Kapitel 13

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Schweigend beobachte ich meine Mama, während sie die Karte liest, und wische mir immer wieder die Tränen aus meinem Gesicht.
Erschrocken hält sich meine Mama eine Hand vor ihren Mund und beginnt ebenfalls zu weinen. Meine Schwester sieht uns fragend an. "Könnt ihr mir mal sagen, was hier los ist?"
Nachdem ich mich soweit wieder beruhigt habe, erzähle ich ihr von dem Päckchen und der Karte darin. Der Blick meiner Schwester verfinstert sich zunehmend.

"Auf keinen Fall will ich ihn treffen! Der kann mir gestohlen bleiben! Willst du mir etwa weismachen, dass er erst nach sieben Jahren einen Job hat und sich damit erst traut sich bei uns zu melden? Auf so einen Vater kann ich verzichten!"
Wütend rauscht sie ab in ihr Zimmer und schlägt die Tür hinter sich zu.

"Sie wird sich schon wieder beruhigen.", flüstert meine Mama mit brüchiger Stimme und ich nehme sie fest in meinen Arm.
"Eomma... Willst du ihn treffen? Willst du ihn nach all der langen Zeit sehen?", will ich von ihr wissen. Meine eigenen Gefühle fahren Achterbahn und ich weiß gerade gar nicht, was ich denken soll und was ich von dem Treffen halten soll.
Doch meine Mama nickt entschlossen. "Ye. Ich denke schon, dass wir ihm die Gelegenheit geben sollten sich zu erklären. Aish, immer dieser männliche Stolz!", flucht sie und schlägt mit der Hand gegen die Wand.
Erneut nehme ich sie in den Arm und halte sie noch fester, als ich merke, dass sie wieder angefangen hat zu weinen.
"Ye, Eomma. Dann werden wir ihn treffen. Nari werde ich schon davon überzeugen, dass sie mitkommt."
Mama nickt nur leicht und wischt sich die Tränen vom Gesicht. "Nach so langer Zeit endlich was von ihm zu hören. Ich dachte schon, mein Herz bleibt jeden Moment stehen!", seufzt sie und lächelt schief.
"Eomma? Liebst du Appa noch?", wage ich die Frage zu stellen.
Mama sieht mich völlig überrascht an und nickt jedoch. "Ye. Von ganzem Herzen. Und ich vermisse ihn sehr, Seri."
Verstehend nicke ich. "Dann sollten wir ihn auf jeden Fall treffen. Ich schau mal nach Nari. Ruh du dich aus, Eomma."

Vor Naris Zimmertür bleibe ich für einen Moment zögernd stehen. Von innen kann ich ein Schluchzen vernehmen.
Nari scheint zu weinen. Zaghaft klopfe ich an die Tür und trete ein.
Meine kleine Schwester liegt ausgestreckt auf dem Bett, das Gesicht nach unten auf ihre kleinen Ärmchen gelegt.
Sie schluchzt herzergreifend und ich setze mich rasch zu ihr aufs Bett und streichel ihr beruhigend über den Rücken.
Als Nari merkt, dass ich es bin, richtet sie sich hastig auf und wirft sich mir um den Hals. Dort weint sie noch heftiger und ich spüre deutlich, wie mein T-Shirt immer nasser wird. Doch das ist mir egal. Was jetzt wirklich zählt, ist meine Schwester und dass ich sie beruhigen kann.

Fest umarme ich sie und warte geduldig, bis sie sich einigermaßen beruhigt hat.
Lächelnd drücke ich sie ein wenig von mir weg und ziehe ihr Gesicht zu mir hoch damit sie mich ansieht.
"Ein ganz schöner Schreck nach all den Jahren etwas von Appa zu hören, was?"
Nari nickt stumm und neue Tränen füllen die Augen, die ich ihr liebevoll wegwische, bevor sie wieder quer über ihr Gesicht laufen können.
"Du hast ihn leider noch nie kennenlernen können, aber Appa ist wirklich ein gutherziger Mann. Er sorgt sich sehr um uns. Genau deshalb war er so lange auf der Suche nach einem guten Job, damit er uns was bieten kann.", fange ich an zu erklären.
Naris Miene verfinstert sich erneut. "Ich brauche keinen Papa, der einen Job hat, sondern einen, der für mich da ist und mit mir spielt und mich tröstet, wenn es mir nicht gut geht."
Seufzend richte ich meinen Blick an die Zimmerdecke. Ich kann sie ja nur zu gut verstehen. Papa hat sieben Jahre von uns verpasst. Er hat Naris gesamtes Leben bis hierher verpasst. Die ersten Worte, die ersten Schritte, ihre Einschulung... einfach alles! Auch meine Schulabschlussfeier hat er verpasst. Während andere Töchter von ihren Vätern stolz zu ihren Plätzen gebracht worden sind, musste ich alleine über den Teppich schreiten und mitleidige Blicke auffangen.

"Eonni?", unterbricht Nari meine Gedanken.
"Hmmm?" Gespannt wende ich mich ihr wieder zu.
"Werdet ihr zu dem Treffen hingehen, du und Mama?", fragt sie und richtet ihren Blick an sich herunter, während sie verlegen mit ihren kleinen Fingerchen spielt.
Lächelnd betrachte ich sie. "Ja. Mama möchte ihn auf jeden Fall treffen und ihm die Gelegenheit dazu geben, dass er uns alles erklärt. Außerdem hat sie mir gestanden, dass sie ihn immer noch sehr liebt und ihn ganz doll vermisst."
Nun lächelt auch Nari wieder etwas. "Okay, wenn ihr beide auch geht, dann komme ich mit."
"Natürlich kommst du mit.", entgegne ich sanft. "Er ist immer noch dein Papa und du sollst ihn endlich kennenlernen."
Mit großen Augen sieht Nari zu mir auf. "Danke, Eonni. Ich hab dich lieb."
"Ich dich auch. Nun mach dich schnell bettfertig. Es ist schon spät und du solltest schlafen gehen. Morgen feiern wir dann schön, ja?"
Nari nickt und steht sofort auf, um sich im Bad bettfertig zu machen.

Lächelnd ziehe ich Naris Zimmertür hinter mir zu, als sie wenig später endlich eingeschlafen ist. So anstrengend wie kleine Geschwister auch sein können, aber ich liebe Nari sehr.

Do you love the Bangtan Style? Pt.3 - Taehyung-FFOnde histórias criam vida. Descubra agora