Kapitel 8

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Der dunkle Schleier lichtete sich langsam und Curia spürte Kälte. Diese Kälte schien ihre klammen Finger nach ihr auszustrecken und sie komplett zu umhüllen.
Hinzu kam der Gestank.
Sie wusste nicht, wo sie sich befand, doch musste hier zuvor etwas widerliches gehaust haben.
Der Gestank nahm ich die Luft zum Atmen und Curia musste husten.
Da kam er mit voller Wucht zurück. Der Schmerz.
In ihrem Kopf schien etwas zu explodieren und Curia wünschte sich zurück in die Dunkelheit.
Doch blieb ihr dieser Wunsch verwehrt.

Als sich der Schmerz nach einiger Zeit ein wenig gelegt hatte, öffnete sie ihre Augen.
Es war dunkel, doch erkannte sie die Decke, weit über ihr. Sie versuchte sich aufzusetzen, was ein erneutes Gewitter in ihrem Kopf verursachte, doch sie schaffte es sich aufrecht hinzusetzen und sich gegen die Wand zu lehnen.
Sie war in einem kleinen Raum, einem leeren Raum.
Ihr Blick schweifte einmal von links nach rechts, doch sie sah nicht mehr als die Mauern und eine Türe. Im oberen Teil der Türe war eine kleine, vergitterte Öffnung.
Ihr wurde schwindelig, als sie aufstand und sie stützte sich an den Wänden ab, um zu der Tür zu gelangen.
Viel zu sehen gab es auf der anderen Seite nicht. Ein leerer Flur, welcher durch eine Fackel, ein Stück entfernt, erhellt wurde.
Curia lehnte ihre Stirn gegen das kalte Metall der Türe.
Sie erinnerte sich an die Schlacht, den Kreis der Orks, den Uruk Hai und den Nazgul.
Aber wo hatte man sie hingebracht?
War die Schlacht vorbei und verloren?
Was war mit ihren Gefährten?
Die Kälte der Tür zog in ihren Körper und ihr fiel auf, dass sie keinen Mantel trug. Auch ihre Waffen hatte man ihr abgenommen.
Mit zitternden Fingern tastete sie ihren Gürtel ab. Immerhin den kleinen Dolch hatte niemand gefunden. Er könnte ihr Weg hier raus sein, sollte sie denn wissen, wo sie hier war.


Curia war es wie Stunden vorgekommen, doch wie viel Zeit sie hier tatsächlich schon verbracht hatte, konnte sie nicht sagen. Keine Geräusche und kein Tageslicht erreichte sie, um ihrem Zeitgefühl irgendeinen Anhaltspunkt zu geben.
Die Türe öffnete sich und ein Ork stellte sich in den Türrahmen.
„Steh auf und strecke die Arme nach vorne", forderte er.
Es war nur ein Moment, in dem sie überlegte, ob sie ihren Dolch nutzen sollte, doch sie hatte gehört, dass weiter Orks im Flur auf sie warteten. Weit würde sie sicher nicht kommen und der Weg hinaus war ihr unbekannt.
Zuerst musste sie sich einen Überblick verschaffen, herausfinden wo sie hier war und sich dann einen Fluchtweg zurechtlegen.
Also stand sie auf, trat vor den Ork und hielt ihm ihre Arme entgegen.
Grinsend sah der hässliche Ork zu ihr auf und fesselte ihre Handgelenke aneinander, dann stieß er sie unsanft aus ihrer Zelle auf den Flur.

Zwei Orks liefen voraus, zwei gingen hinter Curia.
Sie stiegen eine Treppe hinauf, die so schnell keine Ende nehmen wollte.
Immer wieder führten Gänge davon ab, doch zuletzt wand sich die Wendeltreppe Stufe um Stufe in die Höhe, bis sie vor einer einzigen Türe endete.
Durch diese Türe wurde Curia ins Freie geführt.
Es war dunkel und kalt, doch hinter ihr musste es eine flackernde Lichtquelle geben, die ihre Schatten tanzen ließ. Sie liefen um die Ecke und standen vor einem riesigen, brennenden Auge.
Curia wurde geblendet und die Schmerzen in ihrem Kopf meldeten sich wieder.
Plötzlich hörte sie diese kratzige Stimme.
„Willkommen in deiner neuen Heimat Mordor. Hatten meine Späher also recht und die Tochter der Sterne kämpft für die Menschen. Welch eine Verschwendung, dein gesegnetes Leben für diese armseligen Sterblichen zu riskieren."
„Was willst du von mir, Sauron?", fragte Curia und spuckte seinen Namen dabei fast schon aus.
„Ich möchte dir die Chance geben, dich mir freiwillig anzuschließen."
Curia lachte auf. „In mir wirst du keinen Verräter finden, wie einst in Saruman."
„Das solltest du dir noch einmal überlegen, meine Schönheit", meinte Sauron. „Ich habe Pläne mit dir und diese werde ich umsetzen, ob mit oder ohne deine Zustimmung. Schon bald wirst du ein Kind von einem meiner Männer empfangen und dieses Kind wird wie du, unter dem Segen der Valar stehen. Ich werde mich dem Körper des Kindes bemächtigen und kein Elb wird es wagen, eine Waffe gegen mich zu richten. Du wirst als meine Königen neben mir stehen und zusammen werden wir über Mittelerde herrschen."
„Solange ich meinen eigenen Willen habe, werde ich alles dafür tun, um deine Pläne zu durchkreuzen. Und wenn ich mich zu Tode hungern muss, ich werde kein Kind für dich austragen. Dein Untergang steht bevor und ich werde ihn mit Freude bejubeln", gab sie angewidert zurück.
Nun war es Sauron, der lachte. „Du glaubst immer noch, deine Freunde könnten mir etwas entgegensetzen? Bald schon steht den Menschen der Untergang bevor, nicht mir. Und was deinen Willen angeht, so können wir gerne daran arbeiten, diesen zu brechen, also überlege es dir gut. Denn auch wenn ich deinen Körper noch brauche, ist mir deine Seele gänzlich egal."
„Niemals werde ich mich dir fügen", schnaubte Curia hocherhobenen Hauptes.
„Somit hast du den Weg der Qualen gewählt!"
Wie auf ein Zeichen hin, setzten sich die vier Orks wieder in Bewegung und zogen Curia mit sich.
Es ging die Treppe hinab, doch kam es Curia kürzer vor als auf dem Weg nach oben.
Sie wurde in einen Raum geschoben, rechnete mit ihrer Zelle, aber wurde schnell eines Besseren belehrt.

Von der Decke und an den Wänden hingen Ketten, auf einem Tisch lagen verschiedene Waffen und Werkzeuge, und es stank noch ekelerregender als in ihrer Zelle.
Curia kämpfte gegen die Übelkeit und die Angst, die ihr allein beim Anblick dieses Raumes die feinen Härchen im Nacken aufstellte.
Der größte der Orks kettete ihre Fesseln in der Mitte des Raumes fest, über einen Flaschenzug zog ein anderer Ork an der Kette, bis Curia mit den Armen über ihrem Kopf auf Zehenspitzen stand.
Der Ork, der ihr in ihrer Zelle die Hände gefesselt hatte, nahm eine Peitsche vom Tisch und stellte sich hinter sie
„Wem hast du dich der Treue verpflichtet?", fragte er.
„Ich bin niemandem der Treue verpflichtet", antwortete Curia und stöhnte auf, als sie nur einen Augenblick später die Peitsche auf ihrem Rücken spürte.
Sie verlor das Gleichgewicht und ein stechender Schmerz zog von ihren Schultern in den Nacken und bis in die Ellenbogen.
„Wem hast du dich der Treue verpflichtet", fragte der Ork erneut.
Diesmal antwortete Curia nicht und war auf den Peitschenhieb vorbereitet.
Dennoch übertraf der Schmerz auf ihrem Rücken den Schmerz in ihren Armen.
Beim ersten Treffer hatte es ihre Tunika zerrissen, nun hatte die Peitsche ihre nackte Haut getroffen.
Fest presste sie ihre Lippen aufeinander, versuchte das Gleichgewicht zu halten und einen Schrei zu unterdrücken.
Sie würde nicht schreien. Diese Genugtuung würde sie diesen dreckigen Orks nicht geben.
Immer wieder wurde sie nun das gleiche gefragt, schwieg und ließ die Peitsche über sich ergehen.
Sie zuckte bei jedem Hieb zusammen, merkte wie das Blut über ihren Rücken und den Rest ihrer Tunika rannte, doch gab keinen Ton von sich.

Tochter der Sterne (Der Herr der Ringe FF)Where stories live. Discover now