26. Die unrealistische Realität

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Ich dachte ich würde an Ort und Stelle umkippen, sobald ich jedes einzelne seiner Worte gehört hatte.
Ich schaute ihn ungläubig an, denn ich dachte ich hätte mich verhört.
Es dauerte einige Sekunden bis mich eine Welle von unglaublichen Gefühlen überrollte.

Ich stieß mich vom Schreibtisch auf und sprang auf.
Tränen liefen meine Wangen herunter, als ich aufgelöst fragte:
,,E-er lebt...?"

Der Polizist ließ keine spannende Pause, sondern antwortete sofort: ,,Ja, er hat überlebt."
Meine Sicht verschwamm und ich merkte wie meine Beine ihre Kraft verloren.
Er lebte?
Ungläubig und irgendwie betäubt sank ich auf die Knie.
Mr. Parker sprang sofort auf und kam um den Schreibtisch herum auf mich zu.
Er kniete sich neben mich auf den Boden, doch ich bekam es kaum mit.
Ich schluchzte und weinte nur noch, denn irgendwie war es so unrealistisch...
Als ich einigermaßen meine Worte wieder gefunden hatte, fragte ich: ,,Kann ich ihn sehen?"

Noch nie hatte ich in meinem Leben so viel gleichzeitig gefühlt.
Noch nie hatte ich so viele unterschiedliche Gedanken gehabt, die doch irgendwie alle gleich waren.
Sie rasten in meinem Kopf herum und ich fühlte mich als würde ich träumen.
So unrealistisch war das alles irgendwie...

,,Ja natürlich. Wir können Sie zum ihm bringen", sagte Mr. Parker ruhig, ,,Die Befragung können wir später noch machen. Außerdem glaube ich, dass es auch für Ihre Gesundheit besser wäre, wenn wir Sie ins Krankenhaus bringen.
Aber was hatten sie noch zu Mrs. Freya erwähnt?"
Meine Augen weiteten sich und Panik überkam mich ein weiteres Mal an diesem Tag.

,,Dona! Sie müssen sie retten bitte...", schluchzte ich und krallte mich fast schon in den Arm des Polizisten neben mir.
,,Wo ist Dona denn? Und vor was sollen wir sie retten?", fragte er ruhig und ich merkte wie aufgelöst meine Antworten geklungen haben mussten.
,,Dona könnte umgebracht werden! Wahrscheinlich ist sie noch in dem Haus im Wald. Ich weiß nicht genau wo es steht, aber Sie können die zwei fragen, die mich hierher gebracht haben. Es muss irgendwo in der Nähe der Stelle an der sie mich gefunden haben, sein.
Ich weiß es nicht. Es tut mir so Leid..."
Meine Worte waren nicht mehr als ein wirres Schluchzen, dennoch wusste ich, dass er mich mehr oder weniger verstanden haben musste.

Er griff zu seinem Funkgerät und sagte etwas auf der fremden Sprache. Das einzige, was ich verstand, war Donas Name gewesen.
,,Können Sie aufstehen?", fragte er und ich nickte weggetreten.
Er half mir hoch und ich stützte mich schwach auf ihm ab.
Ich humpelte neben ihm aus dem Büro heraus, als ich einige Sirenen der Polizeiautos hörte.
Die beiden Leute waren nicht mehr im Vorraum und auch die Anzahl der Polizisten hatte sich sehr vermindert.

Wir humpelten aus der Polizeistation heraus auf eines der Polizeiautos zu.
,,Was ist mit deinem Knöchel passiert?", fragte Mr. Parker fast schon einfühlsam.
,,Ich bin gestolpert... Wahrscheinlich ist er gebrochen", murmelte ich, als er mir die Beifahrertür aufhielt.
Danach stieg er ebenfalls ein und wenig später fuhr er aus der Ausfahrt heraus.

,,Dann fahren wir jetzt erstmal zum Krankenhaus", sagte er und ich nickte schwach.
Ich lehnte meinen Kopf erschöpft gegen die Autoscheibe und blickte hinaus.
Was in den letzten Minuten passiert war, konnte ich einfach nicht glauben...

,,Louis lebt", flüsterte ich mehr zu mir selbst und fing dann an zu weinen, weil ich all das einfach nicht fassen konnte.
,,Ja er lebt", bestätigte Mr. Parker ruhig, ,,und du kannst ihn gleich wieder vorsichtig in deine Arme schließen."
Dieser Gedanke war zu diesem Zeitpunkt so unglaublich unrealistisch gewesen...
Tausende Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, doch sie alle wurden von dem Fakt verdrängt, dass ich Louis wiedersehen würde.

Ich drehte mich vom Fenster weg und schaute Mr. Parker kurz an, ehe ich mit zitternder Stimme flüsterte: ,,Es war so schrecklich..."
Mr. Parker wendete seinen Blick zwar nicht von der Straße ab, aber gab mir trotzdem eine Antwort, die mir irgendwie Mut schenkte:
,,Bald kannst du uns alles erzählen und dann sorgen wir dafür, dass alles wieder gut wird..."

Ich schluckte schwer, nickte aber tapfer und fasst schon ein wenig selbstsicher.
Ich hatte es jetzt soweit geschafft, da würde ich das letzte Stück auch noch schaffen...
,,Du bist unglaublich stark", sagte Mr. Parker und riss mich aus meinen Gedanken, ,,Weißt du das...?"

Ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen, doch all zu viel Zeit dazu hatte ich nicht.

Nach einer kurzen Autofahrt waren wir schließlich in einer etwas städtischerem Gegend angekommen und dann standen wir schließlich vor dem Krankenhaus.
Meine Augen waren geschwollen und mein Herz raste, als ich zusammen mit Mr. Parker den Eingangsbereich betrat.
Ärzte wuselten durch die Gegend, doch das bekam ich kaum mit, genauso wenig wie ich mitbekam, dass Mr. Parker am Empfangstisch nach Louis fragte.

Wie mit einem Tunnelblick stand ich wenig später im Aufzug.
Mein Kopf dröhnte, doch ich war entschlossener denn je.
Sobald der Aufzug hielt, hatte ich das Gefühl wacher zu werden, was wohl an der ansteigenden Aufregung lag.
Ich betrat neben Mr. Parker den Flur und humpelte auf die Tür am Ende des Flurs zu.
Die Gefühle, die mich, während ich vor der Tür stand, durchfluteten waren unglaublich.
Ich atmete tief durch und schaute dann zu Mr. Parker, der mir aufmunternd zu lächelte.

Ich fokussierte mich auf die Tür und legte dann zitternd meine Hand auf die kalte Türklinge.
Ich drückte sie nach unten und die Tür öffnete sich langsam nach innen.

Zwischen Verlust und Hoffnung | Larry StylinsonWhere stories live. Discover now