Kapitel 1

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Den Fangorn hinter sich lassend, machten sich Aragorn, Gandalf, Legolas und Gimli auf den Weg in Richtung Edoras.
Doch sie kamen nicht weit, da sahen sie eine Person am Wegesrand sitzen, welche sich schließlich erhob und wirkte, als wolle sie sich ihnen in den Weg stellen.
Eingehüllt in einen bodenlangen, dunkelgrünen Mantel, den ihren aus Lorien nicht unähnlich, jedoch mit Ärmeln und einer größeren Kapuze, nahm den Gefährten eben jene Kapuze, sowie ein braunes Halstuch, welches über die Nase und den Mund des Unbekannten gelegt war, die Sicht auf dessen Gesicht.
Sie drosselten ihre Geschwindigkeit und kamen mehrere Fuß weit vor der vermummten Gestalt zum Stehen.
„Mithrandir", sprach die Person, griff in die dunkelgrüne Umhängetasche und hielt dann einen Brief in der Hand.
„Wartet hier", forderte Gandalf von seinen Begleitern, stieg von Schattenfell und näherte sich der Gestalt.

Schnell hatte er den Brief gelesen, nickte der Person zu und sprach:
„Wenn dies der Wille Eurer Herrin ist, so werden wir diesem Folge leisten. Doch haben wir einen weiten Weg vor uns, es wäre besser, Ihr würdet mit einem von uns reiten."
„Nicht nötig", antwortete sein Gegenüber, bevor er eine kurze Tonfolge pfiff.
Wissend neigte Gandalf den Kopf und ging zurück zu seinen Begleitern.

Drei Augenpaare sahen ihm fragend entgegen.
„Freunde, ich weiß, dass ihr mir euer Vertrauen schenkt", fing er an. „Und ich vertraue der Herrin Galadriel. Deshalb bitte ich euch, euch ihrem Willen zu beugen. Galadriel hat uns einen neuen Begleiter geschickt. Er soll nicht Boromirs Platz einnehmen, uns aber auf unserer lagen Reise zur Seite stehen. In Galadriels Augen ist das Schicksal dieser Person eng verknüpft mit dem Ausgang unserer Mission, weshalb sie zunächst unerkannt bleiben sollte. Bis zum Abend wird sich sicher zeigen, ob sie für unsere Reise von Nutzen sein wird und wir sie in unserer Gemeinschaft aufnehmen, oder sie im Schutz der Dunkelheit nach Lorien zurückkehren wird."

Niemand wagte es Galadriels Wunsch abzulehnen, doch warfen sich Aragorn, Gimli und Legolas zweifelnde Blicke zu.
Als sie wieder zu der verhüllten Person schauten, sahen sie ein schwarzes, großes Pferd, welches direkt auf diese zu galoppierte.
Kurz vor ihr wurde das Pferd langsamer und blieb schließlich stehen, streckte der Person den Kopf entgegen und ließ sich die Stirn streicheln.
Es trug Zaumzeug, jedoch keinen Sattel, und nicht nur Gimli überlegte, wie die zierliche wirkende Gestalt es auf den Rücken des Pferdes schaffen wollte. Da hob das Pferd das Vorderbein an, die Person setzte ihren Fuß darauf und schwang sich geschickt hinauf auf den Rücken.
Kurz richtete sie den Bogen auf ihrem Rücken, schob den Köcher zurecht und wartete dann, auf ihre neuen Reisegefährten.


Der Ritt verlief ruhig und schweigsam, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und erst zur Mittagszeit legten sie eine kleine Rast ein.
Noch nicht zur Gruppe gehörend, hielt sich ihr neuer Reisebegleiter bei den grasenden Pferden auf und behielt die Umgebung im Auge.
Plötzlich, in einer fließenden Bewegung, nahm er den Bogen vom Rücken, legte blitzschnell zwei Pfeile ein und schoss sie in die Wolken.
Kurz darauf fielen zwei schwarze Vögel vom Himmel.
„Crebain", meinte Legolas ungläubig, welcher die Späher Sarumans trotz seiner scharfen Augen nicht gesehen hatte.
Als die Gefährten nun gen Himmel schauten, sahen sie einen ganzen Schwarm auf sie zukommen.
„Wir sollten uns beeilen, wer weiß welche Kreaturen uns Saruman auf den Weg schicken wird", sagte Gandalf und trieb die Gruppe zu den Pferden, um schnell weiter zu reiten.


Die Männer waren nun sehr wachsam und tatsächlich kam ihnen nachmittags eine Gruppe Orks entgegen.
Legolas und die verhüllte Person nahmen ihre Bogen und brachten schon einige Orks zu Fall, bevor die beiden Gruppen richtig aufeinander trafen.
Dann schloss sich der Neuling Aragorn, Gimli und Gandalf an und stieg vom Pferd, während Legolas in einem großen Bogen weiter um sie ritt und seine Pfeile fliegen ließ.
Gimli mit seiner Axt, Aragorn mit seinem Schwert, Gandalf mit seinem Stab und die unbekannte Person mit ihrem Elbenschwert bahnten sich einen blutigen Weg durch die Masse und hatten bald schon die Orks vernichtet, welche Legolas übrig ließ.
Es war ein kurzer aber kräftezehrender Kampf, den die Gefährten ohne große Wunden überstanden.
Der Abend nahte und sie beschlossen noch ein kurzes Stück zu reiten, fort von dem Haufen stinkender Orkleichen, bevor sie eine weitere Rast einlegten.


