Jenseits der Schatten - Teil 1 | Kapitel 5 Noel

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Nachdem wir die anderen wieder gefunden hatten, machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel. Ich wünschte allerdings ich wäre nicht in dieses Auto gestiegen, da dieser Idiot von Nathan mir die ganze Zeit Vorwürfe machte, was mit Amelie alles hätte geschehen können. Das es allerdings nur passiert war, weil ich sie vor dem Geist schützen wollte, ließ er natürlich komplett weg. Überraschenderweise schaffte ich es allerdings ruhig zu bleiben und ihn nicht auf der Stelle zu töten. Solange, bis wir im Motel angekommen und in mein Zimmer gegangen waren.

"Ihr hätte alles passieren können. Was wenn sie gegen die Wand geflogen wäre? Sie hätte sich das Genick brechen können! Schließlich wiegt sich nicht mal die Hälfte von dir!"

"Wenn du nicht aufpasst breche ich dir gleich das Genick, wenn ich dich aus meinem Zimmer werfe.", knurrte ich zurück.

Danach setzte ich mich neben Zion, der gerade den Laptop für die Recherche startete. Ihn mochte ich, vielleicht weil er wusste, wann er die Klappe zu halten hatte.

"Es reicht Nate!", mischte sich endlich Amelie ein und sprang mir damit ein wenig zur Seite. Kurz sah ich zu ihr, konzentrierte mich dann jedoch sofort auf den Bildschirm. Ich durfte sie auf keinen Fall anstarren. Sie war ein Mensch, ich ein Dämon. Ich durfte mich also nicht immer auf Amelie konzentrieren.

Während sie nun mit Nathan sprach wandte ich mich deshalb der Suchmaschiene im Internet zu.

"Kannst du mal das Haus im Zusammenhang mit Todesfällen eingeben? Vielleicht haben wir Glück und schaffen es ohne Polizeiakte etwas herauszufinden.", sagte ich zu dem Mann neben mir. Der begann kurz darauf auch schon etwas zu tippen, ehe er triumphierend zu grinsen begann.

„Bingo. Hier ist doch was. Vor ziemlich genau zwanzig Jahren ist ein Mann angeblich durchgedreht und hat seine zwei Kinder und die Frau bei lebendigem Leib zerstückelt. Danach hat er sich selber erhängt.", erklärte er.

„Nett. Da will man doch gleich selber eine Familie.", sagte Amelie und wieder schielte ich zu ihr, ehe ich mich zwang zurück auf den Bildschirm zu blicken.

"Das ist unser Mann.", sagte ich, als ich das Bild betrachtete. "Steht da, was mit den Leichen passiert ist?"

Sofort begann Zion wieder zu tippen und wurde erneut fündig.

„Ein mittlerweile still gelegter Friedhof am Stadtrand. War wohl mal ein Waldbrand, der so gut wie alles zerstört hat... na ja unseren Geist wohl nicht."

"Dann mal los.", sagte ich, ehe mit Amelies Verletzung wieder einfiel. "Wie geht es deiner Hand?"

„Geht so.", antwortete sie, doch in ihrem Gesicht konnte ich den Schmerz ablesen.

„Vielleicht sollte sie hier bleiben?", fragte ich deshalb und wand mich an Nathan. Wenn sie nicht kämpfen kann und sich verletzt, kann ich mir nur wieder deine Dauerschleife anhören." Und dann würde ich ihn vor aller Augen in Stücke reißen.

„Sie, ist auch hier Noel. Ich kann kämpfen!", beschwerte sich Amelie sofort und funkelte uns der Reihe nach an. „Ich brauch nur einen richtigen Verband. Wenn ihr also die Güte habt für fünf Minuten nicht zu versuchen, euch gegenseitig die Schädel einzuschlagen?"

„Wir sollten ihn schienen. Ein Verband ist viel zu wenig.", sagte ich und ging dann zum Koffer um darin herum zu kramen. Er stellte sich wieder einmal als wahre Fundgrube heraus, da ich tatsächlich Gipsverband fand.

„Na wer sagt es denn, ich wusste doch, ich hab noch etwas übrig.", log ich und kam dann auf sie zu. „Streck deine Hand bitte aus und halte sie in der Weise, die dir angenehm erscheint."

Amelie kam meiner Aufforderung nach, während ich den Verband auf eine geeignete Länge mit Taschenmesserkürzte und dann etwas Wasser aus der Flasche darüber goss. Anschließend wickelte ich ihn vorsichtig um ihren Arm.

„Jetzt dauert es kurz, dann ist er trocken.", sagte ich und verstaute anschließend mein Zeug.

Vielleicht war ich ein Dämon und vielleicht kam ich eigentlich aus der Hölle, doch ich wandelte lange genug auf der Erde um zu wissen, wie so etwas funktionierte. Wieso ich es jedoch tat, das wusste ich nicht.

„Danke.", murmelte sie und wurde ein wenig rot, was mich lächeln ließ. Bis ich dem Blick von Nathan begegnete.

„Ich habe noch etwas übrig, für deinen Mund würde es reichen, als spar es dir.", warnte ich ihn sofort und sein Mund klappte wieder zu, wodurch ich grinsen musste. Auch Amelie verzog ihre Lippen zu einem Grinsen und sogar die Mundwinkel von Zion zuckten, während Nathan nur brummte.

„Was hast du denn sonst noch so in deinem Wunderkoffer?", fragte er nach ein paar Sekunden. Hatte er schon einmal etwas von Privatsphäre gehört? Scheinbar nicht.

„Unterwäsche, frische Socken, Nähzeug. Irgendwo müsste ein Holzpflock liegen. Ach ja, ich glaube ich habe noch alte Pornohefte von meinem Bruder, vielleicht willst du dir mal eins ausleihen?", erwiderte ich und band mir dann das Magazin mit dem Steinsalz um.

„Dein Bruder? War er auch Jäger?", fragte Amelie sofort. Verdammt.

Ich selbst hatte nur eine Schwester, und sie war ebenfalls ein Dämon. Damals war es beinahe lustig sie zwei Menschenjahre nach mir in der Hölle anzutreffen. Das war jedoch ebenfalls schon hunderte von Jahren her und auch auf der Erde habe ich schon lange nicht mehr angetroffen. Einen Bruder jedoch gab es nicht, nur diesen Ian.

„Ja.", antwortete ich nur und schulterte dann mein Gewehr. „Brechen wir auf?"

„Was ist mit ihm? Also, deinem Bruder?", fragte Nathan anstatt sich endlich in Bewegung zu setzten und innerlich fluchte ich laut auf.

„Er ist nicht hier, oder? Ich jage allein. Mehr möchte ich nicht sagen.", antwortete ich nur. „Und entweder ihr kommt jetzt mit, oder ich verbrenne die Überreste allein. Wir wissen nicht, ob der Geist an das Haus gebunden ist, er könnte also jederzeit raus und jemanden töten."

„Dann lasst uns gehen.", sagte Zion endlich und bestätigte damit wieder seinen Rang als Liebling von den beiden.

Wir schnappten unsere Waffen und gingen nach draußen, wobei wir wieder ihren Wagen nahmen. Mir jedoch war es egal. Ich wollte nur noch diesen dämlichen Geist töten, damit ich mich endlich meiner eigentlichen Aufgaben widmen konnte. Es durfte nicht passieren, dass ich mich noch länger ablenken ließ. Ich hatte eh schon viel zu viel Zeit vergeudet.


Jenseits der Schatten - Teil 1Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