Kapitel 5

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Legolas hatte die Hornburg kurz nach Curia verlassen.
Drinnen erschien es ihm plötzlich zu voll und stickig.
Tief in Gedanken fand er sich bald auf einem der Wehrtürme wieder, welcher zum noch intakten Teil des Walls gehörte.
Der Aufruhr in seinem Inneren wollte nicht verebben, selbst als er den Blick in den Himmel richtete.
Die Sterne funkelten und hatten etwas Tröstliches an sich.
Sie waren was sie waren und konnten sich nicht verstellen, doch sie konnten ihm auch keine Antworten geben.
Dabei waren es die vielen Fragen und Zweifel, die ihn quälten und seinen Geist nicht zur Ruhe kommen ließen.
Jemand spielte ein böses Spiel mit ihm und belog ihn.
War es Nessa oder Curia?
Wut stieg in ihm hoch.
Warum nur hatten sie das überhaupt angesprochen?
Die letzten Tage waren er und Curia doch auch ohne zu reden ausgekommen und obwohl ihre Aussage zwischen ihnen gestanden hatte, hatten sie doch Seite an Seite gekämpft und einander geholfen.
Sie hätten es dabei belassen sollen.
Nur allzu oft war es besser zu schweigen, als zu reden, auch wenn die Menschen das nicht so sahen.
Was hatte ihn nur geritten, dass er diese Aussage aus der Welt hatte schaffen wollen?
Er selbst wusste, dass er Curia niemals den Tod gewünscht hatte, das hätte ihm reichen sollen.
Was sie dann erzählt hatte, war ohnehin an den Haaren herbeigezogen.
Oder etwa nicht?
Es war nur ein kurzer Augenblick gewesen, indem sein Herz in ihren Augen erkannt hatte, dass ihr Schmerz echt war, dass dieser auch heute noch anhielt, dass sie ihn nicht hatte verlassen wollen.
Doch dieses leichte Ziehen in seinem Herzen durfte er nicht zulassen, er durfte ihren Worten keinen Glauben schenken und seinen Gefühlen keinen Raum geben.
Denn ließ er all das zu, musste er sich eingestehen, dass Nessa ihn belogen hatte.
350 Jahre lang.
Das konnte sie nicht. Sie liebte ihn und auch er hegte starke Gefühle für sie, sie hatte ihm durch die dunklen Jahre geholfen und Curia beinahe vergessen lassen.
Niemals hätte sie ihre Beziehung auf einer solchen Lüge aufgebaut.
Oder etwa doch?
Betrübt ließ er den Kopf sinken.
Auf keine seiner Fragen würde er eine Antwort bekommen, von welcher er sicher sein konnte, dass sie der Wahrheit entsprach.
Er musste sich einfach auf ihre Mission konzentrieren, deswegen war er hier und nur das zählte.
Seit 350 Jahre lebte er mit dem Schmerz und der Frage nach dem Warum, er würde es auch weitere 350 Jahre aushalten, sollte es Mittelerde noch so lange geben.


Im Stall kam ein junger Stallbursche auf Curia zu.
„Seid Ihr Fräulein Curia?", fragte er, ohne ihr dabei in die Augen zu sehen.
„Ja, das bin ich. Und mit wem habe ich die Ehre?", entgegnete sie.
„Ich bin Eljan. Ich wurde dazu eingeteilt mich um die Pferde zu kümmern. Fräulein Curia ... ich, ähm... also wie soll ich es sagen?", stammelte der Junge, der nicht älter als 14 Jahre sein konnte.
„Ganz ruhig, Eljan. Was hast du auf dem Herzen, mein Junge?"
„Nun ja, es tut mir leid, aber ich kann Euer Pferd nicht finden. Ich habe alle Boxen kontrolliert und auch draußen die Weide, aber ich kann Euren Hengst nicht finden. Bitte verzeiht mir."
Eljan war bei jedem Wort kleiner geworden und richtete seinen Blick noch immer beschämt zu Boden. Er hatte eindeutig Angst vor Curias Reaktion.
Curia jedoch lächelte freundlich und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Mit großen Augen sah der Junge nun zu ihr auf.
„Du trägst keine Schuld daran, dass mein Pferd nicht hier ist. Er ist ein Freigänger und lässt sich nicht gerne in einen Stall sperren. Da es die Situation nach unserem Sieg zulässt, ist er irgendwo da draußen in der Steppe und macht, wonach ihm der Kopf steht", erklärte sie.
Eljans Gesicht hellte sich merklich auf. „Wirklich? Und wie kommt er zu Euch zurück?"
„Ich pfeife eine kurze Tonfolge und er kommt zu mir", antwortete sie. „Glaube mir, du machst deine Arbeit hier gut. Und ich danke dir, dass du so ehrlich warst und mir gesagt hast, dass du ihn nicht findest. Das hätten sich mancher sicher nicht getraut."
Nun breitete sich sogar ein Lächeln im Gesicht des Jungen aus.
„Vielen Dank, Fräulein Curia, und gute Nacht", wünschte er mit leuchtenden Augen.
„Gute Nacht, Eljan", verabschiedete sich Curia und trat wieder ins Freie.
Der Schmerz an ihren Rippen hatte stetig zugenommen und sie sah ein, dass es besser wäre, in den heilenden Häusern danach sehen zu lassen. So konnte sie vielleicht auch noch Haldir einen Besuch abstatten.

Tochter der Sterne (Der Herr der Ringe FF)Onde histórias criam vida. Descubra agora