Die Sonne versank rot glühend hinter den Hügeln und die Zeit für die Gefährten kam, über ihre neue Begleitung zu entscheiden.
An einem kleinen See hielten sie, tränkten ihre Pferde und ließen diese mit der unbekannten Person zurück, um sich in Ruhe unterhalten zu können.
Mehrere Schritte entfernt, außerhalb ihrer Hörweite, jedoch nahe genug um schnell zu Hilfe eilen zu können, sollte dies von Nöten sein, ergriff Gandalf das Wort.
„Ich denke, die Zeit ist reif, uns zu entscheiden, ob wir unsere neue Begleitung in die Gemeinschaft aufnehmen, oder sie nach Lorien zurückschicken sollen. Doch bedenkt, ist einmal eine Entscheidung getroffen, so ist sie für uns alle bindend. Ich denke, er hat uns gezeigt, dass er einem Kampf nicht aus dem Weg geht und uns eine Hilfe sein kann. Darum spreche ich mich für ihn aus."
„Noch einen Elb auf unserer Reise?", überlegte Gimli und sah grinsend zu Legolas. „Doch ich muss zugeben, er hat sogar bessere Augen als unser Elbenprinzlein und kämpfen kann er auch. Das werde ich auch weiterhin Seite an Seite mit ihm."
„Auch ich kann mich dem nur anschließen. Er hat gezeigt, dass er kämpfen kann und ich denke, in diesen dunklen Stunden können wir jede Hilfe brauchen", sagte Aragorn.
„Nun denn, so soll es sein", beendete Legolas die kurze Besprechung.


„Die Entscheidung fiel nicht wirklich schwer und ich heiße dich Willkommen in unserer Gemeinschaft", meinte Gandalf lächelnd.
Die unbekannte Person nickte, zog sich das Halstuch von der Nase und die Kapuze vom Kopf.
Gandalf schmunzelte weiter, als er die überraschten Gesichter der Gefährten sah.
„Eine... eine Frau", stammelte Gimli und starrte seine neue Reisegefährtin an.
„Curia", platzte es aus Legolas und seine Augen verengten sich. „Was tust DU denn hier?"
Nun blickten Gimli, Aragorn und Gandalf fragend zwischen Legolas und der Frau hin und her.
„Es stimmt, Herr Zwerg, ich bin eine Frau, was mit ein Grund dafür war, unerkannt mit euch zu reisen. Ich glaube, keiner von euch hätte mich sonst kämpfen lassen, um zu zeigen, dass ich eben dieses kann. Und wie Legolas schon sagte, mein Name ist Curia. Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen."

Während Legolas Curias Worten zuhörte, verfinsterte sich seine Miene immer mehr und er fragte noch einmal, diesmal in einem schärferen Ton. „Was tust du hier?"
„Euch helfen, wie es meine Herrin vorgesehen hat", antwortete Curia und sah zu Boden, da sie seinem Blick nicht standhalten konnte.
Legolas antwortete darauf nur mit einem wütenden Schnauben und entfernte sich von der Gruppe.
Mit solch einer Reaktion hatte Curia gerechnet, seit sie am Morgen gesehen hatte, wer da mit Gandalf reiste und ihr Reisegefährte werden sollte, dennoch traf es sie.
Verwirrt sahen die verbleibenden drei Gefährten dem Elben nach.
Da ergriff Gandalf das Wort. „Ihr kennt euch?"
„Ja, Herr Gandalf, wir kennen uns schon eine lange Zeit, sehr gut sogar. Bis sich vor ungefähr 350 Jahren unsere Wege trennten. Legolas ist... nein war, mein Verlobter", beantwortete Curia die Frage mit zitternder Stimme.
Die ganze Geschichte ging ihr selbst nach all den Jahrzehnten noch nahe.

Schweigen umhüllte die Gruppe für einige Augenblicke, mit solch einer Antwort hatte keiner der Männer gerechnet.
Letztlich war es Gandalf, welcher das betretene Schweigen durchbrach und die Gruppe zum Aufbruch drängte.
„Heute Nacht ist Vollmond und wir haben gutes Licht. Wir sollten schauen, dass wir uns wieder auf den Weg machen."
Gandalf und Aragorn saßen auf, Gimli führte Arod zu Legolas und auch Curia pfiff Bento zu sich.
Sie wartete auf Einwände, rechnete damit nun doch zurück nach Lorien geschickt zu werden, doch nichts dergleichen wurde angesprochen und so schwang auch sie sich auf den Rücken ihres Pferdes, um mit der Gruppe ihren Weg nach Edoras fortzusetzen.  

Tochter der Sterne (Der Herr der Ringe FF)Where stories live. Discover now