mich noch schneller rennen. Ich ignorierte die Seitenstiche und meinen hecktischen Atem und konzentrierte mich nur auf mein Ziel. Ich musste hier raus und zwar schnell.
Als ich an einer Gabelung ankam wollte ich eigentlich rechts abbiegen, um auf direktem Weg in den Schlossgarten zu laufen, doch von dort aus kamen mir weitere Wachleute entgegen, die mich entdeckt hatten und so entschied ich mich, weiter geradeaus zu rennen.
Inzwischen kannte ich die Gänge nicht mehr und konnte nur hoffen, dass es von hier überhaupt noch einen Weg in den Schlossgarten geben würde. Die ersten Wachen, die mich verfolgt hatten, waren anderen gewichen und so war meine Ausdauer nun deutlich im Nachteil. Nur noch ein kleines Stück, nur noch etwas weiter, versuchte ich mir einzureden, doch meine Kraft fing an zu schwinden. Inzwischen tanzten mir schwarze Punkte vor den Augen, während ich panisch versuchte, den richtigen Weg zu finden.

Alisa - kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt