Revenge

Kein leichter Tag

„Miss Henderson!" Mia riss den Kopf hoch und starrte ihren Professor an. „Ja?" „Kommen Sie nach der Vorlesung bitte zu mir", sagte der alte Mann und führte seine Vorlesung fort. Mia schaute beschämt auf ihre Hände und versuchte sich zu konzentrieren. War sie wirklich eingeschlafen? Doofe Frage, natürlich war sie das. Sie konnte zu Hause nur drei weitere Folgen von 'The Vampire Diaries' gucken, aber schon deswegen ist sie heute Morgen fast zu spät gekommen. Dann ist sei noch bei ihrem Lieblingsprofessor eingeschlafen...toller Start in den Tag. Als die Vorlesung endete, liefen alle Studenten raus und Mia ging langsam zum Pult. „Miss Henderson, was ist denn heute nur los mit Ihnen? So kenne ich Sie ja gar nicht. Klar, jeder hat mal einen schlechten Tag, aber zuerst sind Sie zu spät gekommen, -" „Fast", dachte sich Mia, „dann schlafen Sie während der Vorlesung! Ich bin sprachlos, so etwas kenne ich nicht...nicht von Ihnen. Schauen Sie zu, dass es nur dieses Mal war." Damit ließ er das Mädchen gehen und Mia steuerte in die Mensa zu. Sie wusste, dass sie ihrem Professor die Sache mit Ella anvertrauen konnte, doch sie brachte es nicht über sich, darüber zu reden. Außerdem wollte sie kein Mitleid. In der Mensa angekommen, nahm sie sich ein Tablett und schaute über das Menü. Es gab Pizza?! Pizza gab es nie! Schnell rannte Mia zur älteren Köchin, die sie schon angrinste. „Lass mich raten, Liebes. Pizza?" Diese nickte eifrig und bekam zwei große Pizzastücke. Mia bedankte sich und hielt Ausschau nach einem freien Platz. Als sie diesen bei zwei Jungs fand, lief sie hin. „Entschuldigung, ist hier besetzt?", fragte sie schüchtern. Die zwei Jungs sahen auf und schüttelten lächelnd die Köpfe. „Setz dich", sagte der eine und Mia gehorchte. Beide sahen aus, als kämen sie aus dem Süden. „Ich heiße übrigens Matteo und das ist Javier", stellte sich Matteo vor. Er hatte braune Haare, braune Augen und seine Haut war ebenfalls etwas dunkler. Javier sah so ähnlich aus: schwarze Haare, braune Augen und die Haut ebenfalls dunkler. „Ich bin Mia", stellte sich das Mädchen lächelnd vor. „Ein schöner Name für ein schönes Mädchen", grinste Javier und Mia spürte, wie sich ihr Gesicht rot färbte. „Javier, Klappe. Du bringst das arme Mädchen in Verlegenheit", sagte Matteo ernst, doch seine Augen zeigten, dass er nur Spaß machte. Die drei redeten eine Weile und Mia fand raus, dass die fast jede Vorlesung gemeinsam hatten. „Wieso hab ich euch noch nie gesehen?", fragte sie verwirrt. „Mal ganz ehrlich, sei mir nicht böse, aber du guckst kaum umher wenn du reinkommst", lachte Javier. „Das ist doch nicht wahr!", entgegnete diese. „Oh doch. Wir haben dich schon am ersten Tag gesehen, aber du warst viel zu sehr in den Vorlesungen vertieft, dass du gar nichts wahrgenommen hast. War schon süß zu beobachten, wie du alles ganz eifrig mitgeschrieben hattest", lachte Matteo und die Röte stieg Mia wieder ins Gesicht. „Du wirst ganz schön oft rot, weißt du das?", meinte Matteo und Mia versteckte ihr Gesicht in ihren Händen. „Nein, das war doch nicht böse gemeint!" „Na toll, Bruderherz. Hast du toll hinbekommen. Jetzt ist sie noch verlegener und hasst uns", motzte Javier und ich lachte. „Ich hasse euch nicht. Ihr macht mich nur verlegen." „Das sieht aber süß aus wenn du rot wirst", murmelte Matteo leise und Javier grinste seinen Bruder an. „Lasst uns gehen, die Vorlesung fängt gleich an." Gerade als die drei aufstanden, sah Mia auf den Fernseher, der in der oberen Ecke der Mensa hing, und ihr stockte der Atem. Auf dem Bildschirm sah man eine erste Klasse und in der Mitte stand...Ella. Die Kinder sahen verängstigt in die Kamera. „Es wurden zwei Kinderleichen gefunden, die allerdings noch nicht identifiziert wurden, und die Polizei teilte mit, dass der Rest noch mit den Mördern ist. Es ist bis jetzt unklar, wo sie sich aufhalten, doch die Leichen wurden im Themse gefunden. Falls Sie mögliche Hinweise finden, auf die Mörder oder Kinder, teilen Sie es bitte unverzüglich der Polizei mit. Die Nummer ist unten eingeblendet." Erst als das Bild verschwunden war, konnte Mia ihren Blick vom Bildschirm abwenden. Sie kämpfte mit den Tränen und plötzlich spürte sie eine warme Hand auf ihrer Schulter. „Kennst du eines der Kinder?", fragte Matteo sanft. „Ja", schluchzte sie. Sie drehte sich um und sah den jungen Mann, der sie traurig ansah, in die Augen bevor sie weitersprach. „Meine kleine Schwester."