Jenseits der Schatten - Teil 1 | Kapitel 11 Noel

125 15 0
                                    

Der Kuss war schön, auch wenn wir ihn wieder viel zu früh beendeten. Aber es verwirrte uns beide einfach zu sehr. Trotzdem konnten wir uns nicht wirklich voneinander lösen, weshalb wir beide unter die Laken gekrochen waren und ich sie dort aus einem Bedürfnis heraus in den Armen hielt. So war sie eingeschlafen, während ich hellwach die ganze Nacht darüber nachdachte, ob der Körper vielleicht einen Weichling aus mir machte. Doch die meiste Zeit hatte ich damit verbracht sie beim Schlafen zu beobachten. Solange, bis sie kurz nach den ersten Sonnenstrahlen die Augen wieder öffnete.
Sie blinzelte ein paar Mal und ich konnte nicht anders als in ihre Augen zu blicken. Sie waren wunderschön und brachten mein Herz zum Rasen.
"Morgen.", flüsterte sie.
"Morgen.", erwiderte ich und konnte nicht anders als zu lächeln. Ich genoss es einfach hier zu liegen, mit ihr in meinen Armen. Diese Tatsache war immer noch unglaublich und alles andere als gut für mich, doch wenn sie bei mir war konnte ich es die meiste verdrängen.
Lange war es uns jedoch nicht vergönnt einfach nur dazuliegen, da sich Amelies Handy meldete und eine Nachricht verkündete. Sie seufzte und tastete danach, ehe sie zu lesen begann.
"Sie sind gerade weitergefahren und wenn ich nicht in den nächsten Minuten zurück schreibe kommen sie hier her um dich umzubringen.", verkündete sie anschließend.
"Man muss ihn einfach lieben.", brummelte ich, da ich mir sicher war, dass Nathan die Nachricht geschrieben hatte, und stand dann auf.
„Sie wollen mich nur beschützen. Nathan scheint manchmal nicht zu verstehen, dass ich mittlerweile auch erwachsen bin und steckt Zion damit an.", versuchte sie die Situation ein wenig zu erklären, doch es brachte nicht wirklich etwas. Mit menschlichem Denken kannte ich mich nicht wirklich aus, beziehungsweise wusste ich nicht mehr, wie sich Sorge um jemanden anfühlte. Ironischerweise war es jedoch genau der Grund gewesen, weshalb ich eigentlich gestorben war.
"Ja. Es ist ja schön wenn man jemanden hat, der sich um einen sorgt.", sagte ich nachdenklich, ehe ich kurz den Kopf schüttelte.
"Ich würde gerne duschen, bevor wir weiter fahren. Falls du noch vorher ins Bad möchtest, wäre jetzt die beste Gelegenheit."
"Geh nur. Ich geh nach dir schnell.", sagte sie, weshalb ich auch schon ins Badezimmer verschwand. Ich duschte schnell und verarztete meine mittlerweile Scheinwunde, ehe ich wieder zu ihr zurückging. Danach wechselten wir und sie ging ins Bad, während ich unsere Sachen bereits ins Auto lud und dann auf dem Bett auf sie wartete. "Bist du bereit?", fragte sie mich lächelnd, als sie wieder kan. "Jap. Lass uns einen Djinn jagen.", sagte ich und lächelte ebenfalls kurz, ehe wir den Schlüssel zurück gaben und uns dann auf den Weg machten. Dieses Mal kam mir die Fahrt überhaupt nicht lange vor, was vielleicht daran lag, dass wir mehr miteinander redeten. Zwar gab es immer wieder Momente in denen wir beide nachdenklich wurden, doch das schienen wir einfach zu brauchen. Als es erneut Abend wurde steuerten wir wieder ein Motel an, eines in Green Valley, wo die anderen beiden bereits auf und warteten. Ich konnte nicht leugnen, dass das meine Laune ein wenig trübte. Nur mit ihr allein zu sein war bedeutend besser.
"Da seid ihr ja.", sagte Nathan und überprüfte Amelie sofort, was mich die Augen verdrehen ließ. "Sogar brav in einem Stück.", sagte Amelie.
"Müssten sogar noch alle Haare dran sein.", ergänzte ich noch, ehe ich mich mal wieder mit Koffer ausladen beschäftigte.
"Wie lange seit ihr schon hier?", fragte Amelie, bemüht ein Gespräch in Gang zu bringen.
"Circa zwei Stunden oder so.", antwortete überraschenderweise Zion.
"Was habt ihr zwei so lange getrieben?", wollte Nathan wissen und ich spürte, wie er mich fixierte.
"Geduscht, geschlafen, gegessen. Vermutlich dasselbe wie ihr, nur scheinbar etwas langsamer.", antwortete ich und schloss dann meinen Wagen ab. Ich war soweit.
„Habt ihr etwas heraus gefunden?", ließ Amelie nicht locker.
„Wir wissen das Gebäude, wo die Menschen gefunden wurden. Einer hatte noch gelebt, jedoch ist er nicht wirklich ansprechbar.", sagte Zion.
„Sicher, dass es ein Djinn ist?", fragte Amelie, ehe ich es tun konnte.
„Ziemlich.", bestätigte Nathan und reichte Amelie einen blutgetränkten Silberdolch. Die tödliche Waffe im Kampf gegen einen Djinn.
„Sicher dass es deiner ist Zion?", fragte Amelie weiter.
„Ist wie damals. Er sucht sich immer verliebte Paare aus."
„Es ist Vorsicht angesagt.", wies mich Nathan, ganz auf Klugscheißer, an.
„Dieser Djinn geht immer gleich vor. Vier Paare. Erst dann zieht er weiter. Scheint ein Tick zu sein oder ähnliches. Es ist ihm egal ob er, wie hier, auffällt zwischen drin oder nicht. Er wird noch da sein. Drei Paare hat er schon, wobei der eine Mann überlebt hat. Das heißt er ist nicht nur vollgesogen bis oben hin, sondern auch..."
„...sauer, dass man sein Ritual unterbrochen hat.", vollendete Amelie.
"Nun, dann liefern wir ihm ein verliebtes Pärchen und locken ihn damit in die Falle. Wir sind ihm überlegen und können, im Gegensatz zu den anderen Pärchen, kämpfen.", überlegte ich laut.
"Wir liefern ihm ein was?", fragte Amelie und sah mich fragend an.
"Ein Pärchen. Wir haben dich. Und Nathan. So könnten wir ihn in eine Falle locken.", fuhr ich fort. Ich hatte Nathan gesagt, obwohl ich es lieber selber tun wollte. Doch er sah mich mit einem Blick an, der außer seinen Namen keinen anderen duldete, außer ich wollte sterben. Da dies unweigerlich zu der Offenbarung meiner wahren Identität geführt hatte, entschloss ich mich dagegen.
"Oh. Und wie machen wir dann den Djinn auf uns aufmerksam?", hakte Amelie nach.
"Ihr geht verliebt in der Nähe des Gebäudes spazieren. Er muss euch einfach bemerken.", erwiderte ich und starrte auf meine Hände.
"Dann bringen wir es hinter uns.", meinte Nathan und freute sich viel zu sehr.
"Damit das klar ist. Ich bring den Kerl um.", erinnerte uns Zion und niemand hatte etwas dagegen einzuwenden. Es würde seine Rache werden.

Jenseits der Schatten - Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt